Costa-Chef will nach den Havarien "aus dem Geschehenen lernen"

Erst kentert das Kreuzfahrtschiff "Costa Concordia" mit mehr als 4200 Menschen an Bord vor der Insel Giglio. Dann havariert die "Costa Allegra" nach einem Brand im Indischen Ozean. Der Chef der Reederei, Pier Luigi Foschi, erklärt in einem dpa-Interview, wie er seine Kreuzfahrtschiffe sicherer machen und das Vertrauen der Kunden zurückgewinnen will. Nach den schweren Vorwürfen gegen den Kapitän der "Costa Concordia", Francesco Schettino, schwebt Foschi auch ein besseres Team-Management auf den Kommandobrücken vor.

Was will die Reederei in Sachen Sicherheit und Service verbessern?
Pier Luigi Foschi: Wir gehen diese Unfälle, die in ihrer Art und den Folgen völlig verschieden sind, mit großem kritischen Bewusstsein an. Natürlicherweise gibt es Lektionen, die daraus gezogen werden müssen, vor allem aus dem Fall der "Costa Concordia", aber nicht nur. Zur "Costa Concordia": Eine größere Überprüfung all unserer Sicherheitsprozeduren ist im Gange, eingeschlossen dabei eine, die auch Ausbildungsabläufe für unsere Belegschaft betreffen könnte. Wir gehen das auf eine sehr demütige Weise an und müssen das, was wir aus den Geschehnissen um die "Costa Concordia" lernen, auf alle unsere derzeitigen Prozeduren und Programme übertragen.

Müssen Aus- und Fortbildung der Offiziere verbessert werden?
Foschi: Was die Auswahl der Kapitäne angeht, so ist das ein Verfahren, das ständig verbessert wird. Schettino wurde 2006 zum Kapitän ernannt, und wir haben Unterlagen, die beweisen, dass sein Verhalten bis zu jenem Moment von großer fachlicher Fähigkeit geprägt war und dass er nie in Unfälle verwickelt war. Wir überprüfen jetzt die Prozeduren (für die Auswahl von Kapitänen).

Wie soll das Vertrauen der Kunden zurückgewonnen werden?
Foschi: Wir können sagen, dass das Zusammentreffen dieser Ereignisse für das Unternehmen sehr heikel ist. Denn die Marke war in beiden Fällen betroffen. Wir müssen das Vertrauen der Verbraucher zurückgewinnen und die Stärke des Firmennamens wiederherstellen, so wie es vor dem Unfall der Costa Concordia war. Wir haben eine Kampagne vorbereitet, die - zunächst indirekt und später dann direkter - aus einer Reihe von Maßnahmen bestehen wird, um den Firmennamen auf dem Markt weiter zu fördern. Das wird es erlauben, dass wir uns auf die Qualität des von uns angebotenen Produkts konzentrieren. Wir werden aber auch daran arbeiten, die Sicherheitsmaßnahmen zu perfektionieren.

Müssen gesetzliche Bestimmungen geändert werden?
Foschi: Was Veränderungen der Schifffahrtsgesetzgebung angeht, so müssen wir darüber noch mit der italienischen Regierung sprechen. Es könnte auch internationale Implikationen haben. Was ich vorschlagen will, ist eine kollektivere Form der Leitung auf der Kommandobrücke. Dabei würde der Kapitän der Kapitän bleiben, aber nicht jedes Mal persönlich Kommandos geben müssen. Mehr Team-Management würde es anderen Offizieren erlauben, dann einzugreifen, wann immer etwas schief geht.

Wie sehen Sie die Zukunft des Kreuzfahrtgeschäfts allgemein?
Foschi: Der Kreuzfahrtsektor hat in den letzten Jahren auf dem Gebiet des Tourismus zugelegt, auch wenn es sonst einen Abschwung gegeben hat. Ich bin in vernünftigem Maße optimistisch, was Kreuzfahrten angeht. Die Unfälle haben den Sektor offenkundig getroffen, vor allem Costa Crociere. Wenn wir uns aber die anderen Bereiche des Tourismus ansehen, denke ich, dass es zwar eine kurzfristige (negative) Auswirkung geben wird, die Dinge sich jedoch mittelfristig wieder einpendeln.

Wäre nicht ein anderer Firmenname nach diesen Unfällen sinnvoll?
Foschi: Costa Crociere ist seit mehr als 60 Jahren im Kreuzfahrtgeschäft, es ist die am stärksten internationale Marke, von den Passagieren her gesehen. Ich kann versichern, dass der Name Costa Crociere weiterbestehen bleibt, wir aber auf einen schwierigen Moment auf den Märkten vorbereitet sind.

Teilen
Drucken

Kundenservice

Sie haben Fragen? Kontaktieren Sie uns gerne.

Kundenservice

Sie haben Fragen? Kontaktieren Sie uns gerne.

Nach oben