Besatzung ist frei
Der seit drei Wochen vermisste Frachter «Arctic Sea» ist nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums vor den Kapverdischen Inseln entdeckt worden. Die russische Besatzung sei gesund und auf ein russisches Kriegsschiff gebracht worden, teilte Verteidigungsminister Anatoli Serdjukow in Moskau mit. Das Schiff sei um 01.00 Uhr Moskauer Zeit (Sonntag, 23.00 Uhr MESZ) rund 300 Seemeilen (550 Kilometer) vor dem Inselstaat Kap Verde gefunden worden.
Die 15 russischen Seeleute würden derzeit von Ermittlern vernommen. Das russische Schiff «Ladny» der Schwarzmeerflotte habe die Männer an Bord genommen, hieß es. Rund 20 Länder hatten in den vergangenen Tagen nach dem Schiff gesucht.
Die Chronologie der rätselhaften Ereignisse um die "Arctic Sea":
24. Juli: Nahe der schwedischen Ostseeinseln Gotland und Öland rast ein großes Gummiboot auf die «Arctic Sea» zu. Wie Medien später berichten, geben sich acht bewaffnete Männer als Drogenfahnder aus, nehmen die 15 russischen Besatzungsmitglieder gefangen, prügeln mit Gewehrkolben auf Widerspenstige ein und lassen das Schiff ohne erkennbaren Kurs im Zickzack oder Kreis fahren. Nach zwölf Stunden verschwinden die mutmaßlichen Piraten unerkannt und ohne Beute.
28. Juli: Die britische Küstenwache hat Funkkontakt zur «Arctic Sea», die gerade die Straße von Dover durchquert.
30. Juli: Das 98 Meter lange Schiff wird vor der nordfranzösischen Küste geortet.
31. Juli: Schwedens Polizei ermittelt mit Hochdruck. Der zuständige Fahndungschef bestätigt der Zeitung «Expressen», dass die Reederei einen Bericht bei der russischen Botschaft in Helsinki abgeliefert hat. Die Behörden in Moskau hätten die Polizei in Schweden aber erst vor kurzem eingeschaltet. Das 4000-Tonnen-Schiff soll inzwischen vor Spanien oder Portugal unterwegs sein.
12. August: Russlands Marine beteiligt sich an der internationalen Suche nach dem 4000-Tonnen-Schiff. Präsident Dmitri Medwedew befiehlt, «alle notwendigen Maßnahmen» zum Auffinden und notfalls zur Befreiung des Schiffs zu unternehmen.
13. August: Neben der Möglichkeit eines Piratenüberfalls in Nord- oder Ostsee ist nun auch Waffen- oder Drogenschmuggel sowie die Beteiligung der osteuropäischen Mafia im Gespräch. Die russische Marine konzentriert sich bei ihrer Suche auf die Gegend um Gibraltar
Spanische Behörden dementieren Berichte, wonach der Frachter San Sebastian angelaufen haben soll. Der Hafen der nordspanischen Stadt könne ein Schiff mit den Ausmaßen der „Arctic Sea" gar nicht aufnehmen, hieß es. Auch im nahe gelegenen Pasajes, wo ein Anlauf möglich wäre, sei ein solches Schiff nicht gesehen worden..
14. August: Ein Sprecher der EU-Kommission sagt, es habe nach dem mysteriösen Überfall in der Ostsee einen zweiten Angriff vor der Küste Portugals gegeben. Lissabon bestreitet dagegen, dass sich die «Arctic Sea» in den vergangenen Tagen in portugiesischen Gewässern bewegt hat.
Ein ranghoher Militärsprecher in Brüssel sagt der russischen Agentur Itar-Tass: «Das Schiff ist nicht gesunken. Seine Position ist bekannt, wird aber aus taktischen Gründen nicht bekanntgegeben.»
Die Regierung Kap Verdes teilt mit, dass das Schiff rund 400 Seemeilen (720 Kilometer) nördlich des Inselstaates vor der westafrikanischen Küste gesichtet wurde.
15. August: Russland weist die Angaben der kapverdischen Regierung zurück. Die Information habe sich nicht bestätigt.
Finnische und russische Nachrichtenagenturen berichten, die «Arctic Sea» habe am Vormittag aus der Biskaya vor der westfranzösischen Atlantikküste ein Positionssignal gesendet. Der finnische Reeder dementiert kurze Zeit später die Angaben.
Laut finnischer Polizei fordern Unbekannte eine «beträchtliche Summe» als Lösegeld für die Freigabe des Schiffes.
17. August: Der russische Verteidigungsminister Anatoli Serdjukow teilt mit, die Besatzung des vermissten Frachters sei in Sicherheit.