Belugas Offshore-Sparte vor dem Aus

Nach dem Chartering-Kerngeschäft scheint bei der Beluga-Gruppe mit der Offshore-Sparte nun auch das zweite große Standbein vor dem Aus zu stehen.
Ende vergangener Woche wurde ein Insolvenzantrag für die Beluga Offshore Cable GmbH gestellt. Nur kurze Zeit später ereilte das gleiche Schicksal auch das mehrheitlich zu Beluga gehörende Elsflether Zentrum für Maritime Forschung (EZfMF). Die Reederei hält 51 Prozent an der Einrichtung, die Jade Hochschule die restlichen Anteile.
Der Antrag für das EZfMF sei wie schon die vorangegangenen auf die mehrfach genannten „erheblichen finanziellen Unregelmäßigkeiten in Hinblick auf Umsatz und Liquidität“ zurückzuführen, bestätigte Beluga-Sprecher Klaus-Karl Becker dem THB. Auch in diesem Fall betreffen die Verfahren aktuell nicht die Beluga Group und andere Tochtergesellschaften, zu deren Zukunft noch Gespräche laufen. Den Angaben zufolge musste die junge Offshore-Firma Insolvenz beantragen, weil von der angeschlagenen Reedereigruppe keine Gelder mehr in das Projekt flossen. Damit war die Fortführung des Unternehmens  nicht mehr möglich. Die Beluga Offshore Cable sollte mittelfristig Kabellegerschiffe konzipieren und betreiben.
Von dem wirtschaftlichen Aus der Offshore-Firma dürfte auch die Bremerhavener Lloyd Werft betroffen sein. Denn nach einem Bericht des Weser-Kuriers war der Auftrag von Beluga für ein Spezialschiff anders als zunächst angenommen noch nicht abgeschlossen. Letzte Finanzierungsdetails seien noch offen gewesen, als die Reederei in die schwere Krise rutschte. Bei der Werft war am Freitag kein Mitarbeiter für eine Stellungnahme erreichbar.
Der Zeitung zufolge wurde außerdem das Joint Venture Beluga Hilgefort Construction aus dem Handelsregister gelöscht. Gemeinsam mit dem Anlagenbauer Hilgefort wollte Beluga Fundamente für Windkraftanlagen fertigen.
Die Beluga Offshore GmbH besteht indes weiterhin. Sie ist zu 50 Prozent an Beluga Hochtief Offshore beteiligt, das derzeit ein Errichterschiff in Polen bauen lässt. Wie lange aber ein Insolvenzantrag für die Beluga-Tochter Beluga Offshore Service GmbH noch verhindert werden kann, ist offen. Wahrscheinlich steht auch dieses Unternehmen vor dem Aus. Im Fall des ebenfalls bedrohten Beluga College, eine Schule mit Schwerpunkt auf Schifffahrtsberufe, arbeitet die Reederei-Geschäftsführung laut Becker intensiv an einer Lösung. Es gehe dabei schließlich um junge Menschen, die ihr Abitur erlangen wollen. „Notfalls muss auch über eine Zwischenfinanzierung nachgedacht werden, bis der aktuelle Jahrgang seinen Abschluss gemacht hat“, sagte der Sprecher am Freitag.
Unterdessen wurden neue Details zu den Betrugsvorwürfen gegen den ehemaligen Reedereichef Niels Stolberg bekannt. Nach einem Bericht des Handelsblatt hat er mit einigen Managern jahrelang erfundene Aufträge und Umsätze angegeben, die nie existierten. Die Zeitung beruft sich auf Unterlagen, die der Staatsanwaltschaft vorliegen. Einerseits kamen demnach durch fiktive Rechnungen an Firmen in Panama und auf den britischen Jungferninseln Umsätze von mehr als 150 Millionen Dollar zu Stande. Außerdem soll Stolberg das Orderbuch massiv manipuliert haben, um Investoren anzulocken. Dem Bericht zufolge gab Beluga den Auftragsbestand mit 800 Millionen Dollar an. Tatsächlich betrug der Wert aber nur 58 Millionen. Wegen der laufenden Ermittlungen wollten sich auf THB-Anfrage weder die Staatsanwaltschaft, noch Beluga oder Anteilseigner Oaktree sich zu den Vorwürfen äußern.

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