Arbeitnehmer kämpfen um Hapag-Lloyd
Die Arbeitnehmer der Reederei Hapag-Lloyd wollen für den Erhalt ihres Unternehmens am Standort Hamburg kämpfen. Zunächst seien Unterschriftensammlungen und ein Solidaritätsfest geplant; später sollen härtere Kampfmaßnahmen bis hin zu Streiks im In- und Ausland folgen, teilten Vertreter des Betriebsrats und der Gewerkschaft ver.di am Freitag in Hamburg mit. «Hapag-Lloyd ist keine Pleite-Bude, sondern ein gut geführtes, hoch profitables Unternehmen», sagte der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Dieter Lübkemann. Die Arbeitnehmer wollten Politik, Wirtschaft und Bevölkerung der Hansestadt zu einer gemeinsamen Kraftanstrengung für das traditionsreiche Linienreederei aufrufen.
Die Muttergesellschaft des Unternehmens, der Tourismus-Konzern TUI, will sich bis zum Jahresende von der Schifffahrtssparte trennen und hat bereits Verkaufsunterlagen an ausgesuchte Interessenten verteilt. Hapag-Lloyd beschäftigt in der Hamburger Zentrale rund 1200 Arbeitnehmer; weltweit sind es rund 7500. Nach Medienberichten sind vor allem asiatische Konkurrenten an der Übernahme der weltweit fünftgrößten Container-Linienreederei interessiert. Namentlich genannt wird oft die Reederei NOL aus Singapur, die angeblich schon an der Finanzierung der Übernahme arbeitet. Der Preis für Hapag-Lloyd wird auf rund fünf Milliarden Euro geschätzt.
Die Arbeitnehmer sind besonders empört darüber, dass die Reederei an den Meistbietenden verkauft werden soll. «Bei anderen Verkäufen des Konzerns galt das Best-Owner-Prinzip», sagte Lübkemann. Der Zuschlag sei an denjenigen Bieter gegangen, der auch für die weitere Entwicklung der Firma und die Interessen des jeweiligen Standorts und der Arbeitnehmer geeignet schien. Bei dem Hapag-Lloyd-Verkauf gehe es offenbar nur um einen möglichst hohen Verkaufspreis, der den TUI- Aktionären zugutekommen soll. Die unklare Zukunft von Hapag-Lloyd habe bereits dazu geführt, dass qualifizierte Arbeitnehmer das Unternehmen verlassen haben und freie Stellen schwer zu besetzen seien. Die Belegschaft sei verunsichert. Kritik äußerten die Betriebsräte am Informationsverhalten der TUI. Der Verkaufsprospekt sei bislang der Arbeitnehmerseite nicht bekannt. Er solle jedoch in der nächsten Woche zur Einsicht bereitliegen.