„Al Zahraa“ verlässt Bremerhaven

Der Schlepper „Luna A“ nahm die „Al Zahraa“ zur Überführung nach Klaipeda an die Leine: Eckardt
Nach fast 21 Jahren hat der irakische RoRoFrachter „Al Zahraa“ (BRZ 3860) Bremerhaven verlassen. Das 110 Meter lange RoRo-Schiff wird zum Verschrotten ins litauische Klaipeda geschleppt. Dort soll der Schleppzug am kommenden Wochenende eintreffen. Eigentlich sollte die „Al Zahraa“ schon vor einigen Wochen ins Baltikum überführt werden, doch auf Anordnung der Bremer Umweltbehörde musste das Schiff auf Schadstoffe untersucht werden, die schließlich auch von Bord gebracht werden mussten.
Das Umweltressort wollte bei der "Al Zahraa", anders als bei der „Norway“ seinerzeit, sichergehen, dass kein Asbest an Bord ist, wenn das Schiff auf seine letzte Reise geht. Als Anhang des dänischen Schleppers „Luna A“, (40 tbp, ex „Hermes“), verließ die „Al Zahraa“ am vergangenen Freitag Bremerhaven. Aus eigener Kraft konnte sich das Schiff nicht mehr auf den Weg machen, denn vor über 20 Jahren waren bereits die Antriebsmaschinen zur Überholung ausgebaut worden. Die Überführung nach Klaipeda erledigt die Cuxhavener Reederei Otto Wulf, die dafür den dänischen Alfastsen-Schlepper eingechartert hat. Wulf hat auch für den neuen Eigentümer, die Verwertungsgesellschaft im Baltikum, als Agent und Vermittler zwischen ihr und den Interessen der Bremer Behörden gewirkt.
Die 1983 in Dänemark gebaute „Al-Zahraa“ der staatlichen irakischen Reederei „Iraqi Lines“ hatte am 14. August 1990 die MWB-Werft in Bremerhaven für Reparaturarbeiten angelaufen. Während der Reparaturarbeiten verhängte die UNO ein Embargo gegen den Irak als Sanktion wegen des Angriffs auf Kuwait am 2. August 1990. Seit dieser Zeit wurden monatlich aus Bagdad auch immer pünktlich die rund 2000 Euro für die Liegeplatzgebühren, Strom und Wasser bezahlt, eine Agentur aus Bremen kümmerte sich im Auftrag der Reederei vor Ort um alles. 1997 musste das Schiff gedockt werden, da durch die Außenhaut Wasser eingedrungen war und das Schiff zu sinken drohte. In einer Notreparatur wurden daraufhin die Ventile der Ballastanks zugeschweißt. Die Rechnung dafür wurde anstandslos aus dem Irak bezahlt.
Als im Jahr 2002 der zweite Irak-Krieg ausbrach, wurden die beiden an Bord befindlichen Besatzungsmitglieder Adel und Abdullah von ihrer Reederei mehr oder weniger vergessen. Sie verbrachten noch 21 Monate an Bord und waren auf Spenden aus der Bevölkerung angewiesen. Immer wieder gab es Pläne, das Schiff in Fahrt zu bringen, sogar die Bundesregierung hatte sich im Jahr 2009 eingeschaltet, um mit den Irakern nach einer vertretbaren Lösung für das Schiff zu suchen – allerdings vergeblich. Die jetzt an Bord befindliche Besatzung ist die letzte, aber das völlig verrostete Schiff wird wegen seiner Einzigartigkeit in die deutsche Hafengeschichte eingehen.