170 Jahre Seenotrettung in Wustrow

Mit einem Unimog als Zugmaschine wird das Rettungsboot „Barsch“ zu Wasser gelassen, Foto: DGzRS
Ein Ruderrettungsboot mit Wagen und Leinenmörser – mit dieser Ausrüstung begann im Sommer 1847 die Seenotrettung auf dem Fischland.
Großherzog Friedrich Franz II finanzierte damals, rund 18 Jahre vor der Gründung der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS), die erste Seenotrettungsstation im Großherzogtum Mecklenburg-Schwerin. Noch am 1. Oktober desselben Jahres war sie unter der Leitung des Direktors der Wustrower Navigationsschule Ernst Friedrich Schütz schließlich einsatzklar. Viele an der Seefahrtsschule lehrende Kapitäne waren im Lauf der Jahrzehnte Vor- und Rettungsleute der Station.
Auf diese Zeit blicken heute die Seenotretter der DGzRS-Station Wustrow zurück. „Die Menschen gerade in dieser Region haben sich stets zu den Freiwilligen-Besatzungen bekannt und ihre spendenfinanzierte Arbeit nach Kräften unterstützt“, betonte die Organisation jetzt. Für dieses Engagement wolle sie sich nun im Rahmen des Aktionstages am 1. Oktober bedanken. Denn die Geschichte ist ein wichtiger Teil der DGzRS.
So waren es die nach heutigen Maßstäben bescheidenen Anfänge in Wustrow, die unter anderem den sieben Besatzungsmitgliedern des preußischen Schoners „Ceres“ das Leben retteten – ein bedeutender Einsatz, der sich am 24. März 1852 an der Ostseeküste ereignete. Seitdem hat sich der Standort in Wustrow kontinuierlich weiterentwickelt. Den dortigen Anfang machte die DGzRS damals ein Jahr nach ihrer Gründung. Die großherzogliche Station ging dabei in der neuen Organisation auf. Die wiederum setzte fortan einen modernen Raketenapparat und ein neues Ruderrettungsboot ein. Letzteres wurde nach einem ihrer Gründerväter „Dr. Emminghaus“ benannt.
Mehrfach erhielt die Station neue Boote und Gebäude. Der heutige, vierte Rettungsschuppen von 1907 an der Strandstraße, ist seit nunmehr 110 Jahren in Betrieb.
Mit der Teilung Deutschlands musste die DGzRS ihre Arbeit östlich von Travemünde einstellen. Die DDR organisierte den Seenotrettungsdienst staatlich. In Wustrow war noch bis 1963 ein Ruderrettungsboot im Einsatz. Ein Schwimmwagen aus Armeebeständen bewährte sich anschließend nicht. Ab 1979 folgten Schlauchboote und geländegängige Lkw als Zugfahrzeuge.
1990 kehrte die DGzRS schließlich nach Mecklenburg-Vorpommern zurück. 1993 modernisierte sie die Station Wustrow.
Im historischen Rettungsschuppen, wo einst das Ruderrettungsboot auf seinem Ablaufwagen sowie Leinen- und Raketenwagen standen, ist heute das Seenotrettungsboot „Barsch“ auf einem watfähigen Spezialtrailer stationiert. Am Aktionstag kann die Einheit der Sieben-Meter-Klasse ab 11 Uhr im Rahmen des „Open Ships“ besichtigt werden.
Heute sind auf der Station Wustrow 19 freiwillige Seenotretter unter der Leitung von Vormann Karl-Heinz Priebe im Einsatz. ger