Schiffswerft Laboe - Unternehmen mit mehr als 250 Jahren

In der Reparaturhalle der Schiffswert Laboe bringen Dieter Kadau, mit 75 Jahren der älteste Mitarbeiter, und Praktikant Gerrit Scheller (25) ein knall oranges Lotsenboot wieder in Schuss. Gegenüber in der schicken gläsernen Verkaufshalle auf dem Werftgelände präsentiert währenddessen Betriebsleiter Martin Gürke (50) Yachten renommierter Hersteller. Draußen im eleganten werfteigenen Yachthafen "Baltic Bay" mit 345 Liegeplätzen an der Kieler Förde erledigt Bootsbauer Ole Riecken (31) bei schönstem Sommerwetter "Kleinkram" auf einer Segelyacht.

Später, beim Mittagstisch im Restaurant direkt am Wasser auf dem Werftgelände - es gibt Bratkartoffeln mit Spiegeleiern für 5,00 Euro - sagt Gürke zufrieden: "Nach schweren Zeiten der Werft hat sich das neue Konzept als reine Reparaturwerft mit eigener Marina und 'Full Service' seit 2004 voll bewährt." Insgesamt 48 Mitarbeiter haben die Werft und die verschiedenen Einrichtungen auf dem großen Arreal samt Hafenmeisterei, Schiffsbedarf-Shop, Motorenservice und Yachtcharter.

Rückblick im Zeitraffer auf über 250 Jahre Unternehmensgeschichte: Am Anfang steht eine Guts- und Dorfschmiede, gegründet im Jahre 1761 vom Schmiedemeister Ernst Heinrich Arp in Brodersdorf - etwa drei Kilometer entfernt von Laboe. Der Betrieb wächst, 1886 deshalb der Umzug nach Laboe, zuerst in die Mühlenstraße und 1901 dann an den heutigen Standort "Börn 17"  unterhalb der Laboer Steilküste.

Über ein Jahrhundert produziert der Betrieb Schmiedeprodukte wie Landmaschinen, Büchsen, Gewehre, Feuerlöschpumpen. 1888 startet der Boots- und Schiffbau, seit 1901 das Hauptgeschäft. Mehr als 100 Spezialboote und -schiffe werden gebaut, vor allem für die Marine, für Behörden, Lotsen, für die Berufsschifffahrt, für Fischer und Yachtliebhaber. Anfang der 1970er Jahren, der Zeit der ersten Wirtschaftskrise in der Bundesrepublik, gerät auch die Arp-Werft in Existenznot.

Am Naturschutz gescheitert

Mit dem Verkauf an den mittelständischen Unternehmer und gelernten Schiffbauer Karl-Heinz-Prey ändert sich auch der Firmenname in "Schiffswerft Laboe". "Die Rettung der Werft war keine Selbstverständlichkeit", schreibt der Historiker Jürgen Rohweder in dem Jubiläumsbuch "250 Jahre Schiffswert Laboe" (2011). Preys Grundidee, eine Sportboot-Marina direkt am Werftgelände zu bauen, scheitert 1982 zunächst aus Naturschutzgründen.

Sohn Andreas Prey, seit 1997 auf der Werft, gelingt es als "Aufgabe seines Lebens" (Rohweder), alle Widerstände auszuräumen: Am 1 April 2004 nimmt die Marina den Betrieb auf, zunächst mit 172 Liegeplätzen. Rund 13 Millionen Euro kostete das Projekt.

Kadau, der 1964 auf der Werft anfing und trotz Rente noch arbeitet, erinnert sich: "Bis in die 1970er Jahre hatten wir noch Neubauten, dann kam eine große Zeit mit vielen Marine-Reparaturaufträgen, aber auch das ist mit dem Ausmustern der Landungsboote vorbei." Geblieben sei von den Marine-Aufträgen fast nur noch das Reparieren von Pinassen - kleinen Barkassen. Der Kieler Schiffbaustudent Scheller freut sich, so nahe der Landeshauptstadt einen Praktikumsplatz auf der Traditionswerft bekommen zu haben.

"Praktisch ausgebucht"

Die Zukunft der Werft sieht Betriebsleiter Gürke als gesichert an: "Die Ganzjahresplätze der Marina sind praktisch ausgebucht, aber nachfragen lohnt sich, wir haben pro Jahr etwa fünf Prozent Fluktuation." Viele Freizeitkapitäne lassen ihre Boote in der Werft warten. Es gibt Winter-Liegeplätze in Hallen und an Land. In dem verpachteten Restaurant auf dem Werftgelände lassen sich Sonnenuntergänge bei freiem Blick aufs eigene Boot und die Marina mit einem Sundowner genießen.

Klientel seien Freizeit-Skipper "mit einem gewissen finanziellen Spielraum", sagt Gürke. Anders als Nordsee-Bootshäfen biete die Marina Baltic Bay durch ihre Lage an der Kieler Förde Gelegenheit für viele abwechslungsreiche Tages- oder Wochenendtörns zum Beispiel nach Flensburg, Dänemark oder Mecklenburg-Vorpommern. "Auch Ebbe- und Flut haben wir nicht", sagt er verschmitzt. Dabei könne durch entsprechenden Wind die Wasserhöhe um bis zu 1,65 Meter differieren. "In anderen Ostsee-Marinas mit auf Grund gebauten Kais können Sportboot dann mangels Wasser buchstäblich in ihren Seilen in der Luft hängen." Dagegen hat die Baltic Bay mit ihren schwimmenden Steganlage dieses Problem nicht.

Auch wenn das Grundkonzept der "Full Service"-Marina unverändert attraktiv ist, wandelt sich die Werft schon wieder ein bisschen. "Der Elektronik-Bereich wird immer wichtiger", sagt Gürke. "Früher hatten wir das eine Fremdfirma machen lassen, jetzt haben dafür zwei eigene Fachleute. Viele Skipper, vor allem deren Kinder, bestehen auf Fernsehen und vor allem Internet - ohne WLAN kriegen sie kaum ein Kid mehr an Bord." lno

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