Rückenwind für Hollands Yachtbauer

Mit ihrem jüngsten Projekt „Maximus“ haben die Schiffbauer der niederländischen Werft Heesen auch ihren künftig größten Neubau vorgestellt, Foto: Heesen Yachts

Die 50 Meter lange „Aster“ gehört zu den bescheideneren Superyachten, Foto: Heesen Yachts
Die Niederlande, die den europäischen Schiffbau im 17. Jahrhundert dominierten, setzen heute ihre maritime Tradition bei der Entwicklung und Konstruktion von Megayachten fort.
„Es ist ein großes Jahr für uns“, berichtet Salesmanager Johan Kaasjager von Heesen. „Wir werden dieses Jahr insgesamt drei Megayachten ausliefern“, kündigt er gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters an. „Der Auftragsbestand ist im Moment sehr gut, wir sind bis 2020 voll ausgebucht.“ Heesen hat sich auf Formate mit einer Länge zwischen 50 und 80 Metern spezialisiert.
Wichtiger Baustein für die Fertigstellung der Yachten ist ein neues, überdachtes Baudock, das mit einer Länge von 90 Metern so groß ist, dass es von den Werftarbeitern den Spitznamen „Kathedrale“ erhalten hat. Hier schweißt Heesen momentan an seiner größten Superyacht, dem 80 Meter langen Projekt „Cosmos“. Nach Werftangaben handelt es sich dabei um die aktuell auch weltweit größte und schnellste Vollaluminium-Motoryacht mit konventionellem Propellerantrieb. Entworfen wurde sie vom Londoner Studio Andrew Winch Design. Die Konstruktion soll eine Höchstgeschwindigkeit von 29 Knoten erreichen. Erst vor wenigen Tagen stellten die Schiffbauer ihr nächstes, noch größeres Projekt vor – die „Maximus“ kommt auf eine Länge von 83 Metern.
In den Niederlanden sind gleich mehrere der weltweit zehn größten Superyachtbauer beheimatet. Sie belegen in diesem Jahr bei den Ablieferungen von Neubauten mit einer Länge von über 24 Metern hinter Italien den zweiten Platz. Im Orderbook stehen noch 65 Yachten, wie der Branchendienst Superyacht Times ermittelt hat.
Im vergangenen Jahr stieg der Durchschnittspreis pro fertiggestellter Yacht um fast zehn Prozent auf den Rekordwert von 57 Millionen Euro. „Ein Grund für das große Interesse an Yachten ist der Wunsch der Kunden, dem Alltag zu entfliehen“, hat Kaasjager ausgemacht. „Wenn Sie auf See sind, bietet Ihnen eine Yacht das perfekte private Umfeld und damit die beste Art, sich mit Ihrer Familie zu entspannen.“
Nach dem Markteinbruch in den Jahren 2007 und 2008 gehe der Trend zu immer luxuriöseren und größeren Schiffen, die mit Wasserfällen, Hubschrauberlandeplätzen und voluminösen Schwimmbädern ausgerüstet werden. „Die Grenze zu Kreuzfahrtschiffen verwischt dabei immer mehr“, so Kaasjager.
Während Deutschland den Markt für Megayachten mit über 100 Metern Länge dominiere, seien niederländische Werften vor allem für ihre Liefertreue, Hightech-Konstruktionen und hohe Geschwindigkeiten bei kleineren Formaten gefragt, sagt Kaasjager. Topkunden in den letzten zehn Jahren waren Auftraggeber aus den Vereinigten Staaten und Russland, beide machten fast 40 Prozent des Geschäfts aus. Aktuell sorgen amerikanische Eigner für 22 Prozent des Orderbooks.
Der Wert der auf niederländischen Werften gebauten Megayachten stieg von 662 Millionen Euro im Jahr 2014 auf fast 1,2 Milliarden Euro im Jahr 2017, so der Bericht der Superyacht Times. Damit erzielen die Niederlande rund 30 Prozent des weltweiten jährlichen Branchenumsatzes von rund vier Milliarden Euro. bo/ger