Rolls-Royce prüft zivilen Schiffbau
Rolls-Royce erwägt die Trennung vom zivilen Schiffbau. Nach eigenen Angaben stellt der britische Konzern den defizitären Geschäftsbereich aktuell auf den Prüfstand. Ein Verkauf sei dabei nicht ausgeschlossen.
Das Team habe auf den Abschwung im Offshore-Öl- und Gasmarkt reagiert, sagte CEO Warren East. Gemeint seien insbesondere die Maßnahmen zur Kostensenkung in den vergangenen zwei Jahren. So seien einzelne Geschäftsfelder abgestoßen und die Zahl der Standorte von 27 auf 15 verringert worden. Zudem habe der Konzern die Schiffbau-Belegschaft insgesamt um 30 Prozent auf rund 4200 Beschäftige reduziert und vor allem in Nordeuropa gebündelt. Hintergrund ist die eingebrochene Nachfrage, insbesondere im Offshore-Segment. Im Gesamtjahr 2017 hatte Rolls-Royce Marine rund 1,1 Milliarden Pfund Umsatz erzielt – zu 75 Prozent aus dem zivilen Bereich, während der Rest im Marineschiffbau umgesetzt worden war. Unterm Strich stand jedoch ein Verlust von 27 Millionen Pfund.
Gleichzeitig sei es gelungen, sich unter den Marktführern im Bereich autonome Schifffahrt zu etablieren. Vor diesem Hintergrund sei es „nur richtig zu überlegen, ob die Zukunft der Sparte unter neuem Eigentümer besser entwickelt werden kann“, erklärte East. Eine Entscheidung könnte noch im Laufe dieses Jahres fallen.
Sicher sei hingegen, dass der Konzern am Marineschiffbau festhalten wird. Zu diesem Teilbereich gehören Kunden wie die Royal Navy und die U.S. Navy. Die Sparte werde jedoch noch im ersten Quartal im dann erweiterten Geschäft Rolls-Royce Defence aufgehen. Dazu gehören den weiteren Angaben zufolge außerdem die jeweiligen Aktivitäten Defence Aerospace und Nuclear Submarines. Geplant werde für Defence dann mit einem Mitarbeiterstamm von 9600 Beschäftigten an 11 Standorten.
Im Zuge der geplanten Neuaufstellung entstünden außerdem zwei weitere Geschäftsbereiche: Civil Aerospace und Power Systems. Ersterer soll an fünf Standorten weltweit mit 23.800 Mitarbeitern agieren. Im Bereich Power Systems wiederum würde das maritime Motorengeschäft gebündelt, führte Rolls-Royce weiter aus. Avisiert seien hierbei 16 Standorte mit insgesamt 11.400 Beschäftigten.
Weitere Details über die konzernweite Restrukturierung will die Gesellschaft planmäßig in Verbindung mit dem Geschäftsbericht für 2017 bekanntgeben. Der soll am 7. März vorgelegt werden.
2016 hatte Rolls-Royce einen Umsatz von rund 13,8 Milliarden Pfund (umgerechnet 16,4 Millionen Euro) gemeldet, zwei Prozent weniger als im Vorjahr. Der Vorsteuergewinn hingegen war deutlich eingebrochen: von 1,4 Milliarden um 49 Prozent auf 813 Millionen Pfund. ger