Neptun Werft mit Weltneuheit fast fertig

Die Umstellung auf Flüssiggas als Antriebsstoff gilt derzeit als wichtigste Alternative zu Schweröl, um den Schadstoffausstoß in der Schifffahrt zu reduzieren.

Seit mehreren Wochen liegt der gut 161 Meter lange Gastanker „Coral Energice“ am Kai der Rostocker Neptun Werft. Von der Öffentlichkeit kaum beachtet haben mehrere Hundert Mitarbeiter daran gearbeitet, dass diese Weltneuheit in Kürze pünktlich an den Besteller, die Reederei Anthony Veder im niederländischen Rotterdam, übergeben werden kann. „Das Schiff kann nicht nur mit Flüssiggas fahren. Komplett neu ist, dass auch die beiden Hilfsmaschinen Gasmotoren sind, mit denen alle Aggregate des Schiffes wie Pumpen, Bugstrahler und auch das Deckshaus mit Strom versorgt werden können“, sagt Neptun-Chef Raimon Strunck. „Zusätzlich kann über die Hilfsmaschinen und den Wellengenerator Kraft auf den Propeller übertragen werden, so dass bei Eisfahrt im Winter mehr Antriebsenergie zur Verfügung steht.“

Strunck ist davon überzeugt, dass die LNG-Technik zumindest für die kommenden 15 Jahre den Schiffbau beherrschen wird. „Denn sie trägt dazu bei, die Emissionsthematik in den Griff zu bekommen.“ Der Schwefelausstoß und die Rußpartikel seien auf Null reduziert, CO2 auf 25 Prozent und die Stickoxide stark verringert.

„LNG ist derzeit die technische Lösung, die weltweit auf den größten Konsens stößt“, bestätigt der Hauptgeschäftsführer der Verbands für Schiffbau und Meerestechnik (VSM), Reinhard Lüken. „Es ist allen anderen Betriebsstoffen haushoch überlegen und sauber.“ Zudem sei es in ausreichendem Maße vorhanden und preiswert.

Die ebenfalls in Rostock beim Schiffsmotorenhersteller Caterpillar gebauten Aggregate laufen zwar unter der Bezeichnung Dual-Fuel-Motoren. „Doch die Reederei geht davon aus, dass das Schiff zu 99 Prozent mit Gas angetrieben wird“, berichtet Strunck. Diesel werde nur noch dafür benötigt, den Motor zu starten. Ein weiterer, bei diesem Schiff angewandter Trick ist, dass das sich langsam erwärmende Gas abgeführt und für den eigenen Schiffsantrieb benutzt werden kann.

Die Zusammenarbeit der Neptun Werft mit ihren 540 Mitarbeitern und Caterpillar trägt bereits beim Bau von Kreuzfahrtschiffen für die US-amerikanische Carnival-Gruppe Früchte. In Rostock werden Maschinenraummodule für Kreuzfahrtschiffe gebaut und anschließend mit LNG-Motoren ausgestattet. Diese riesigen Baugruppen werden später bei der Neptun-Mutter, der Meyer Werft in Papenburg, weiterverarbeitet.

Der Bau eines Schiffs wie „Coral Energice“ ist weit weg von Routine. Das liege nicht nur daran, dass es über die Eisklasse A1 verfügt und damit für schwierige Verhältnisse bis zu einer Eis dicke von 80 Zentimetern geeignet ist. Auch der Bau der Tanks sei eine Herausforderung. Das Schiff verfüge über drei riesige Tanks mit einem Volumen von jeweils 6000 Kubikmetern, die im Querschnitt wie eine liegende Acht aussehen. Herausforderung ist, dass das flüssige Erdgas bei einer Temperatur von minus 161 Grad Celsius gelagert wird. Die riesigen Stahltanks müssen also Temperaturschwankungen von rund 200 Grad aushalten. „Das macht bis zu zehn Zentimeter Größenveränderungen aus“, so Strunck.

Die Neptun-Techniker haben diese Probleme mit speziellen Legierungen und einer besonderen Isolierung in den Griff bekommen. Die Tanks sind von außen mit einer 36 Zentimeter dicken Schicht aus einer Mischung aus Schaumstoff und Mineralfasern isoliert, berichtet der Werft-Chef. lmv/fab

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