MTU-Motoren für kräftigere Schlepper

Moderner Schlepper mit ordentlich Kraft: die Neubauten haben einen Pfahlzug von 90 Tonnen, Rendering: Rolls-Royce
Rolls-Royce und MTU erschließen mit ihren schnelllaufenden Diesel-Motoren neue Geschäftsfelder.
So hat der britische Mutterkonzern, zu dem auch das MTU-Werk in Friedrichshafen gehört, jetzt einen Vertrag mit der türkischen Sanmar-Werft abgeschlossen. Dabei geht es um insgesamt acht Motoren des Typs 16V 4000M73L für vier neue Hafenschlepper. Das Besondere: Die für Svitzer im Bau befindlichen Einheiten werden einen Pfahlzug von 90 Tonnen haben. „Es ist das erste Mal, dass schnelllaufende Motoren Hafenschlepper in dieser Leistungsklasse antreiben“, stellte Knut Müller, Leiter Marine- und Behördengeschäft bei MTU, deshalb fest. „Bisher konnten bei Hafenschleppern mit über 85 Tonnen Pfahlzug nur mittelschnelllaufende Motoren eingesetzt werden“, führte er weiter aus. Um den Betrieb auf den neuen Schiffen zu ermöglichen, sei die Drehzahl auf 1850 Umdrehungen pro Minute reduziert worden. So könnten die Motoren ohne ein zwischengeschaltetes Getriebe direkt auf die Azimuth-Propeller von Schottel steuern, wie MTU weiter mitteilte. Das Ergebnis sei eine Leistung von 2700 Kilowatt pro Motor.
Paarweise sollen sie nun auf den vier 29,40 Meter langen und 6,0 Meter breiten Schiffen vom Typ „Robert Allen/Rastar 2900 sx“ zum Einsatz kommen.
Ab 2018 werden die Sanmar-Neubauten im marokkanischen Hafen Tanger-Med als Terminal-Schlepper verkehren. Mit der türkischen Werft arbeitet Rolls-Royce nach eigenen Angaben seit 2009 erfolgreich zusammen. Etwa die Hälfte aller aktuell angebotenen Schleppermodelle des Schiffbauers würde demnach mit MTU-Motoren angetrieben. Das seien heute 16 Einheiten. Der neueste Vertrag umfasst zudem eine Option für vier weitere Aggregate.
Die dänische, zum Maersk-Konzern gehörende Schleppreederei Svitzer hatte den Zuschlag in Tanger-Med erst kürzlich bekannt gegeben. Der Service-Vertrag mit einer Laufzeit von 20 Jahren habe einen Wert von „mehreren hundert Millionen Dollar“, teilte das Unternehmen vor einigen Wochen mit (thb.info 24. Mai 2017). Im Zuge des Abschlusses platzierten die Dänen schließlich die Neubau-Order bei Sanmar. Bis zum Ende der Vertragslaufzeit will die Maersk-Tochter neun Schiffe vor Ort einsetzen. Außer dem eigentlichen Schlepp-Service umfasst der Vertrag auch Einsätze in der Brand- und Verschmutzungsbekämpfung sowie bei etwaigen Bergungsaktionen.
Die Reederei betreibt heute nach eigenen Angaben 430 Einheiten weltweit und beschäftigt rund 4000 Mitarbeiter. ger