Meyer Werft und Land wollen über Streitpunkte verhandeln
Im Streit um die Verlagerung des Konzernsitzes der Papenburger Meyer Werft ins Ausland haben Politik und Gewerkschaft das Unternehmen zu mehr Transparenz aufgerufen. Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD), der Betriebsrat sowie die IG Metall forderten Werftchef Bernard Meyer am Mittwoch bei einem Krisengespräch auf, den Konzernsitz auch künftig in Deutschland zu halten.
Während eines Moratoriums bis zum Herbst soll die jüngst gegründete neue Unternehmensmutter in Luxemburg nicht aktiv werden dürfen. Beide Seiten sollen ihre Differenzen bis September ausräumen.
"Mein Ziel ist, dass die Werft ihre bisherige Gesellschaftsform in Deutschland beibehält", sagte Lies am Mittwoch im ostfriesischen Emden.
Am Wochenende hatte die Werft mit der plötzlich angekündigten Verlagerung der Unternehmensleitung nach Luxemburg für Verärgerung bei Lies, Betriebsrat und Gewerkschaft gesorgt. Das sei jedoch kein Steuersparkonzept oder die Vorbereitung eines Börsenganges, sagte Meyer. Er wolle mit dieser Struktur aber unter anderem einen Aufsichtsrat verhindern, um bei Verhandlungen für neue Aufträge hoch flexibel zu bleiben.
Das Unternehmen müsse sich nach dem Zukauf der Werft im finnischen Turku und möglicherweise weiteren internationalen Schritten auch internationaler aufstellen, sagte Meyer. Er kündigte den Bau zweier weiterer Kreuzfahrtschiffe (7+8) für die Serie "Mein Schiff" von TUI Cruises und eines Gastankers an. Damit seien die Standorte Turku, Papenburg und Warnemünde bis 2020 und darüber hinaus gesichert. Das sei außergewöhnlich in der sehr schwierigen Situation für den weltweiten Schiffbau.
Der ehemalige Betriebsratschef Thomas Gelder bedauerte, dass es in der Vergangenheit nicht zur Bildung eines Aufsichtsrates im Unternehmens gekommen sei. "Der Standort Deutschland ist für seine Mitbestimmung und für gut funktionierende Aufsichtsräte bekannt", sagte der Bevollmächtigte der IG Metall Leer-Papenburg. Es entspreche seit Jahrzehnten guter Tradition, die Sozialpartnerschaft auf der Werft zu pflegen. Wenn Werftchef Meyer jetzt erkläre, er wolle keinen Aufsichtsrat dulden, sei dies sehr zu kritisieren. lni