Meyer Werft intensiviert Corona-Prävention

Eine Werft, eine Stadt, eine Region: Die Meyer-Werft ist der mit Abstand größte Einzelarbeitgeber im Emsland, Foto: Meyer Werft

Werftalltag: Corona-Prävention an jedem Arbeitsplatz ist ein Muss, Foto: Arndt
Die auch durch die Corona-Pandemie in vielfacher Weise betroffene mittelständische Meyer-Werft-Gruppe hat das Hygiene- und Schutzkonzept für das Unternehmen noch einmal gründlich überarbeitet. Die Werften-Gruppe setzt damit die in den vergangenen Monaten gesammelten Erfahrungen um.
Wie das Unternehmen am Donnerstag bekannt gab, werden die zunächst befristet bis Mitte September 2020 geltenden Maßnahmen zum Infektionsschutz der Mitarbeiter wieder verstärkt. Einbezogen werden neben dem Stammpersonal auch die Mitarbeiter der diversen Zulieferer sowie Leiharbeiter. In der Gruppe beschäftigt das Unternehmen an seinen Standorten Papenburg (Stammsitz), Rostock und Turku rund 7000 Beschäftigte. In Papenburg sind mehr als 3000 Mitarbeiter tätig.
Das umfangreiche Maßnahmenpaket beinhaltet unter anderem, dass mit der Rückkehr vieler Beschäftigter zur Werft ab dem 31. August ein neuer, aktualisierter Gesundheitsfragebogen beziehungsweise ein negativer Corona-Test obligatorisch sein wird, damit der Mitarbeiter das Werftgelände betreten darf. Das bedeutet unter anderem: In einem eigens eingerichteten „Testareal“ (O-Ton) müssen durch die Mitarbeiter „mehrere Stationen erfolgreich durchlaufen werden, um eine Zugangsberechtigung zu erhalten“.
Arbeitnehmer, die keine Krankheitssymptome aufweisen und die sich während des Urlaubs nicht in sogenannten Risikogebieten aufgehalten haben – dazu gehört auch, dass sie im Zuge der Reise keinen Transit durch ein solches Risikogebiet vorgenommen haben – erhalten nach Abgabe und Prüfung des Gesundheitsfragebogens sowie Messung der Körpertemperatur einen besonderen Sticker in den Werftausweis. Im Rahmen der normalen Einlass- und Zugangskontrolle berechtigt dieser dann den Mitarbeiter dazu, das Werftareal zu betreten. Wichtig: Die Leitung der Werft hat die Länder, die zu den Risikogebieten gerechnet werden, genau definiert. Es sind Regionen, in den mehr als 25 Infektionen pro 100.000 Einwohner erfasst sind.
Das Unternehmen hat auf seiner eigenen Website schon vor geraumer Zeit eine eigene Spezialseite rund um das Thema „Corona“ eingerichtet. Der Inhalt wird laufend aktualisiert. Es gibt auf dieser Fachseite nicht nur die klare Definition der „Risikogebiete“ – symbolisiert über die jeweiligen Landesflaggen –, sondern auch eine wöchentliche, werftbezogene Corona-Statistik. Die entsprechenden Fakten können auf der Homepage als PDF heruntergeladen werden. In diesem mehrseitigen, lesefreundlich aufgearbeiteten Datensatz finden sich zum Beispiel Angaben über die Anzahl der Mitarbeiter im Homeoffice-Status, über Beschäftigte in Quarantäne und weitere Informationen.
Die Werft hält zudem am bereits seit dem Frühjahr geltenden Schicht- und Zonenkonzept fest. Es habe sich als solches bestens bewährt, heißt es seitens der Meyer Werft. Um für die Mitarbeiter im Zusammenhang mit den neuen Rückkehrerbestimmungen Wartezeiten zu vermeiden, können alle Direktbeschäftigten bereits am 28. und 29. August den „Check-In-Prozess“ durchlaufen. „Wir werden weiterhin auch mit größtmöglicher Wachsamkeit auf die Umsetzung der ,AHA-Regeln‘ (Abstand-Hygiene-Alltagsmaske) achten und appellieren an jeden, diese auf der Werft und außerhalb der Werft im täglichen Leben einzuhalten“, erklärt Thomas Weigend, Geschäftsführer der Werften-Gruppe.
Die Anpassungen zum Schutz der Mitarbeiter vor einer Corona-Infektion trägt auch der Betriebsrat umfänglich mit. Dessen Vorsitzender, Nico Bloem, erklärt mit Blick auf die aktuelle Entwicklung beim Thema Corona: „Wir müssen die Gesundheit der Kolleginnen und Kollegen schützen. Das hat oberste Priorität.“ Aufgrund der aktuellen Entwicklungen national und international sei es wichtig geworden, als Werft kurzfristig zu handeln. Bloem weiter: „ Die hohe Anzahl an Reiserückkehrern bringt eine Gefahr mit sich. Die Maßnahmen sind notwendig, um das Infektionsrisiko auf der Werft möglichst gering zu halten.“
Die Meyer-Werft-Gruppe wird durch die Corona-Pandemie indes auch in der Produktion getroffen. Die Verwerfungen in der globalen Kreuzfahrtindustrie, dem Kernsegment der Werft, führen auch dazu, dass Projekte zeitlich gestreckt abgewickelt werden sollen. Darüber wird mit den Reedereien verhandelt. Das Werft-Management hatte vor wenigen Wochen bereits erklärt, dass es 2021 sogar auch zu Einschnitten in den Personalstamm kommen könnte. EHA