Maritime Wirtschaft: Horizont verdunkelt sich
Nicht nur aus der deutschen Industrie vergeht seit Wochen kaum ein Tag ohne neue Berichte über geplante Werksschließungen, empfindliche Auftragsrückgänge und auch Personalabbau. Auch in der dienstleistungsgeprägten maritimen Wirtschaft verdunkelt sich weiter der Himmel.
Wie die Industrie- und Handelskammer Nord (IHK Nord) mit Sitz in Hamburg in ihrer neuen Branchenumfrage darlegt, haben sich die Konjunkturaussichten der maritimen Wirtschaft in Deutschland im Herbst 2024 sowohl im Schiffbau als auch in der Hafenwirtschaft im Vergleich zum Frühjahr 2024 „deutlich eingetrübt“. Lediglich in der in der Schifffahrt lässt sich am Konjunkturbarometer ein Anstieg ablesen.
Am deutlichsten fällt der Konjunkturbarometer-Rückgang bei den Werften aus. Immerhin ein Minus von etwas über 30 Punkten. Wirtschaftliche Risiken sehen die Werften mit Blick auf die Gewinnung von Fachkräften (80 Prozent), die Entwicklung der wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen (71 Prozent) und der Arbeitskosten (65 Prozent) sowie die Energie- und Rohstoffpreise (58 Prozent). „Die Werften sind für den Erhalt von Schlüsseltechnologien im Schiffbau und für die Umsetzung der Energiewende im Offshore-Bereich extrem wichtig. Daher braucht es vor allem regulatorische Erleichterungen und gezielte Unterstützung durch den Bund – dies zusätzlich zur geplanten europäischen maritimen Industriestrategie“, fordert daher der IHK Nord-Vorsitzende Dr. Bernhard Brons.
Bei der Hafenwirtschaft sinkt der Geschäftsklimaindex um rund 25 auf 77,2 Punkte. In diesem Segment schätzen rund 30 Prozent der Unternehmen ihre aktuelle Geschäftslage als schlecht ein. Ein weiteres Drittel erwartet eine ungünstigere Geschäftslage. Brons: „Die in diesem Jahr verabschiedete Nationale Hafenstrategie der Bundesregierung hat der Hafenwirtschaft bisher keine spürbaren Impulse verliehen. Gleichzeitig herrscht weiterhin erhebliche Unsicherheit darüber, ob und in welchem Umfang sich der Bund künftig stärker an der dringend benötigten Finanzierung der Hafeninfrastrukturen in den Küstenländern beteiligen wird.“
In der Schifffahrt hätten sich die Konjunkturaussichten allerdings „leicht verbessert“, so Brons. Der Geschäftsklimaindex verzeichnet hier ein Plus von rund fünf Punkten und liegt aktuell bei 108,5 Punkten. Zwei Drittel der befragten Reeder erwarten demzufolge „eine günstigere oder gleichbleibende Entwicklung der Geschäftslage. Brons: „Der Nahost-Konflikt und die Huthi-Angriffe haben zum Teil zu einem deutlichen Anstieg der Frachtraten in der Schifffahrt geführt.“ EHA