Harte Konkurrenz schweißt zusammen

Das Geschäft mit Luxusyachten bleibt bei Blohm + Voss hinter den Planungen zurück, Foto: Eckardt
Die Übernahme von Blohm + Voss durch die Bremer Lürssen-Werft ist ein Si gnal. Jetzt gibt es vier große deutsche Werftengruppen und einige kleinere Betriebe. Die Branche verbessert damit ihre Chancen auf dem Weltmarkt.
Entsprechend positiv ist die Resonanz auf den jüngsten Deal. „Lürssen ist gut für Hamburg“, resümiert Ralf Niedmers, Fachsprecher Hafenwirtschaft der CDU-Bürgerschaftsfraktion. Für den maritimen Standort Hamburg sei der Einstieg des deutschen Familienunternehmens bei Hamburgs Traditionswerft Blohm + Voss eine positive Nachricht. „Die Schwimmdocks von Blohm + Voss sind schon lange eines der Wahrzeichen unseres Hafens. Wir hoffen, dass Schiffbau und Schiffsreparatur durch die Übernahme noch eine lange Zukunft in unserem Hafen haben werden“, so Niedmers.
Auch Rüdiger Kruse sieht die Entscheidung für die Lürssen-Gruppe als Gewinn für den norddeutschen Raum. Nach Einschätzung des Beauftragten für maritime Wirtschaft der CDU/CSU-Bundestagsfraktion würden dadurch Kompetenzen strategisch gebündelt und „die Wertschätzung der Leistung und Erfahrung der Mitarbeiter im Auge“ behalten. Die Übernahme werde den Schiffbaustandort langfristig stärken.
Zuvor hatte sich bereits Hamburgs Wirtschaftssenator Frank Horch positiv geäußert: „Durch den Verkauf an Lürssen haben Blohm + Voss und der Schiffbau in Hamburg wieder eine Perspektive für die Zukunft“. Zustimmung für den Deal kam auch von Anjes Tjarks, hafenpolitischer Sprecher der Grünen-Bürgerschaftsfraktion in Hamburg, ebenso von der IG Metall Küste. Lediglich Norbert Hackbusch, hafenpolitischer Sprecher der Linken-Fraktion in Hamburg, sieht „Anlass zur Besorgnis“, da das Yachtgeschäft in Bremen „zentralisiert zu werden“ und Hamburg „zur Rüstungsschmiede zu werden“ drohe.
Blohm + Voss hat einen guten Ruf und Aufträge als Reparatur- und Wartungswerft, zudem für die Umrüstung von Schiffen. Probleme gibt es dagegen im Neubau. Zwar ist das Unternehmen in Neubauaufträge für Militärschiffe eingebunden, hat aber seit Jahren kein ziviles Schiff mehr gebaut. Werftchef Fred van Beers, der im Frühjahr 2015 bei Blohm + Voss das Ruder übernommen hatte, sollte das Geschäft mit den Luxusyachten voranbringen. Immer wieder machten auch Gerüchte über einen bevorstehenden Auftrag die Runde, doch nie wurde etwas daraus.
Die Yachten, um die es geht, kosten dreistellige Millionenbeträge. Lürssen ist in diesem Geschäft sehr erfolgreich, ebenso wie der deutsche Schiffbau insgesamt. Nach einem Ranking des Fachmagazins „Boote Exclusiv“ wurden 76 der 200 längsten Luxusyachten in Deutschland gebaut, davon gut die Hälfte von Lürssen. Doch dieses Geschäft bewegt sich nicht in einem Massenmarkt: Es geht weltweit um etwa fünf Aufträge pro Jahr, um die sich alle Werften bemühen. Der Wettbewerb ist hart.
Lürssen war bereits 2011 als möglicher Käufer von Blohm + Voss im Gespräch; damals ging die Hamburger Werft dann aber von Thyssen Krupp an Star Capital. Der britische Finanzinvestor, so viel war klar, würde nur begrenzte Zeit an Bord bleiben. So ist das Geschäftsmodell. Die damalige Skepsis, dass Lürssen mit dem Erwerb von Blohm + Voss nur beabsichtige, sich eines Konkurrenten zu entledigen, ist heute wirtschaftlichen Zwängen gewichen. fab/lno