Existenzkampf in Emden

Die Zeit für die Nordseewerke Emden Shipyard (NES) wird knapp. Sollten bis Samstag keine neuen Aufträge vorliegen, könnte dies das erneute Aus für die Werft bedeuten, die vergangenen Monat einen Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung gestellt hatte. Die Zahlung des Insolvenzgeldes für die rund 80 Beschäftigten läuft aus. Für morgen ist eine Belegschaftsversammlung angesetzt. Kann Investor Patrick Hennings-Huep keine Lösung präsentieren, dürfte eines der folgenden Szenarien eintreten.

Szenario 1: Hennings-Huep und den Geschäftsführern Ralf Bolenz und Philipp Walther gelingt es, den Sachwalter Sven-Holger Undritz für eine Verlängerung der Insolvenz in Eigenregie zu gewinnen. Hennings-Huep hätte dann etwas Zeit gewonnen, um neue Aufträge zu akquirieren. Eine Verlängerung wird aber nur klappen, wenn die Geschäftsführung die Zusicherung geben kann, dass ein konkreter Auftrag tatsächlich in Sicht ist.

Szenario 2: Die Nordseewerke werden verkauft. Das hat die Werft schon zweimal durchgemacht – zunächst mit der Schaaf Industrie AG (Siag), danach mit der DSD Steel Group. Beides ohne durchschlagenden Erfolg. Gewerkschaft, Betriebsrat und Belegschaft befürchten nun, dass ein neuer Investor auftreten könnte, der die Werft entweder erneut für andere Stahl-Sparten nutzen oder mit Beschäftigungsverträgen ausstatten will, die unter den bislang geltenden Tarifverträgen liegen. Ein Name, der in diesem Zusammenhang fällt, ist die Dirks-Group. Dirks und die Meyer-Werft hatten sich schon einmal an der Rettung der Nordseewerke beteiligt, weil – wie es hinter den Kulissen heißt – der damalige Wirtschaftsminister Olaf Lies beide dazu gedrängt hatte.

Szenario 3: Die Werft wird geschlossen. In diesem Fall könnte es Sache der DSD Nordseewerke Holding werden, das dann frei werdende Gelände neu zu vermarkten. Der DSD gehört nach wie vor das gesamte Gelände, was in der jüngsten Vergangenheit zu Problemen geführt hatte. Die Pacht für Gelände und Gebäude soll dem Vernehmen nach sehr teuer sein. Nicht umsonst hatte Thyssenkrupp die hohen Mietzahlungen für die Büros der ebenfalls auf dem Grundstück ansässigen Schiffbau-Tochter TKMS als ein Argument angeführt, den Standort verlassen zu wollen.

Insgesamt bleibt die augenblickliche Lage der Nordseewerke undurchsichtig – nicht zuletzt, weil sich die Beteiligten bedeckt halten. mkl/fab

Teilen
Drucken

Kundenservice

Sie haben Fragen? Kontaktieren Sie uns gerne.

Kundenservice

Sie haben Fragen? Kontaktieren Sie uns gerne.

Nach oben