Bremer Lürssen-Werft übernimmt Blohm + Voss

Die Fäden für den Schiffbaustandort Hamburg werden künftig in Bremen gezogen, Foto: Blohm+Voss
Die Bremer Lürssen-Werft übernimmt den Hamburger Konkurrenten Blohm + Voss.
Das Familienunternehmen beabsichtige mit der Übernahme ein langfristiges Engagement, um insbesondere das Leistungsspektrum von Reparatur- und Refit-Aktivitäten für Yachten, Marine- und kommerzielle Schiffe zu verstärken, ebenso das Neubaugeschäft von Marineschiffen, teilte Lürssen am Mittwoch mit. Die Kaufeinigung mit dem bisherigen Eigentümer, den Fonds des britischen Private-Equity-Investors Star Capital Partners, sei am vergangenen Wochenende erfolgt.
„Mit Blohm + Voss übernehmen wir eine Werft, die über vielseitig einsetzbare Fazilitäten an einem strategisch günstigen Standort verfügt“, sagte Peter Lürßen, geschäftsführender Gesellschafter der Lürssen Maritime Beteiligungen GmbH & Co. KG. „Zusätzlich möchten wir die Kompetenzen und Erfahrungen der Werft und ihrer Mitarbeiter im Neubau komplexer Marineschiffe nutzen, um deren Fertigung am Hamburger Standort fortzuführen.“ Offen bleibt dagegen, ob am Standort Hamburg künftig auch Luxusyachten gebaut werden. Bislang bemühte sich Blohm + Voss erfolglos um neue Aufträge in diesem Marktsegment, das zu den besonderen Stärken der deutschen Werften gehört. „Inwieweit wir den Standort zukünftig zur Fertigung von Yachten nutzen werden, wird vor allem von der Marktentwicklung abhängen und ist zu diesem Zeitpunkt noch nicht zu beantworten“, so Peter Lürßen.
Mit der Akquisition der Blohm + Voss GmbH, die noch unter dem Genehmigungsvorbehalt des Kartellamtes steht, umfasst die Unternehmensgruppe Lürssen in Zukunft sechs Werften mit rund 2800 Beschäftigten in allen norddeutschen Küstenländern. Blohm + Voss beschäftigt derzeit knapp 1000 Mitarbeiter. Über die Höhe des Kaufpreises haben die Vertragsparteien Stillschweigen vereinbart. Die Fonds der Star Capital Partners hatten die Werft im Dezember 2011 von ThyssenKrupp erworben.
Hamburgs Wirtschaftssenator Frank Horch wertet die jetzige Übernahme durch Lürssen als „eine große Chance für den maritimen Standort Hamburg“. Damit werde der Werftbetrieb auf ein solides Fundament für die Zukunft gestellt. Das ermögliche Blohm + Voss, neue Kunden zu gewinnen und dadurch dauerhaft Beschäftigung am Standort Hamburg zu sichern. „Ich habe jede Gelegenheit genutzt, mich für diese Lösung und vor allem für eine Fortführung der Werft einzusetzen. Durch den Verkauf an Lürssen haben Blohm + Voss und der Schiffbau in Hamburg wieder eine Perspektive für die Zukunft“, so Horch.
Auch Anjes Tjarks, Vorsitzender und hafenpolitischer Sprecher der grünen Bürgerschaftsfraktion in Hamburg, sieht den Deal als einen „guten und wichtigen Schritt für Blohm + Voss“. Ein erfahrenes und bereits lange geschäftlich verbundenes Unternehmen wie Lürssen sei nahezu ein idealer strategischer Partner.
Die IG Metall Küste reagierte ebenfalls positiv. „Für Blohm + Voss ist das eine gute Nachricht, aber wir erwarten nun nähere Informationen, wie der Standort weiter entwickelt werden soll, vor allem im Hinblick auf die Beschäftigung und die Arbeitsplätze“, sagte Bezirksleiter Meinhard Geiken.
Für Peter Lürßen stehen nun Gespräche mit den Werft-Mitarbeitern im Vordergrund, „um die notwendigen Schritte zu besprechen, wie wir die individuellen Eigenschaften der Werft effizient nutzen, die bisherige Balance zwischen unseren Standorten auch in Zukunft sicherstellen und die für uns Schiffbauer insgesamt schwierigen Zeiten angemessen und im Schulterschluss meistern können“. Bevor jedoch der Kontakt zur Belegschaft aufgenommen werde, würde zunächst der bisherige Eigentümer mit den Werft-Gremien Gespräche über den Wechsel führen, das sei vertraglich so vereinbart worden.
Die 1875 gegründete Lürssen-Werft mit Sitz in Bremen-Vegesack ist spezialisiert auf die Konstruktion und Fertigung von Yachten ab 60 Meter Länge, Marineschiffen und Küstenwachbooten. Zum Leistungsspektrum zählen auch Reparaturen, Refits, Instandsetzungen und Logistikdienstleistungen. Mit Blohm + Voss verbindet Lürssen eine langjährige Zusammenarbeit im Segment Marineschiffe, zuletzt beim Bau der Fregattenklasse F125 für die Deutsche Marine. fab