AIDA-Debakel: MHI sucht neue Strategie

Für AIDA Cruises war es ein Wagnis: Der Wechsel von der Meyer Werft zu Mitsubishi Heavy Industries (MHI) für den Bau von Kreuzfahrtschiffen hat zu erheblichen Problemen geführt. Die Werft will nun Konsequenzen ziehen.

Der Neubau der „AIDA prima“ konnte erst mit fast einjähriger Verspätung fertiggestellt werden. Dadurch musste auch die als 86-tägige Weltreise vermarktete Überführung des Schiffes von Yokohama nach Hamburg durch AIDA Cruises abgesagt werden. Der Bau verursachte bei Mitsubishi einen Verlust von umgerechnet 425 Millionen Euro. Und auch das Schwesterschiff „AIDAperla“ wird wohl nicht fristgerecht fertig werden.

Auf einer Investorenkonferenz zur Vorstellung der Finanzergebnisse hat nun Mitsubishi-Heavy-Industries-CEO Shunichi Miyanaga erstmals eingeräumt, dass die Werft die Probleme beim Bau der ersten Kreuzfahrtschiffe seit 2004 lange unterschätzt und ignoriert habe. Eine Verkettung von Problemen habe zu den Verzögerungen geführt. Miyanaga führte eine extrem schwierige Planungsphase, die Spezifikation der Sicherheitssysteme an Bord sowie Kommunikations- und Bauartzulassungsprobleme bei dem vollkommen neu entwickelten „Hyperion“-Typ (300 Meter Länge, 37,6 Meter Breite, 124.100 BRZ, 3250 Passagiere, 900 Besatzungsmitglieder) an.

In einem Interview mit der „Financial Times“ bezifferte Miyanaga die bei Mitsubishi durch den Bau der beiden Schiffe auflaufenden Gesamtverluste auf rund 1,8 Milliarden US-Dollar. Dies sei aber nur der aktuelle Stand. Durch die Werftenkrise in Asien seien ganze Lieferketten bei den Zulieferern zusammengebrochen. Mitsubishi müsse diese Lieferketten erst wieder aufbauen. „Es wird aber auch komplette Reorganisationen einzelner Produktionsbereiche geben“, sagte Miyanaga weiter. Auch personelle Konsequenzen schloss er nicht aus. „Wichtig ist jetzt aber, erst einmal wieder die Kompetenz und Qualität herzustellen, mit der wir den AIDA-Auftrag vernünftig abarbeiten können.“

Strategiewechsel

Als Konsequenz werde er den Aktionären vorschlagen, Mitsubishi Heavy Industries im Kreuzfahrtsektor zu einem Systemlieferanten und Engineering-Anbieter zu entwickeln. Obwohl der CEO dies nicht offen aussprach, bedeutet das in der Folge wohl, dass MHI keine kompletten Kreuzfahrtschiffe mehr bauen wird.

Ob künftig Aufträge aus Europa oder den USA angenommen würden, sei offen. „Vor allem die Nähe zum wachsenden chinesischen Markt bietet uns gute Chancen zur Neupositionierung“, so der MHI-Chef weiter.

In den Orderbüchern von Mitsubishi stehen derzeit nur noch LNG- und LPG-Tanker. Öltanker, Bulker und Containerschiffe werden nahezu ausschließlich von chinesischen und koreanischen Werften gebaut. pk

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