TKMS und GNYK an einem Strang für MKS 180

Es gehört zu den potenziell größten Rüstungsvorhaben der Deutschen Marine der Gegenwart: das Mehrzweckkampfschiff 180, kurz MKS 180. Jetzt kündigten German Naval Yards Kiel (GNYK) und ThyssenKrupp Marine Systems an, sich gemeinsam um die Umsetzung des Vorhabens zu bewerben, und gründeten eine Arbeits- und Bietergemeinschaft.

Das teilten die beiden Großwerften jetzt mit. Das Rüstungsprojekt, das zunächst den Bau von vier fregattengroßen Einheiten plus eine Option für zwei weitere Plattformen vorsieht, soll zwischen vier und 4,5 Milliarden Euro kosten.

Zu den Besonderheiten dieses Projektes gehört, dass erstmals im europäischen Rahmen ausgeschrieben wurde. So brachten auch die inzwischen zur Bremer Lürssen-Werft-Gruppe gehörende Blohm + Voss sowie als Bestandteil dieser „Arge“ die niederländische Damen-Shipyard-Gruppe ein Angebot ein. Letztgenannte hatte in den zurückliegenden Jahren auch verschiedene Projekte zugunsten der Niederländischen Marine gebaut.

Dass Deutschland ein solches Großvorhaben erstmals europaweit ausschrieb, geht nach THB-Informationen auch auf das Betreiben hochrangiger, für Rüstung zuständiger Kreise aus der Deutschen Marine und aus dem Bundesverteidigungsministerium zurück. Denn in der Flotte ist inzwischen der Verdruss darüber groß, dass zahlreiche, auf deutschen Werften realisierte Bauvorhaben der jüngeren Vergangenheit, wiederholt mit erheblichen Verzögerungen abgeliefert wurden und zudem technische Probleme aufwiesen. Mit großen Auswirkungen auf die operativen Abläufe in der Flotte. Zwei Vorhaben seien hierfür beispielhaft genannt: die vier Fregatten der „Baden-Württemberg“-Klasse (Klasse 125) sowie das erste Los der Korvetten-Klasse 130. Diese fünf Einheiten mit dem Typschiff „Braunschweig“ erweisen sich inzwischen jedoch als echte Flotten-Allrounder und bewähren sich auch in Einsatzszenarien, für die sie eigentlich nicht konzipiert waren. Das vor wenigen Monaten bestellte und in Deutschland realisierte zweite Baulos dieser Korvetten-Klasse baut daher auch auf diesem bewährten Entwurf weitgehend auf und wird lediglich im Detail über praktische Einsatzerfahrungen gesammelte technische Verbesserungen berücksichtigen. Wert: rund zwei Milliarden Euro.

Der Europa-Ansatz beim Vorhaben „MKS 180“ rief in den zurückliegenden Monaten wiederholt die Gewerkschaft IG Metall Küste auf den Plan. Ihre Sorge: Wird das Milliarden-Euro-Vorhaben nicht in Deutschland realisiert, drohe neben dem Verlust von wertvollen Arbeitsplätzen auch die Erosion der deutschen Technikkompetenz auf dem Gebiet des Über- und Unterwasser-Marineschiffbaus. Zur Einschätzung: Nach Gewerkschaftsdarstellung hängen vom deutschen Marineschiffbau derzeit rund 6000 Arbeitsplätze ab. IG-Metall-Küste-Chef Meinhard Geiken ist deshalb so entschieden gegen den MKS-180-Europa-Ansatz, „weil wir es in Europa im Marineschiffbau nicht mit Wettbewerbsgleichheit zu tun haben“. So würden gerade Frankreich und Italien ihre auf den Marineschiffbau ausgerichteten Werften massiv staatlich fördern. In einer aktuellen Stellungnahme zur Kooperation betont TKMS-CEO, Dr. Rolf Wirtz, dass der Konzern in die jetzt besiegelte Partnerschaft „unsere jahrzehntelange Erfahrung und Expertise im Marineschiffbau einbringt“. Im Vergabeverfahren „MKS 180“ trete GNYK als Generalunternehmer auf, während TKMS im Falle eines Bietererfolgs als Unterauftragnehmer einen erheblichen Teil der zu erbringenden Entwicklungs- und Konstruktionsleistungen übernehme.

Ein klares Statement kommt auch von Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU). „Ich wünsche mir sehr, dass das MKS 180 in Kiel gebaut wird und nicht im Ausland. Denn nur so bleibt das Know-how in Deutschland“, sagte Günther. EHA

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