Meyer Werft schlägt Neubau der zerstörten Friesenbrücke vor
Die Papenburger Meyer Werft hat einen Neubau der stark beschädigten Emsbrücke im ostfriesischen Wee ner vorgeschlagen.
„Ein völliger Neubau wäre eine historische Chance“, sagte jetzt Werftchef Bernard Meyer in Weener. Eine moderne Konstruktion könne den Schiffsverkehr auf der Ems erleichtern und den Aufwand bei Überführungen von Schiffsneubauten der Werft reduzieren, so Meyer unter Hinweis auf die rund 4200 Beschäftigten bei dem Schiffbauunternehmen und der Hafenwirtschaft in Papenburg.
Bahnchef Rüdiger Grube und Staatssekretärin Daniela Behrens aus dem niedersächsischen Wirtschaftsministerium hatten zuvor einen Vorfinanzierungsvertrag unterzeichnet. Danach gibt das Land der Bahn einen zinslosen Kredit von 30 Millionen Euro zur Wiederherstellung der Klappbrücke. Bahn und Bund können die Summe derzeit nicht bereitstellen.
„Mit der bis jetzt geprüften Variante A – der Reparatur – könnten wir schon morgen anfangen“, sagte Grube bei einer Infoveranstaltung in Weener. Diese Variante habe als schnelle Lösung bisher im Vordergrund gestanden. Jetzt aber sei vergleichsweise spät der Vorschlag der Meyer Werft – ein Neubau als Variante B – gekommen. „Das wird teurer und voraussichtlich länger dauern“, sagte Grube.
Zu den Kosten ist bisher nichts bekannt. Frühere Schätzungen gingen von rund 70 Millionen Euro und neun Jahren Bauzeit aus. Für einen Neubau wären auch langwierige Genehmigungsverfahren nötig. Trotz des höheren Aufwandes will der Bahnchef diese alternative Lösung prüfen lassen. Die Ergebnisse sollen am 21. Dezember bei einer erneuten Bürger-Infoveranstaltung vorgestellt werden.
Spätestens im Jahr 2021 soll die längste Eisenbahn-Klappbrücke Deutschlands an der Bahnstrecke Groningen–Leer wieder in Betrieb sein. Im Dezember 2015 war das Frachtschiff „Emsmoon“ gegen einen Teil des 335 Meter langen Stahlbauwerks gekracht und hatte einen Schaden in Millionenhöhe angerichtet. Seitdem ist der Bahnverkehr unterbrochen. Die Strecke zwischen Groningen und Weener ist erst seit dieser Woche wieder in Betrieb.
Derweil stand in dieser Woche ein weiteres für die Meyer Werft relevantes Thema auf der politischen Tagesordnung. Alle deutschen Gewässer müssen bis 2027 in gutem Zustand sein, das fordert die EU. Da bleibt viel zu tun. Denn nur wenige Gewässer erfüllen diese Vorgabe. Nach einem Bericht des Bundesumweltministeriums für die EU-Kommission befinden sich die meisten Oberflächengewässer in Deutschland in mindestens unbefriedigendem ökologischem Zustand. Am schlechtesten schneidet die Ems ab, an der lediglich ein Prozent der Flächen in mindestens gutem Zustand sind. Es werde Jahrzehnte dauern, bis die Schäden aus dem Raubbau an der Natur repariert oder ganz geheilt seien, kommentierte Niedersachsens Umweltminister Stefan Wenzel (Grüne) den Bericht zur Lage an der Ems. lni/fab