„Hamburg“ leistet Pionierarbeit

Wird Teil der Operation „Irini“: die Fregatte „Hamburg“, hier bei der Missile Firing Exercise 2019 in Schweden, Foto: Bundeswehr/Marcel Kröncke
Die Deutsche Marine steht mitten in Corona-Zeiten vor einem ihrer bemerkenswertesten und zugleich mit vielen operativen Herausforderungen begleiteten Auslandseinsatz ihrer jüngeren Geschichte.
Dazu wird die Fregatte „Hamburg“ (F220) der Deutschen Marine am kommenden Dienstag ihren Heimatstützpunkt Wilhelmshaven um 10 Uhr morgens für knapp fünf Monate mit rund 250 Soldaten an Bord verlassen. Das teilte die Marine am Donnerstag mit. Bemerkenswert an dem Auslauf-Termin: Nachdem zahlreiche offizielle Ereignisse bei der Marine in den zurückliegenden Monaten aufgrund von Covid-19 ausdrücklich ohne beziehungsweise nur mit kleinster Medienbegleitung abliefen, lädt die Marine zu diesem Ereignis ausdrücklich wieder Pressevertreter ein.
Die am 13. Dezember 2004 als zweites Schiff der „Sachsen“-Klasse in Dienst gestellte Fregatte „Hamburg“ nimmt Kurs auf das Mittelmeer. In dem entsprechenden Seegebiet eingetroffen, wird sie das zweite Einsatzkontingent des Auslandseinsatzes „Irini“ der Europäischen Union übernehmen. Bisher hatte sich die Deutsche Marine mit einem Seefernaufklärer vom Typ P-3C „Orion“ beteiligt. Er startete dabei vom Marinefliegerstützpunkt Nordholz aus. Mit der „Hamburg“ ist erstmals ein Schiff der Deutschen Marine bei „Irini“ dabei, betont die Einsatzflottille 2 in Wilhelmshaven.
Eine Hauptaufgabe des Schiffes wird darin bestehen, mit für die Umsetzung des durch den UN-Sicherheitsrat verhängten Waffenembargos gegen Libyen zu sorgen. Weitere Aufgaben seien das Überwachen und Sammeln von Informationen über die illegale Ausfuhr von Erdöl und Kraftstoff aus Libyen. Zudem werden Schiff und Besatzung beim Aufbau von Kapazitäten der libyschen Küstenwache und Marine fachliche und logistische Unterstützung leisten. Ferner gelte es, das „Geschäftsmodell der Schleuser- und Menschenhändlernetzwerke im zentralen Mittelmeer“ zu unterbinden.
Fregattenkapitän Jan Fitschen (42), Kommandant der bei HDW in Kiel gebauten „Hamburg“, erwartet einen auch in seiner Karriere als Berufssoldat und Marineoffizier bemerkenswerten Einsatz. „Auf schwierigem politischen und operativen Terrain“ werde das Schiff und seine Besatzung „Pionierarbeit leisten müssen“. Neben der Stammbesatzung werden an Bord zahlreiche zusätzliche Spezialisten eingeschifft. Zudem wird zusätzliches Material mitgenommen. So wird die für das Schiff bereits grundsätzlich vorhandene Bordhubschrauber-Komponente gestärkt. Zwei Fluggeräte werden an Bord genommen, etwa für die regional begrenzte Seeraumüberwachung oder auch im Rahmen möglicher Boarding-Aktionen. Entsprechende Spezialisten des Seebataillons aus Eckernförde werden dazu eingeschifft. Fregattenkapitän Fitschen weiter: „Diese Teileinheiten gilt es an Bord zu integrieren und zu einem schlagkräftigen Gesamtsystem zu formen.“
Ein besonderes Thema wird für ihn als Kommandanten und damit dem für das Wohl von Schiff und Besatzung Alleinverantwortlichen der Umgang mit der Corona-Pandemie sein. Das werde in jedem Fall „die Transitzeiten, Hafenplanungen und Landgangsbestimmungen beeinflussen“. Teil des Corona-Schutzprogramms in dem aktuellen Einsatz ist eine Quarantäne in den ersten beiden Wochen des Transits ins Mittelmeer. In dieser Zeit wird es zwei besondere Covid-19-Tests für die rund 250 Besatzungsmitglieder geben. Die bei solch langen Einsätzen unverzichtbaren Hafenphasen stehen ganz besonders unter dem Eindruck von Corona. Bei der Flotte geht man davon aus, dass die Besatzung das Schiff möglicherweise erst am geplanten Einlauftag in Wilhelmshaven, dem 20. Dezember 2020, wieder verlassen kann. Fregattenkapitän Fitschen: „Allen Widrigkeiten in der Einsatzvorbereitung zum Trotz bin ich sicher, dass wir einen wirksamen Beitrag zur Operation leisten können und freue mich auf die kommenden viereinhalb Monate.“ EHA