„Gorch Fock“ lag ruhig im Wasser
Acht Jahre nach dem Tod der Bundeswehr-Kadettin Jenny Böken auf dem Segelschulschiff „Gorch Fock“ haben mehrere Zeugen erneut ihre Erinnerungen an den Unglücksabend geschildert. Nähere Details zu den Todesumständen wurden zum Auftakt der Berufungsverhandlung vor dem Oberverwaltungsgericht in Münster am Mittwoch nicht bekannt.
Der vorsitzende Richter hatte vor zu großen Erwartungen gewarnt. Die Verhandlung werde die genauen Todesumstände von Böken im Jahr 2008 nicht aufklären können, sagte er. Es gehe nur um die Frage, ob den Eltern eine Entschädigung nach dem Soldatenversorgungsgesetz zustehe.
Nach übereinstimmenden Zeugenaussagen lag das Schiff am Abend des 3. September ruhig im Wasser, als Böken vorne auf der „Gorch Fock“ im Ausguck stand. Das Gericht befragte mehrere Soldaten, die 2008 zum Beispiel bei der Übergabe der Wache gegen 22 Uhr dabei waren. Eine damalige Kadettin schilderte die Wetterlage und Sichtverhältnisse. Es sei trocken und der Himmel sei klar gewesen. Das Schiff habe keine besondere Neigung gehabt.
Widersprüche gab es bei den Aussagen zur Zeit der Übergabe. Eine Zeugin gab an, die Wache an dem Abend wie gewöhnlich gegen 21.45 Uhr an Böken übergeben zu haben. Laut Polizeiprotokoll hatte sie dies vor acht Jahren anders geschildert. Demnach hatte Böken die Wache erst ungewöhnlich spät um 22.20 Uhr übernommen.
Die Eltern der verunglückten Kadettin erhoffen sich von der mündlichen Verhandlung mit Hilfe des Verwaltungsrechts neue Impulse für Ermittlungen und Aussagen zur Klärung der Todesumstände. lno/fab