Frank Horch tritt zurück (Update)

Frank Horch, Foto: Arndt
Hamburgs Wirtschafts- und Verkehrssenator Frank Horch (parteilos) tritt zurück. Der 70-Jährige, der seit 2011 im Amt ist, will spätestens zum Jahresende aufhören und sich um seine erkrankte Frau kümmern, sagte Horch am Donnerstag auf einer kurzfristig angesetzten Pressekonferenz im Hamburger Rathaus.
Wer Nachfolger wird, ist noch offen. Nach einem Bericht des NDR sollen zwei SPD-Politiker im Gespräch sein: Zum einen Garrelt Duin, früher in Nordrhein-Westfalen Wirtschaftsminister und zurzeit in der freien Wirtschaft tätig, zum anderen der ehemalige schleswig-holsteinische Wirtschaftsminister Reinhard Meyer, der aktuell die Staatskanzlei Mecklenburg-Vorpommerns in Schwerin leitet.
Für Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) und dessen rot-grüne Koalition ist es fünf Monate nach Amtsantritt ein schwerer Schlag. Horch war bereits unter Tschentschers Vorgänger Olaf Scholz Wirtschaftssenator. Mit Scholz hatte Horch immer ein sehr vertrauensvolles Verhältnis. In der Wirtschaft war der Senator, der von 2008 bis 2011 Chef der Handelskammer war, hoch angesehen. In seiner Amtszeit hatte sich der Senator vehement für die geplante Elbvertiefung eingesetzt. Aber auch neuen Technologien und der Digitalisierung war der 70-Jährige zugewandt. So holte er für 2021 den internationalen Weltkongress für Mobilität und Logistik nach Hamburg.
Kritik musste der passionierte Segler zuletzt für seine Hafenpolitik einstecken. CDU, Linke und FDP forderten einen neuen Hafenentwicklungsplan, weil Hamburg gegenüber Rotterdam und Antwerpen an Umsatz verloren habe.
Wegen seiner Frau war Horch nach eigenen Angaben schon vor Jahren aus dem Umland in die Hamburger Hafencity gezogen. In der Mittagspause habe er damit die Chance gehabt, bei ihr nach dem Rechten zu sehen.
Tschentscher nahm die Entscheidung von Horch „mit großem Bedauern, aber auch mit Verständnis“ auf. Mehr als sieben Jahre sei Horch mit großem persönlichen Einsatz und Erfolg Senator gewesen. Seine gute Vernetzung in der Wirtschaft, seine Integrität und Durchsetzungsstärke hätten Horch dabei ausgezeichnet. Tschentscher dankte ihm „sehr herzlich für seine Arbeit zum Wohle der Stadt Hamburg“.
Auch die Grüne Bürgerschaftsfraktion bedauert den Rücktritt Horchs. „Die Entscheidung von Frank Horch macht mich traurig, ist aber menschlich nachvoIlziehbar und zeugt von persönlicher Größe“, sagte der Fraktionsvorsitzende Anjes Tjarks. „Ich habe mit Frank Horch seit 2011 in den unterschiedlichsten Konstellationen zusammen gearbeitet und ihn immer als feinen Kerl erlebt, der im persönlichen Umgang und im alltäglichen Politikbetrieb immer anständig und zuvorkommend war. Wir Grüne hätten uns sehr gewünscht, dass er das Amt als Wirtschaftssenator noch weiter ausübt. Wir möchten Frank Horch dafür danken, dass er trotz der schwierigen persönlichen Situation bis auf weiteres im Amt bleiben wird, um einen geregelten Übergang zu schaffen.“
Tobias Bergmann, Präses der Handelskammer Hamburg, bezog Stellung zur Entscheidung Horchs: „Wir bedauern den Rücktritt von Frank Horch als Wirtschaftssenator außerordentlich und bedanken uns für sein unermüdliches Engagement für die Hamburger Wirtschaft“, so Bergmann. Horch habe sich während seiner Amtszeit stets für die Zukunftsfähigkeit des Wirtschaftsstandortes allgemein und des Hamburger Hafens im Speziellen engagiert. „Als erster Wirtschaftssenator, der auch für den Bereich Innovationen zuständig war, hat er auch neue Akzente in der Verbindung von Forschung und Wirtschaft gesetzt. So hat er maßgeblich dazu beigetragen, dass Hamburg nun zwei weitere Fraunhofer-Einrichtungen hat.“ Frank Horch sei „ein gelungenes Beispiel für den Wechsel eines parteilosen Unternehmers in den Hamburger Senat. Mit seinen Erfahrungen in der Wirtschaft war er ein Gewinn für die Politik in unserer Hansestadt. Wir hoffen, dass dieses Beispiel Schule macht.“ fab/lno