Dunkle Wolken über Enercon

Für den Transport von Windkraftanlagen ausgelegt: das rund 130 Meter lange „E-Ship 1“ von Enercon wird unter anderem durch vier Flettner-Rotoren angetrieben. Die Zylinder an Deck haben eine Höhe von 27 Metern, Foto: Hasenpusch
Schwierige Zeiten für die Windindustrie: Mit dem Abbau von 3000 Stellen beim Anlagenbauer Enercon muss die Branche den nächsten schweren Rückschlag einstecken. Zur Begründung verwies das Unternehmen auf die Energiepolitik der Bundesregierung, die zu einem Einbruch des Markts für Windenergie an Land geführt habe.
„Der Abbau betrifft das eigene Unternehmen und direkte Produktionspartner“, sagte Sprecher Felix Rehwald am Sonnabend. Aber auch Zulieferer, Handwerksbetriebe und regionale Zeitarbeitsfirmen bekämen die Folgen zu spüren. Ostfriesland und Magdeburg wären mit jeweils 1500 Arbeitsplätzen betroffen. Allein bei der zentralen Verwaltung in Aurich stünden bis zu 300 Arbeitsplätze auf der Kippe. Der genaue Umfang an den einzelnen Standorten oder die Auswirkungen auf die Lieferketten seien jedoch derzeit nicht abzusehen.
Das Unternehmen habe 2018 erstmals ein Minus gemacht und einen Verlust von 200 Millionen Euro geschrieben, sagte Rehwald. Für das laufende Jahr werde ein noch höherer Verlust im dreistelligen Millionenbereich erwartet. Deutschlandweit habe das Unternehmen in den ersten zehn Monaten dieses Jahres nur 65 Windkraftanlagen errichtet, 2017 seien es noch 711 gewesen. Enercon beendet wegen des Markteinbruchs die Zusammenarbeit mit mehreren Produktionspartnern. Der Vergabestopp für Produktionsaufträge betreffe in erster Linie die Lieferung von Rotorblättern. Für die Blattwerke in Aurich und Magdeburg gebe es keine Aufträge mehr.
„Die aktuelle Energie- und Klimapolitik gefährdet nicht nur über Jahre aufgebautes Know-how und Arbeitsplätze in unserer Branche, sondern auch den Klimaschutz und die Energiewende insgesamt“, sagte Enercon-Manager Kettwig. „Nach Vorlage des Klimaschutzpakets der Bundesregierung wird klar, dass die Probleme für uns sogar noch größer werden.“
Der Bundesverband Windenergie sprach angesichts des Stellenabbaus bei Enercon von einem „letzten Weckruf“. Präsident Hermann Albers rief die Regierung auf, „das Wertschöpfungsnetzwerk Wind in Deutschland zu halten“. Auch der Bezirksleiter der IG Metall Küste, Meinhard Geiken, warnte: „Es droht ein dramatischer Kahlschlag in der Windindustrie.“
Enercon ist in der Misere nicht allein. Erst im April hatte Konkurrent Senvion Insolvenz angemeldet. Bei Nordex brach der Gewinn im ersten Halbjahr um mehr als die Hälfte ein. bek/lni