Rückzug von „Nord Stream 2“-Projekt

Die bestehende Trasse wurde 2010 in Betrieb genommen (Karte: Nord Stream AG/DVV)
Der größte deutsche Öl- und Gasproduzent Wintershall hat mit anderen westeuropäischen Energieunternehmen den Antrag in Polen auf eine Beteiligung an der Gaspipeline „Nord Stream 2“ zurückgezogen.
„Wir treten der Nord Stream 2 AG jetzt nicht bei, sind aber an der Umsetzung des Projektes weiterhin sehr interessiert und bleiben Partner“, sagte ein Unternehmenssprecher der Deutschen Presse-Agentur. Die Entscheidung werde sich nicht auf den Bau der zweiten Erdgas-Pipeline durch die Ostsee auswirken, betonte er.
Wie die BASF-Tochter mitteilte, hatte die polnische Kartellbehörde zuvor Bedenken bei der Gründung des Joint Ventures zwischen dem russischen Energiekonzern Gazprom und den europäischen Unternehmen Engie, OMV, Shell und Uniper sowie Wintershall geäußert. Die nationale Rechtslage in Polen erlaubt eine kartellrechtliche Prüfung des Projekts. In Deutschland hatten die Behörden keine Einwände.
Wintershall hätte zehn Prozent an der Gesellschaft gehalten. Mit dem Rückzug der westeuropäischen Energieunternehmen ist der russische Gasriese Gazprom weiterhin alleiniger Gesellschafter.
Kritik aus Polen
„Nord Stream 2“ sieht den Bau von zwei Offshore-Pipelines von Russland nach Deutschland vor. Sie sollen insgesamt eine jährliche Kapazität von 55 Milliarden Kubikmeter Gas haben. Polen und die baltischen Staaten kritisieren den Bau der Pipeline scharf und fürchten, dadurch könnten ihre Interessen übergangen werden.
Über die bestehende Ostsee-Pipeline „Nord Stream“ ist im vergangenen Jahr mehr russisches Erdgas geflossen als in den Jahren zuvor. Nach Angaben des von Gazprom dominierten Betreiberkonsortiums wurden 2015 über den 1200 Kilometer langen Doppelstrang rund 39,1 Milliarden Kubikmeter Gas an die EU geliefert. Damit war die Transportkapazität von 55 Milliarden Kubikmeter zu 71 Prozent ausgelastet.
Die Trasse landet in Lubmin an. Von dort wird das Gas nach Westeuropa weitergeleitet. Seit Inbetriebnahme im Jahr 2010 flossen 112,5 Milliarden Kubikmeter Gas durch die Leitung. FBi/lno