Rongsheng sucht händeringend Käufer

Die Schifffahrtskrise erreicht mit einigen Jahren Verzögerung nun auch den chinesischen Markt. Für Rongsheng Heavy Industries gestaltet sich die Suche nach einem Käufer für die Werftensparte dadurch schwierig.

Nachdem im März die Suche nach einem Käufer für den größten Schiffbauer Chinas begonnen hatte, hat nun Yangzijang Shipbuilding abgelehnt, die kriselnde Werftensparte von Rongsheng zu übernehmen. Der Verkauf ist nötig geworden, weil allein durch Fehlspekulationen eine Zinslast von 3,1 Milliarden US-Dollar auf der Werft lastet. Der Gesamtschuldenstand wird wesentlich höher geschätzt. Die chinesische Regierung hatte es aber Anfang des Jahres abgelehnt, dem Konzern mit Finanzhilfen unter die Arme zu greifen. Deshalb soll ein Verkauf des Kerngeschäfts das Schwerindustrie-Konglomerat retten.

Die in Nantong an der Mündung des Jangtsekiangs ansässige Werft wird Marktbeobachtern zufolge wohl nicht so leicht einen Investor innerhalb oder außerhalb Chinas finden. „Allein die Zinsschulden sind erdrückend“, sagte Börsenhändler James Tsu aus Hongkong dem THB. „Für die chinesische Regierung könnte Rongsheng zu einem privatwirtschaftlichen Griechenland werden“, so Tsu weiter. Ein Käufer werde wohl erst dann die Hand heben, wenn es einen massiven Schuldenschnitt gebe. Das lehnt die Regierung in Peking bislang aber ab.

Alternativ könnte das Unternehmen unter chinesisches Insolvenzrecht gestellt werden, sagte ein Sprecher des chinesischen Handelsministeriums in Peking dem THB. Im chinesischen Recht würde dies einen ähnlichen Gläubigerschutz bedeuten wie das Chapter 11 im US-amerikanischen Insolvenzrecht. Allerdings wäre es das erste Mal, dass ein großer chinesischer Konzern diesen Weg gehen müsste.

Dominoeffekt befürchtet

Die chinesische Regierung fürchtet offenbar einen Dominoeffekt. Denn die Zinslast kam offenbar durch Fehlspekulationen sowohl bei Rongsheng als auch bei den finanzierenden chinesischen Banken zustande. „Dies könnte eine Eruption für die Schifffahrtsmärkte in China, im Pazifikraum und weltweit werden“, sagte Ian Willoghby, Schifffahrtsexperte an der University of Sydney Business School, dem THB. Chinesische Banken finanzieren seit einiger Zeit auch weltweit Neubauten. pk

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