Reederei Büttner setzt auf Scrubber-Technik
Mit der Bremer Tankerreederei Carl Büttner GmbH & Co. KG entscheidet sich ein weiteres deutsches Schifffahrtsuntnehmen für die Nachrüstung eines Bestandsschiffes mit einem Scrubber (Abgaswäscher).
Das bestätigte Thorsten Mackenthun, Mitglied der Geschäftsführung des Traditionsunternehmens (Gründung: 1856), dem THB auf Anfrage. Für die Nachrüstung bestimmt ist der 2006 gebaute, unter deutscher Flagge fahrende und mit 16.683 BRZ vermessene Produktentanker „Aurelia“ (IMO 9327102).
Als Systemlieferant fiel die Wahl auf das Unternehmen Babcock Noell GmbH (BNG) aus Würzburg. Es gehört zum Bilfinger-Konzern. Mackenthun: „Das Unternehmen überzeugte uns auch aufgrund der langjährigen Erfahrungen in der Entwicklung sowie dem Bau von Entschwefelungsanlagen, die vor allem für Kraftwerke und Industrieanlagen entstanden.“ BNG selbst sieht in diesem in Jahrzehnten erarbeiteten Know-how die „Basis zur Entwicklung einer Entschwefelungsanlage für Schiffe“. Im Unternehmen seien „alle Ingenieurkapazitäten vorhanden, um auch für die maritime Wirtschaft schlüsselfertige Lösungen anbieten zu können“. Durch die Einbettung in den Bilfinger-Konzern sei man zudem in der Lage, weltweit Serviceleistungen für die Wartung und den Betrieb der Scrubber auszuführen.
Reederei-Manager Mackenthun wies im THB-Gespräch darauf hin, dass das Unternehmen mit seiner Flotte von Spezialtankern „vor allem in den SECA-Regionen unterwegs ist“. Um die strengen Emissionsschutzauflagen einhalten zu können, müsse man entweder hochwertiges MGO verwenden oder eben Scrubber einsetzen, mit denen auch beim Verbrennen des Noch-Standard-Brennstoffs Schweröl die Abgasnormen eingehalten werden können. Die Option LNG habe man zwar auch untersucht, sich dann jedoch dagegen entschieden. Die „Aurelia“ wird einen BNG-Scrubber als Hybridsystem erhalten: Es kann sowohl als sogenannter „Open-Loop“ als auch als „Closed-Loop“ gefahren werden. Beim „Open-Loop“-Betrieb werden die schwefelhaltigen Abgase durch Seewasser gewaschen, bevor es gereinigt den gesetzlichen Anforderungen entsprechend ins Meer geleitet werden darf. Das „Closed-Loop“-Verfahren erlaubt eine Verhinderung jeglichen Eintrags von Abwässern in besonders geschützten Gebieten. Zu den Systemkennzeichen gehören laut BNG unter anderem eine kompakte Bauform, die Verwendung korrosionsbeständiger Materialien unter Zugrundelegung der langjährigen Erfahrungen mit hoch korrosiven Rauchgasen, der Einsatz von wartungsarmen Anlagenkomponenten sowie die hohe Anlagenverfügbarkeit durch die redundante Ausführung wesentlicher Komponenten. Über den Systempreis vereinbarten beide Seiten Stillschweigen. Nach THB-Recherchen dürften sich die Kosten jedoch in einer Bandbreite von ein bis zwei Millionen Euro bewegen. Die Nachrüstung des Tankers mit dem Scrubber soll im Frühjahr 2016 erfolgen, und zwar zeitgleich mit der Ausführung von allgemeinen Klassearbeiten. Die Bremer Reederei hat bereits erste Scrubber-Erfahrungen sammeln können, und zwar mit dem 1999 gebauten Tanker „Leander“ (IMO 9186704). Allerdings stammte das System hier von einem anderen Hersteller. Zur Carl-Büttner-Flotte gehören aktuell zehn Tanker. EHA