„Deutsche Bucht“ löst Großbestellung aus

Bei Damen Shipyards gebaut und 2015 abgeliefert: die „Nexus“. Sie kommt auch beim Park „Deutsche Bucht“ zum Einsatz, Foto: Van Oord

Bei Damen Shipyards gebaut und 2015 abgeliefert: die „Nexus“. Sie kommt auch beim Park „Deutsche Bucht“ zum Einsatz, Foto: Van Oord

Monopiles von EEW: Die Firma baut auch für „Deutsche Bucht“, Foto: Arndt

Seit drei Jahren im Intensiveinsatz: Transport- und Errichterschiff „Aeolus“, hier in Rotterdam , Foto: Van Oord
Vom Bau des neuen Windparks „Deutsche Bucht“ profitiert auch das Stahlbauunternehmen EEW Special Pipe Constructions GmbH.
Die Firma wird insgesamt 31 Fundamentkonstruktionen, sogenannte „Monopiles“, für den Generalbauunternehmer, die niederländische Van Oord-Gruppe, fertigen. Der inhabergeführte Offshore- und Wasserbau-Konzern erteilte jetzt einen entsprechenden Auftrag.
Alle Fundamente entstehen im EEW-Werk im Rostocker Überseehafen, und zwar im Zeitraum November 2017 bis Mai 2018. Für die Produktion kalkuliert das Unternehmen mit rund 35.000 Tonnen Stahl. Von Rostock aus werden die XL-Monopiles per Spezialschiff zur Baustelle in der Nordsee transportiert.
Für Van Oord und EEW ist es das dritte große Windkraft-Projekt, bei dem die beiden Unternehmen zusammenarbeiten. So lieferte der Stahlbauer für den vor der belgischen Küste errichteten Windpark „Belwind“ Fundamente für die insgesamt 56 Turbinen. Damit wird Energie für insgesamt 160.000 Haushalte erzeugt. Das zweite Vorhaben betrifft den Windpark „Gemini“, der gut 85 Kilometer vor der niederländischen Küste entsteht. Es ist ein Energie erzeugungszentrum der Superlative und seit Frühjahr 2017 in Betrieb. Der Park besteht aus 150 Windkraftanlagen (WEA), die von Siemens Wind Power gebaut wurden. Bei den Baumustern handelt es sich um Turbinen des Typs SWT 4.0-130 mit einer Nennleistung von vier MW. „Gemini“ wird künftig auf Jahresbasis rund 600 MW saubere elektrische Energie erzeugen. Eine Menge, die nach Aussagen des Betreiberkonsortiums ausreicht, um 785.000 Haushalte in den Niederlanden zu versorgen. Mit dieser Leistungsstärke gehört der Park nach Firmendarstellung zu den größten weltweit. Das Investitionsvolumen beläuft sich auf gut 2,8 Milliarden Euro.
Für den Windpark „Deutsche Bucht", der nach seiner Fertigstellung Ende 2019 auf Jahresbasis 252 MW sauberen Strom erzeugen soll, tritt der kanadische Energiekonzern Northland Power auf. Nach THB-Recherchen geht es für das Gesamtvorhaben um gut 1,2 Milliarden Euro, wobei sich das über Eigenmittel beigesteuerte Startkapital auf umgerechnet gut 400 Millionen Euro beläuft.
Die von den 31 Windkrafträdern erzeugte Energiemenge reicht künftig aus, um mehr als 178.000 Haushalte mit grünem Strom zu versorgen. Zugleich werden dadurch nach Angaben der Projektbeteiligten bis zu 360.000 Tonnen CO2 im Jahr eingespart, die anfielen, kämen nur konventionelle Kraftwerke zum Einsatz. Bei den Turbinen handelt es sich um Exponate der 8 MW-Klasse. Der Windpark entsteht 95 Kilometer nordwestlich der Insel Borkum, die zugleich die westlichste der ostfriesischen Inseln ist.
Van Oord wurde vom kanadischen Investor mit einem umfangreichen Aufgabenpaket versehen: Entwurf, Engineering, Komponenteneinkauf, Fundamentinstallation und weitere Arbeiten. Für den Transport der schweren Komponenten setzt das niederländische Unternehmen seine beiden Spezialschiffe, den 2014 durch Damen Shipyards gebauten Kabelleger „Nexus“ (IMO 9715505) sowie das Transport- und Errichterschiff „Aeolus“ (IMO 9612636) ein. Dabei handelt es sich um das erste und auch einzige Schiff dieser Art, das auf einer deutschen Werft gebaut wurde, in diesem Fall auf der ehemaligen Sietas-Werft, die heute als Pella Sietas-Werft firmiert. Die „Aeolus“ wurde 2014 abgeliefert. Beim Vertragsabschluss hatten die Niederländer sogar eine Option über ein Schwesterschiff vereinbart. Doch machte unter anderem die Insolvenz der Werft in Hamburg-Neuenfelde diesen Plan zunichte.
Knapp drei Jahre nach ihrer Ablieferung und Indienststellung wird die „Aeolus“ einen leistungsstärkeren Kran erhalten. Einen entsprechenden Kontrakt schlossen unlängst Van Oord sowie die niederländischen Unternehmen Damen Shipyards und der Kranbauer Huisman miteinander. Der ursprünglich installierte 900 Tonnen-Kran der ebenfalls zur (ehemaligen) Sietas-Gruppe gehörenden NMF (Neuenfelder Maschinenfabrik), wird durch einen Kran mit 1600 Tonnen Hebevermögen ersetzt. Huisman wird den sogenannten „LEG“-Kran (Leg Encircling Crane) bis zum ersten Quartal 2018 liefern. Dank des neuen Equipments kann die „Aeolus“ künftig deutlich höhere Lasten aufnehmen.
Die „Aeolus“ spielte in den zurückliegenden Monaten auch eine wichtige Rolle beim Aufbau des britischen Windparks „Walney Extension Offshore Wind Farm“. Als Investor agiert dabei das Unternehmen Dong Energy. Der niederländische Spezialdienstleister transportiert mit der „Aeolus“ sowie dem Errichterschiff „Svanen“ (IMO 9007453) innerhalb von viereinhalb Monaten insgesamt 87 WEA-Fundamente. 2018/2019 soll der 659 MW Windpark ans Netz gehen und bei voller Leistung künftig bis zu 500.000 britische Haushalte mit grünem Strom versorgen.
In Deutschland spielen See-Windparks bei der Energieversorgung eine immer größere Rolle. Wie die Arbeitsgemeinschaft Offshore-Windenergie (AGOW) jetzt berichtete, waren mit Stichtag 30. Juni 2017 insgesamt 1055 WEA mit 4749 MW am Netz. EHA