Zeamarine in schwerer See

Rasant gewachsen, jetzt droht Ungemach: die Bremer Schwergut- und Projektladungsreederei Zeamarine, Foto: Hasenpusch
Über der Bremer Schwergut- und Projektreederei Zeamarine ziehen dunkle Wolken zusammen. Der Grund: Das Unternehmen des Bremer Bauunternehmers Kurt Zech befindet sich nach einem rasanten Aufstieg in den vergangenen Jahren offenbar in schwerer finanzieller Schieflage.
Nach Informationen der THB-Schwesterpublikation DVZ (Deutsche Verkehrs-Zeitung) hat der Hauptgesellschafter vergangene Woche den Steuer- und Restrukturierungsberater Sven Lundehn als Vorsitzenden der Geschäftsführung bei Zeamarine eingesetzt. Dabei sei unklar, so die DVZ weiter, ob der Geschäftsführer der Beratungsfirma Alldatax, die bereits zahlreiche Einschiffsgesellschaften durch die Insolvenz geführt hat, das Ruder bei Zeamarine noch einmal herumreißen oder das Unternehmen gar abwickeln soll.
Der Projekt-Carrier, der mittlerweile 75 Mehrzweck- und Schwergutfrachter disponiert, schreibt Gerüchten zufolge jeden Monat Millionenverluste. Auf Anfrage der DVZ lehnte das Unternehmen allerdings jegliche Stellungnahme zu den Personalien und einer etwaigen Restrukturierung ab.
Mit der Einsetzung Lundehns mussten zwei weitere führende Manager der Zech-Reedereigruppe offenbar ihren Hut nehmen. So soll der geschäftsführende Gesellschafter der Dachfirma Zeaborn, die sowohl die Projektschifffahrt (Zeamarine) als auch die Bereederungsaktivitäten (Zeaborn Ship Management) vereint, Jan-Hendrik Többe, von seinem Amt zurückgetreten sein.
Többe wiederum gehörte zum Kreis der Mitgründer von Zeaborn – genauso wie Ove Meyer, der sich bereits im Sommer aus der Führung der Gruppe zurückgezogen hatte. Außerdem ist der Chief Commercial Officer (CCO) von Zeamarine, Dominik Stehle, nach nur elf Monaten wieder aus dem Unternehmen ausgeschieden.
Zeamarine entstand erst 2018 durch Zusammenschluss der Vorgängerfirma Zeaborn Chartering und der US-Reederei Intermarine. Sie wurde im Frühjahr dieses Jahres vollständig von Zech übernommen. Zuvor hatte Zeaborn 2017 die Hamburger Rickmers Linie gekauft.
Mit dem rasanten Aufbau hat sich die Firma möglicherweise übernommen. Brancheninsidern zufolge haben die Frachtumsätze nicht mit den Charter- und Leasing-Kosten für die expandierende Flotte Schritt halten können. Die Frachtraten in der Projektschifffahrt befinden sich Maklern zufolge noch auf einem „unauskömmlichen“ Niveau, wohingegen die Charterraten inzwischen aber angezogen haben.
Zudem sind die Projekt-Carrier mit einem drastischen Anstieg der Treibstoffkosten aufgrund der zum 1. Januar 2020 anstehenden Absenkung der Schwefel obergrenze für Schiffsbrennstoffe konfrontiert.
Andererseits musste Zeamarine als Newcomer erst einmal die nötigen Vertriebs- und Agenturstrukturen festigen, um ausreichend Ladung für die Flotte zu kontrahieren.
Sollte der Carrier den Turn around schaffen, dürfte es zunächst einmal schlechter werden, bevor es besser wird. Denn die jüngsten Vorgänge sind auch Kunden und Lieferanten nicht verborgen geblieben. So drohen Lieferanten wie Treibstoffhändler und Umschlagfirmen, dem Unternehmen die Kreditlinien zu kürzen beziehungsweise nur noch gegen Vorkasse zu liefern. Dadurch könnten sich der Liquiditätsabfluss noch verschärfen. ol/mph/EHA