„ÜZ“ weicht deutschem Hafenmuseum
Der Standort für das Deutsche Hafenmuseum steht fest: Die Einrichtung soll auf dem Kleinen Grasbrook am östlichen Bereich des Hamburger Hafens errichtet werden.
Das teilte Hamburgs Kultursenator Dr. Carsten Brosda am Dienstag im Altonaer Museum mit. Bereits in der vergangenen Woche gab es erste Hinweise darauf, dass das Gebiet des Kleinen Grasbrook in Frage kommt (thb.info 12. Dezember 2017) – und zwar in dem Bereich, wo derzeit noch das 1967 entstandene „Überseezentrum“ (ÜZ) der HHLA steht, das allerdings seit 2016 nicht mehr als Logistikeinrichtung zur Verfügung steht. Der rund 100 Hektar große Kleine Grasbrook wird dagegen derzeit sehr wohl noch von zahlreiche Hafen- und Logistikbetriebe genutzt.
Er soll aber nach dem Willen des rot-grünen Senats künftig zum Teil für eine Mischbebauung aus hochwertigem Wohnen und kleinteiligem Gewerbe umgewidmet und umgestaltet werden. Entsprechende Pläne hatte Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) am 12. September bekanntgegeben. Danach sollen 46 Hektar für Wohnen und Gewerbe genutzt werden, die verbliebenen rund 53 Hektar dieser Elbinsel sind weiterhin für die Hafennutzung vorgesehen. Randnotiz: Der Kleine Grasbrook wäre übrigens als Standort für die Ausrichtung der Olympischen Sommerspiele 2024 oder 2028 herangezogen worden, hätte Hamburg den Zuschlag für diese Weltsportveranstaltung erhalten.
Alles in allem standen für die Verankerung des nationalen Museums für die gesamte deutsche Hafenwirtschaft somit zunächst drei Standorte in Hamburg zur Auswahl: Erstens: Die Integration des Museums in das einmalige 50er Schuppen-Ensemble, das zum Teil bereits für das Hafenmuseum Hamburg genutzt wird. Zweitens: Eine direkt an den Alten Elbtunnel grenzende Fläche und drittens: ein Grundstück in direkter Nachbarschaft zu den verschiedenen Musicals auf dem Südufer der Norderelbe.
Das Frankfurter Planungsbüro Albert Speer + Partner (AS+P) war seitens der Stiftung Historische Museen Hamburg beauftragt worden, mit einer umfassenden Potentialanalyse, den geeigneten Standort für das Museum zu finden. Das erfolgte in enger Zusammenarbeit mit der Stiftung und der Kultur-Behörde.
Ausgeschlossen wurden die Standorte westlich der Landungsbrücken sowie neben den Musical-Theatern am Fährkanal. Dabei schnitten die Landungsbrücken trotz der günstigen Lage im Vergleich zu den anderen Flächen mit Abstand am schlechtesten ab. Hauptkritikpunkt: Die begrenzte Fläche bietet zu wenig Entwicklungspotential für ein solches Museum. Auch der Standort „Musical-Theater“ fällt trotz seiner exponierten Lage direkt gegenüber den Landungsbrücken „und einer insgesamt positiven Bewertung“ aufgrund seiner unmittelbaren Nachbarschaft zu einem sogenannten „Störfallbetrieb“ „als nicht genehmigungsfähig heraus“. Auch die besagten 50er Schuppen sind nach den vorliegenden Erkenntnissen „störfallrechtlich voraussichtlich nicht genehmigungsfähig“. Denn auch diese Fläche liege in Nachbarschaft zu gleich drei Störfallbetrieben.
Schließlich fiel der Blick und den Kleinen Grasbrook mit dem frei werdenden „ÜZ“-Areal, gewissermaßen die vierte Fläche. Für die Stiftung Historische Museen Hamburg und die Kulturbehörde könnte dieser Standort damit zu einem „Symbol, Motor und kulturellen Zentrum“ des künftigen, neuen Stadtquartiers „Grasbrook“ werden. Und das sind jetzt die Folgeschritte: Für eine endgültige Standortentscheidung wird die Stiftung Historische Museen Hamburg jetzt eine Vorstudie in Auftrag geben. Sie beinhaltet zudem ein Planungskonzept und eine Kostenschätzung. Geld ist vorhanden. So hatte der Bund Ende 2015 rund 120 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Geld, mit dem zum einen das Museum gebaut werden kann und die historische Viermastbark „Peking“ von New York nach Deutschland geholt werden kann. Letzteres ist inzwischen erfolgt. Seit diesem Sommer wird die vor über 100 Jahren in Hamburg gebaute Bark auf der Peters-Werft in Wewelsfleth umfassend saniert. Rund 20 Millionen Euro sind dafür aus dem Gesamtpaket vorgesehen.
Die „Peking“ ist ihrerseits als im Wortsinne herausragendes Wahrzeichen für das künftige Deutsche Hafenmuseum vorgesehen. Es hat für sich einen hohen Anspruch formuliert: Es will „ein Museum von nationaler und internationaler Bedeutung sowie hoher touristischer Relevanz sein, das der herausragenden Funktion der deutschen Häfen am Beispiel des Hamburger Hafens für Geschichte und Gegenwart gerecht wird“.
Für Brosda wäre die Errichtung des neuen Museums auf einem wesentlichen Teil der „ÜZ“-Fläche jedenfalls ein großer Wurf. So sieht es auch Börries von Notz, Alleinvorstand der Stiftung Historische Museen Hamburg: „Das Überseezentrum bietet beste Voraussetzungen, um ein zeitgemäßes, innovatives Museum zu errichten.“ Auch Hafen- und Wirtschaftssenator Frank Horch ist zufrieden: „Am ehemaligen Überseezentrum können wir mit dem Deutschen Hafenmuseum ein spannendes Schaufenster der Geschichte und Gegenwart des Hafens eröffnen.“ EHA