Russland-Reise erfolgreich

Flagge zeigen: Gruppenfoto vor dem Hamburger „Transrussia“-Gemeinschaftsstand mit Teilen der Wirtschaftsdelegation, Foto: Arndt

Kontaktpflege (v.l.): Ingo Egloff und Wirtschaftsstaatsrat Torsten Sevecke , Foto: Arndt

Gute Stimmung (v.l.): T. Sevecke, Alexey Grom, I. Egloff und Stefan Matz, Foto: Arndt

Russland wie aus dem Bilderbuch: die berühmte Basilius-Kathedrale auf dem „Roten Platz“ in der Hauptstadt Moskau, Foto: Arndt

Gut sichtbar: deutsche Präsenz auf der Logistik-Fachmesse Transrussia, Foto: Arndt

Weichenstellungen: Zentrale von Hafengesellschaft Rosmoport in Moskau, Foto: Arndt
Ein klares Zeichen für einen freien Handel sowie die Fortsetzung des bilateralen Dialogs auf den verschiedensten Ebenen hat der Stadtstaat Hamburg jetzt im Rahmen einer mehrtätigen Reise in Russland gesetzt.
Ausgerichtet wurde der Landesbesuch durch die Hamburger Wirtschaftsbehörde in enger Abstimmung mit der Hafen Hamburg Marketing (HHM) sowie mit der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Hamburg Invest. Die Delegation wurde von Dr. Torsten Sevecke, Staatsrat in der Hamburger Wirtschaftsbehörde, angeführt. Für ihn war es zugleich die erste Auslandsreise als neuer Staatsrat. Sevecke ist der Nachfolger von Dr. Rolf Bösinger, der als neuer Staatssekretär im jetzt von der SPD geführten Bundesfinanzministerium wirkt.
Im Rahmen der Reise, die vom stellvertretenden Chefredakteur des THB, Eckhard-Herbert Arndt, mitbegleitet wurde, standen Moskau und St. Petersburg im Mittelpunkt. Der THB wird über diese besondere Reise im Verlauf der kommenden Ausgaben berichten.
Für Hamburgs Staatsrat Sevecke sollte diese Reise vor allem eines signalisieren: „Es ist für beide Seite wichtig, dass wir miteinander im Gespräch bleiben.“ Diese zentrale Botschaft vertraten sowohl Sevecke als auch Ingo Egloff, HHM-Vorstand, bei den verschiedenen Gesprächen mit hochrangigen Partnern auf der russischen Seite, darunter beispielsweise der obersten russischen Hafenbehörde Rosmoport in Moskau oder der Regierung des Leningrader Gebiets in Hamburgs Partnerstadt St. Petersburg. In der Newa-Stadt läuft noch bis einschließlich 26. April die Deutsche Woche, in der vor allem kulturelle Aspekte im Mittelpunkt stehen.
Die russischen Gesprächspartner begegneten der Hamburger Delegation nicht nur mit dem besonderen Interesse an einer weiteren Vertiefung der Verkehrs- und Wirtschaftsbeziehungen, sondern honorierten durch Wort und Tat ihre besondere Wertschätzung für das EU-Land und den Nato-Partner Deutschland. Denn natürlich kam man in den verschiedenen Gesprächen immer wieder auch auf die Sanktionen der EU und der USA als Folge des Konfliktes mit der Ukraine um die Krim zu Sprechen.
In der russischen Hauptstadt fand zum Zeitpunkt der Reise unter anderem die vor allem auf den russischen Logistikmarkt zugeschnittene, jedoch auch mit internationaler Beteiligung konzipierte Fachmesse „Transrussia“ statt. Sie gilt nach eigener Darstellung als größte logistische Fachschau innerhalb der Russischen Föderation und fand in diesem Jahr vom 17. bis zum 19. April in Moskau statt. 2017 zählte die Messeverwaltung rund 15.000 Besucher aus 52 Ländern in den Hallen des neuen Moskauer Messezentrums.
Deutsche Unternehmen, allen voran auch die Häfen, zeigen auf diesem Branchentreff seit Jahr und Tag intensiv Flagge und tragen damit auch der besonderen Bedeutung Deutschlands im bilateralen Handel mit Russland Rechnung. Dieser belief sich nach HHM-Erhebungen 2017 auf umgerechnet rund 57,3 Milliarden Euro. Sie gliedern sich auf in rund 25,9 Milliarden Euro an deutschen Exporten und 31,4 Milliarden Euro an Importen aus Russland. Bemerkenswert an diesem Betrag ist, dass das Handelsvolumen trotz der Sanktionen gegen Russland 2017 wieder stieg, und zwar erstmals seit fünf Jahren.
Zu den bedeutendsten deutschen Export-Gütern gehören weiterhin Maschinen, Fahrzeuge und chemische Erzeugnisse, während Russland vor allem Energieträger wie Erdöl und Gas nach Deutschland lieferte. Es ist absehbar, dass diese Gütergruppen auch in Zukunft eine herausragende Rolle spielen werden. Weil die Niederlande auch aufgrund ausgebeuteter Erdgasvorkommen mittel- und langfristig als wichtiger Lieferant ausfallen werden, wird Russlands Rolle absehbar noch größer.
Unter den wichtigen Handelspartnern belegt Deutschland für die Russische Föderation mit einem Anteil von 8,6 Prozent nach China den zweiten Platz. Für den Hamburger Hafen ist Russland von herausragender Bedeutung. Mit dem erzielten seewärtigen Güteraufkommen wird der zweite Platz belegt. 2017 gingen rund 405.000 TEU an russischer Ladung über die Kaikanten Hamburger Hafenunternehmen. Für Russland ist der Handelspartner China inzwischen so bedeutsam, dass das Reich der Mitte auf einen Marktanteil von 14,9 Prozent kommt.
Die verschiedenen Gesprächspartner der Hamburger Delegation machten wiederholt klar, dass die Bedeutung Chinas für Russland in Zukunft weiter zunehmen wird. Das Stichwort „Neue maritime Seidenstraße“ spielt dabei eine wichtige Rolle. Aufgrund seiner gewaltigen Landmasse sieht Russland hier eine klare Rolle als wichtiges Transitland, das sich allerdings nicht darauf beschränken will, „nur“ die Rolle als physischer Transmissionsriemen zu spielen.
Ein anderes wichtiges Stichwort heißt „Nördliche Seeroute“. Auch sie spielt in der Perspektive für den Seegüterverkehr mit China eine tragende Rolle. Das Infrastrukturunternehmen Rosmoport beschäftigt sich intensiv mit diesem Thema. Sowohl Sevecke als auch HHM-Vorstand Egloff bekundeten ein großes Interesse Hamburgs an einer aktiven Mitgestaltung an diesen beiden Zukunftsthemen.
Das deutsche Engagement auf der Transrussia war auf einem Gemeinschaftsstand gut sichtbar gebündelt. Gemeinsam mit dem Hafen Hamburg zeigten unter anderem auch Brunsbüttel, Kiel und Lübeck auf einem Stand Flagge. Einen weiteren starken deutschen Hafen-Cluster bildeten Rostock, Wismar, Stralsund und Mukran sowie das Unternehmen Insellogistik aus Bergen/Insel Rügen.
Die Mitwirkung an der Logistikmesse wurde von den daran beteiligten deutschen Unternehmen gegenüber dem THB als besonders bedeutsamen beschrieben.
HHM-Vorstand Ingo Egloff: „Diese Messe hat sich eindeutig auf dem russischen Transportmarkt etabliert. Als Hafen Hamburg ist es daher sehr wichtig, hier präsent zu sein, schließlich ist Russland stärkster Handelspartner im Europa-Containerverkehr des Elbe-Hafens und darüber hinaus auch zweitstärkster Hafen-Partner weltweit.“
Prof. Dr. Sebastian Jürgens, Geschäftsführer der Lübecker Hafen-Gesellschaft (LHG), bewertet den Verlauf der diesjährigen Messemitwirkung so: „In den Gesprächen mit unseren russischen Geschäftspartnern stoßen wir mit unseren Angeboten nach wie vor auf großes Interesse, die Beziehungen auszubauen. Wir spüren dabei ein wachsendes Vertrauen, das zum Glück nicht unter politischen Gegebenheiten zu leiden scheint.“
LHG-Chef Jürgens hatte gemeinsam mit Ortwin Harms, Leiter Marketing und Vertrieb, sowie Dmytro Grybkov, der in St. Petersburg die Firma „OOO ECL Rus“ leitet, den direkten Kundenkontakt. Die LHG-Tochter European Cargo Logistics (ECL) unterhält unter diesem Namen seit einigen Jahren eine eigene operative Beteiligungsgesellschaft in St. Petersburg.
Mit einem positiven Gefühl trat auch Dr. Timo Rosenberg, Marketingdirektor der Seehafen Kiel GmbH, die Rückreise an: „Vor dem Hintergrund anhaltender Sanktionen sind wir mit der guten Resonanz auf den gemeinsamen Messestand sehr zufrieden. Es wird von unseren russischen Partnern geschätzt, dass wir in Moskau präsent sind. Gemeinsam mit Reedereien und Speditionen konnten wir vor Ort konkrete Projekte besprechen.“
Eine klare Positionierung nimmt auch die Häfen- und Logistik-Gruppe Schramm-Group vor, zu der unter anderem auch Brunsbüttel Ports gehören. Frank Schnabel, Mitglied der Geschäftsführung der inhabergeführten Unternehmensgruppe, sagte dem THB: „Wir wollen mit unserem Engagement in Schweden den Ostseeraum weiterentwickeln, und dafür ist Russland ein wichtiger Markt. Mit der Präsenz auf der Messe wollten wir unser Engagement in der Ostsee nicht nur untermauen und dokumentieren, sondern auch Netzwerke in dieser Region aufbauen und Geschäfte entwickeln, und das haben wir getan. Seit vielen Jahren sind wir auf internationalen Messen unterwegs und werden dies als Schramm Ports & Logistics auch weiterhin gemeinsam mit Hamburg Hafen Marketing in diesem Sinne entwickeln.“
Die besonderen Beziehungen der Häfen im nordöstlichen Flächen-Bundesland zur Russischen Föderation unterstrich Sören Jurrat, Vorstandsvorsitzender des Landesverbandes Hafenwirtschaft Mecklenburg-Vorpommern: „Bereits zum 14. Mal beteiligten sich die Häfen Wismar, Rostock, Stralsund und Mukran unter dem Dach unseres Verbandes an dem deutschen Gemeinschaftsstand anlässlich der Transrussia. Wir zeigten damit Flagge in Zeiten politisch nicht einfacher Rahmenbedingungen. Dass die Entscheidung zur erneuten Teilnahme richtig war, belegen die zahlreichen und intensiven Gespräche mit den Vertretern der russischen Wirtschaft, die sehr hoffnungsvoll stimmen.“ Im Fokus des diesjährigen Messeauftritts standen vor allem das Thema „Neue Seidenstraße“ und Möglichkeiten der Einbindung Mecklenburg-Vorpommerns in die landgebundenen Warenströme zwischen Asien und Zentraleuropa. EHA