Nordlink-Kabel im Nord-Ostsee-Kanal

Das 125 Meter lange Spezialschiff „Bodo Constructor“ wird von den Schleppern „Isa“ und „Wal“ begleitet, Foto: Behling
Das Projekt Nordlink gilt als neue Stromautobahn in der Nordsee. Das 623 Kilometer lange Gleichstromkabel soll ab 2020 Schleswig-Holstein mit Norwegen verbinden. Die ersten 99 Kilometer Seekabel passierten jetzt den Nord-Ostsee-Kanal mit Ziel Büsum. Das deutsche Spezialschiff „Bodo Constructor“ bringt das Kabel vom Werk in Schweden zum Einsatz ins Wattenmeer.
Die 125 Meter lange und 32,9 Meter breite Einheit der Firma Bohlen & Doyen aus Wiesmoor soll das Seekabel bei Büsum an das Erdkabel aus Wilster anschließen und dann eine 99 Kilometer lange Kabeltrasse durch das Wattenmeer bis Sylt ziehen. In diese Trasse wird das Seekabel eingespült und verlegt. Das Einspülen des Kabels ins Wattenmeer soll dabei so umweltverträglich wie möglich erfolgen.
Der Einsatz des 2016 gebauten Kabellegers war durch die Stürme der vergangenen Tage etwas verzögert worden. Die zwei Jahre alte „Bodo Constructor“ hatte eine Woche in Kiel pausiert und besseres Wetter abgewartet. Am Freitag gab es dann grünes Licht für die Weiterreise. Aufgrund seiner Größe wird der Kabelleger im Nord-Ostsee-Kanal von den Schleppern „Isa“ und „Wal“ begleitet.
In den kommenden Tagen sollen die Arbeiten im Watt anlaufen und noch vor der Winterpause beendet werden. Im nächsten Jahr erfolgt nach dem Ende der Winterstürme dann die Verlegung des Offshore-Kabels von Sylt zu einem Übergabepunkt an der Grenze der deutschen Wirtschaftszone etwa 55 Kilometer vor Sylt. Dort wird das Kabel mit einem durch die dänische Wirtschaftszone verlegten Seekabel mit einer Muffe verbunden.
Der Bau der Stromtrasse begann vor zwei Jahren (thb.info 16. September 2016). Die rund zwei Milliarden Euro teure Leitung soll den Austausch erneuerbarer Energien zwischen Deutschland und Norwegen ermöglichen. Nordlink ist als Hochspannungs-Gleichstromübertragung konzipiert und erreicht eine Kapazität von 1400 Megawatt. Sie besteht aus einem 516 Kilometer langen Seekabel, das in einer Meerestiefe von bis zu 410 Metern verlegt wird. Dazu kommen auf deutscher Seite 54 Kilometer Landkabel und 53 Kilometer Freileitung auf norwegischer Seite. An den Endpunkten wird der Gleichstrom in speziellen Konverterstationen zurück in Wechselstrom gewandelt, um über ein Umspannwerk in das nationale Stromnetz eingespeist zu werden.
Die Nordlink-Kabel haben einen Durchmesser von bis zu 13 Zentimetern und wiegen bis zu 50 Kilogramm pro Meter. Über die Leitung sollen rechnerisch 3,6 Millionen Haushalte in Deutschland mit erneuerbaren Energien versorgt werden. Gleichzeitig soll sie zur Erhöhung der Versorgungssicherheit und der Netzstabilität beitragen und Engpässen im deutschen Stromnetz entgegenwirken. FB/fab