NOK-Tor-Schicksal entscheidet sich zum Sommer

Erst getrennt, dann wiedervereint: das mehr als 1000 Tonnen schwere Schleusentor im Trockendock von GNY, Foto: WSA
Spätestens mit Sommerbeginn will das WSA in Kiel Klarheit darüber haben, wie und ob es mit dem schwerst beschädigten Tor der Südkammer der Großen Schleuse in Kiel-Holtenau weitergeht.
Das betonte Matthias Visser, WSA-Sprecher, dem THB auf Anfrage. Das über 100 Jahre alte, mehr als 1000 Tonnen schwere Tor war Mitte Februar nach der Kollision des Container-Feeders „Akacia“ (IMO 9315020) fast vollständig zerstört worden. Es konnte erst im Verlauf einer mehrwöchigen, äußerst komplexen Bergungsaktion ausgebaut und schließlich zur Werft German Naval Yards (GNY) verbracht werden, wo es seitdem in einem Trockendock steht. Visser: „Es sind jetzt mehrere Arbeitsgänge erforderlich: Einrüsten des Tores, reinigen, vermessen und schließlich die Erstellung eines Experten-Gutachtens.“
Letzteres bildet dann die Entscheidungsgrundlage für das weitere Vorgehen. Die Handlungsoptionen lauten: Reparatur des im Zuge des Bergungsprozesses durchtrennten Tor-Körpers oder seine Verschrottung und die Entscheidung zum Torneubau. Immerhin: Die hohe Fertigungsqualität, aber auch die Grundkonstruktion des zwischen 1912 und 1914 gebauten Tores, damals nach vollständig genietet, erweisen sich auch nach mehr als 100 Jahren im Zuge der lautenden Bestandsaufnahme als ausgesprochen solide. Visser: „Für eine Reparatur des Bestandstores müsste etwa ein Jahr veranschlagt werden.“
Beim WSA in Kiel will man auch deshalb schnell klare Fakten haben, weil ein zweites Reservetor für die betroffene Schleusenkammer so schnell wie möglich vorhanden sein muss. Wichtig: Die Tore sind de facto Maßanfertigungen. Visser weiter: „Nach der Havarie vom 19.Februar steht uns nur noch ein Reservetor zur Verfügung. Deshalb werden wir geplante Instandsetzungen an den Schleusentoren der Kieler Schleuse erst einmal aufschieben, bis wir wieder ein zweites Reservetor verfügbar haben.“
Die Tore müssen in regelmäßigen Abständen ausgebaut und gewartet werden, um deren Funktionstüchtigkeit sicherzustellen. Ein Reservetor muss zudem dann schnell verfügbar sein, wenn das „aktive“ Tor etwa im Zuge Havarie ausfällt. Visser verweist auf die besonders hohe volkswirtschaftliche Bedeutung des Nord-Ostsee-Kanals (NOK) für die internationale Schifffahrt und die Häfen. Beim WSA geht man weiterhin davon aus, dass sich der Gesamtschaden als Folge der Tor-Havarie „in einem niedrigen, zweistelligen Millionen-Euro-Bereich bewegt“, betont Visser.
In Medienberichten kursieren darüber hinaus Schadenssummen in einer Bandbreite von 20 bis 27 Millionen Euro, auf die Visser jedoch nicht eingehen will. EHA/FB