„Matador 3“ nimmt NOK-Tor auf den Haken

Bestens bekannt in Norddeutschland: der 2002 für Bonn & Mees gebaute „Matador 3“, Foto: Behling

Planung ist alles: So wird die Spezialkonstruktion installiert, Grafik: WSA Kiel
Fast sechs Wochen nach der schweren NOK-Schleusen-Havarie in Kiel-Holtenau wird in der zweiten Wochenhälfte der Schwimmkran für die Schlussphase der hochkomplexen Bergungsoperation erwartet.
Zum Einsatz kommt der 2002 auf der Werft Daewoo Mangalia Heavy Industries im rumänischen Schwarzmeerhafen Mangalia für die niederländische Reederei Bonn & Mees gebaute „Matador 3“ (IMO 9272137). Der über einen Eigenantrieb verfügende, Bureau Veritas (BV) klassifizierte und in Rotterdam beheimatete Kran kann bis zu 1800 Tonnen heben.
Zum Hintergrund: Das Torgesamtgewicht wird auf mehr als 1000 Tonnen veranschlagt. Hinzu kommt weiteres Gewicht als Folge von Sedimentrückständen. Die Bestellung des Schwimmkrans hing entscheidend vom Erfolg des Zerschneideprozesses an dem mehr als 100 Jahre alten, stark beschädigten Schleusentor ab. Dieser Arbeitsgang wurde erforderlich, nachdem Experten festgestellt hatten, dass 5 der insgesamt 16 Ballasttanks innerhalb der Torrahmenkonstruktion durch den Aufprall des Frachters zerstört wurden. Damit konnte das Tor nicht mehr aufgeschwommen werden. Für das Durchtrennen in zwei praktisch gleich große Hälften wurde zunächst auf den Einsatz einer Diamantseilsäge gesetzt. Doch dieses Verfahren schlug fehl. Damit blieb nur das Brennschneideverfahren. Widrige Witterungsverhältnisse erschwerten die gefahrenvolle Arbeit der Tauchergruppen. Zudem verlängerten sie den Trennprozess.
Mittlerweile haben die knapp 15 Taucher, die von zwei Spezialfirmen dauerhaft gestellt werden, das Klassenziel „Torhalbierung“ fast erreicht. Parallel dazu wurde eine Zusatzkonstruktion installiert, die es dem Schwimmkran ermöglichen wird, die beiden Torkörper nacheinander aufzunehmen und auf einen großen Arbeitsprahm abzusenken. Die beiden Torteile werden dann zur German Naval Yard auf dem Kieler Ostufer verholt. Dort erfolgt eine genaue Schadensinspektion. Deren Ergebnisse entscheiden dann auch darüber, ob sich eine Reparatur des Schleusentors noch lohnt oder ob es nicht doch ein Fall für den Schrott wird. Das wiederum würde den Bau eines neuen Tores nach sich ziehen.
Wie zügig das Ersatztor in die Südkammer der Großen Schleuse in Kiel-Holtenau eingeschwommen werden kann, hängt auch von der Beantwortung der Frage ab, ob die Torlaufbahn am Grund der rund 15 Meter tiefen Schleusenkammer durch die Havarie beschädigt wurde. Wenn die Kontrollarbeiten ein günstiges Ergebnis erbringen, dann könnte eines der beiden Reservetore Anfang April eingebaut werden. In diesem Fall würde der Tor-Körper eingeschwommen und funktionsfähig gemacht. Beim zuständigen Wasser- und Schifffahrtsamt (WSA) in Kiel-Holtenau hält man es weiterhin für realistisch, dass die Südkammer im Verlauf der 14. Kalenderwoche wieder voll funktionstüchtig ist. Indes wurde am Montag bei Redaktionsschluss bekannt, dass für den heutigen Tag der NOK-Schleusenkomplex in Brunsbüttel durch Verdi im Zuge der Warnstreiks im öffentlichen Dienst bestreikt wird. EHA