Lloyd Fonds: Anleger lehnen Tausch „Schiff gegen Aktie“ ab
Die Lloyd Fonds AG kann nicht wie geplant elf Schiffe aus selbst initiierten Fonds übernehmen.
Es hätte der erste Schritt auf dem Weg zum börsennotierten Schifffahrtsunternehmen werden sollen. Die Abstimmungen innerhalb der betroffenen Schiffsgesellschaften liefen bis zur vergangenen Woche. Jetzt ist klar: Nur in einem der elf Fonds kam die erforderliche Mehrheit zustande.
Rund 16.000 Fondsanleger waren aufgerufen worden, darüber abzustimmen, ob sie ihre Schiffsbeteiligungen gegen Aktien der Lloyd Fonds AG eintauschen wollen. Für einen solchen Beschluss sehen die Gesellschaftsverträge jeweils eine Drei-Viertel-Mehrheit vor. Hätten alle Gesellschaften das Tauschangebot angenommen, hätte sich das Kapital der Lloyd Fonds AG um 162 Millionen Euro erhöht, die Substanzquote der AG wäre sprunghaft gestiegen.
Nachdem das Konzept im Februar bekannt geworden war, hatte sich der Aktienkurs des Emissionshauses bereits deutlich erhöht. 2014 waren die Papiere nicht über 1,65 Euro hinausgekommen. Nach Ankündigung der Neuausrichtung legte der Kurs auf 2,75 Euro zu. Für das Bezugsrecht der jetzt gescheiterten Kapitalerhöhung hatte Lloyd Fonds einen Preis von 3,54 Euro pro Aktie vorgesehen. Vorstandschef Torsten Teichert hatte dem THB für den Fall einer erfolgreichen Integration der elf Schiffe gesagt: „Wenn wir dadurch den Kurs der AG auf 4,50 Euro bringen können, wäre schon viel erreicht.“
Einwände der Banken
60 Handelsschiffe fahren heute noch für Beteiligungsgesellschaften der Lloyd Fonds AG. Nach ursprünglichen Plänen hatte Lloyd Fonds bereits im ersten Schritt 30 Fondsschiffe auf die eigenen Bücher nehmen wollen. Bei zahlreichen Gesellschaften wandten die finanzierenden Banken jedoch ein, dass aufgrund von Regulierungsvorschriften der EU bestehende Darlehen nicht angerührt geschweige denn umgeschichtet werden dürfen.
Zum Paket der ersten Abstimmungsrunde zählten sechs Containerschiffe, vier davon bereedert E.R. Schiffahrt. Dabei handelt es sich um die in den Jahren 2006 und 2007 gebauten 8533-TEU-Schiffe „Lloyd Parsifal“ (IMO 9318060), „Lloyd Don Carlos“ (IMO 9305491), „Lloyd Don Giovanni“ (IMO 9305506) und „Lloyd Don Pascuale“ (IMO 9318101). Hinzu kamen die neunjährige „Vega Fynen“ mit einer Kapazität von 1080 TEU und die gleichaltrige „Maria Schulte“ mit 3534 TEU. Bei den anderen fünf Schiffen handelte es sich um fünf Tanker, die für die Chemikalien Seetransport GmbH unterwegs sind: „Caribbean Sun“ (IMO 9185516), „Mexican Sun“ (IMO 9185504), „American Sun“ (IMO 9270488), „Canadian Sun“ (IMO 9270490) und „Sophie“ (IMO 9241798).
Vor dem Hintergrund der jetzt gescheiterten Abstimmungen hat die Lloyd Fonds AG ihre für den 16. April vorgesehene außerordentliche Hauptversammlung mit der geplanten Beschlussfassung über eine gemischte Bar- und Sachkapitalerhöhung abgesagt. Das Emissionshaus hält jedoch an seinem Ziel fest, sich als börsengelistetes Schifffahrtsunternehmen aufzustellen. Bis zur ordentlichen Hauptversammlung im Juli will Lloyd Fonds „das Geschäftsmodell der Schifffahrts AG weiter entwickeln, um dann in einem zweiten Schritt einigen der bisherigen Gesellschaften und weiteren KGs ein neues Angebot zu machen“, teilte das Unternehmen jetzt mit. Der Fokus liege dabei vorerst auf Containerschiffen.
Erweitertes Controlling
„Es geht uns nicht darum, das gesamte Reedereigeschäft künftig intern abzudecken“, hatte Teichert im Februar klargestellt (THB 19. Februar 2015). Lloyd Fonds wolle als Eigner der Schiffe auftreten und das Controlling erweitern, dafür auch neues Personal einstellen. Die externen Manager sollen jedoch an Bord bleiben. „Wir werden mittelfristig mit vier bis sechs Reedereipartnern zusammenarbeiten“, lautet Teicherts Plan. fab
Die Lloyd Fonds AG hat bei ihrer geplanten Neuausrichtung einen heftigen Dämpfer hinnehmen müssen. Insbesondere US-Investor AMA, der im Jahr 2011 beim Fondshaus eingestiegen war, dürfte über die verpasste Chance einer nachhaltigen Wertsteigerung alles andere als zufrieden sein. Der Aktienkurs stürzte gestern nach Wiedereröffnung der Börse auf 1,76 Euro ab.
Das Zeitfenster für Übernahmen von Fondsschiffen sieht Firmenchef Torsten Teichert noch für ein bis eineinhalb Jahre geöffnet. Nachdem jedoch der erste Schritt des Strategiewechsels zunächst einmal gescheitert ist, wird es für Lloyd Fonds nun darauf ankommen, einen neuen Anlauf sorgfältig vorzubereiten. Die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Umsetzung sind durch die fehlende Zustimmung der Anleger nicht leichter geworden. fab