Kieler Woche gegen Corona-Pessimismus

Eröffnung der Kieler Woche 2020 (v. l.): Landtagspräsident Klaus Schlie, Stadtpräsident Hans-Werner Tovar, Ministerpräsident Daniel Günther, Moderatorin Vèrena Püschel, Oberbürgermeister Dr. Ulf Kämpfer, der Organisationsleiter der Kieler-Woche-Regatten Dirk Ramhorst und Ehrengast Werner M. Dornscheidt, Foto: Kieler Woche/Christian Beeck – www.segel-bilder.de
Diese Kieler Woche des Jahres 2020 könnte als historisch in die Geschichte der Stadt und der maritimen Großveranstaltung eingehen: Denn die Organisation und Durchführung des Events, das nun zum 126. Mal ausgerichtet wird, stehen ganz im Zeichen der Corona-Pandemie. Es ist eine Kieler Woche, die auf die sonst übliche und so geschätzte menschliche Nähe auch und gerade im Sinne eines maritimen Friedensfestes verzichten muss – aus Hygieneschutz- und damit Sicherheitsgründen.
Eigentlich ist dies das Bild, das sich bei vielen aus nah und fern, die die „KiWo“ besuchten, eingeprägt hat: eine Großveranstaltung, zu der sich stets um die 3,5 Millionen Menschen in der Stadt einfanden, zu dem viele tausend Segler die Reise an die Förde auf sich nahmen sowie, was die Marine betrifft, auch konstant um die 30 Schiffe und Boote der Deutschen Marine beziehungsweise ausländischer Marinen im Kieler Tirpitzhafen festmachten. Dagegen das Bild im Jahr 2020: eine Kieler Woche light.
Dabei hätte eine große „KiWo“ sehr gut in dieses Jahr hineingepasst. Denn auf den 9. Juni fiel der 125. Geburtstag des Nord-Ostsee-Kanals (NOK), der 1895 als „Kaiser Wilhelm-Kanal“ offiziell eingeweiht wurde und der es bis heute zur verkehrsreichsten künstlichen Wasserstraße der Welt gebracht hat.
Immerhin: Dass die Kieler Woche 2020 überhaupt stattfindet, das war vor wenigen Monaten, auf dem emotionalen Höhepunkt von Covid-19, nicht absehbar. Noch Mitte März, als die Stadt eine Verschiebung der Veranstaltung vom Standard-Termin Mitte Juni auf die erste September-Hälfte angekündigt hatte, war von nicht wenigen „KiWo“-Begeisterten befürchtet worden, dass die international bekannte Veranstaltung gestrichen würde.
In anderen deutschen Hafenstädten, die ebenfalls mit besonderen maritimen Festen aufwarten, gab es keine „Light“-Lösung: Hamburg sagte seinen Hafengeburtstag Anfang Mai ebenso ab wie etwa Rostock seine „Hanse Sail“, die traditionell im August stattfindet. Rostock musste sogar zweimal passen: Auch die geplanten Feiern zum 60. Geburtstag des „Überseehafens“ Ende April mussten Corona-bedingt entfallen.
Die Kieler Woche sei „anders und doch vertraut“, erklärte Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) am Sonnabend bei der ebenfalls abgespeckten Eröffnungsfeier im Segelzentrum in Kiel-Schilksee. Günther weiter: „Sie passt in die Zeit, weil sie ein Zeichen gegen allzu viel Corona-Pessimismus setzt.“ Die Veranstaltung zeige dem ganzen Land, „dass man mit Hygienevorkehrungen auch solche Veranstaltungen durchführen kann“.
Günther übernahm bei der Eröffnung der Kieler Woche das traditionelle Glasen mit der Schiffsglocke. Werner M. Dornscheidt, langjähriger Vorstand der Messe Boot in Düsseldorf, gab mit dem Typhon – einem Schiffshorn – das Signal „Leinen los!“ (lang-kurz-kurz-lang). „Die Kieler Woche ist nun mal die größte Segelsportveranstaltung der Welt und die internationalste“, betonte Dornscheidt im Anschluss.
Maritimer Höhepunkt soll am 12. September die Windjammer-Parade mit 120 Segelschiffen auf der Förde sein. Sie wird von der Bark „Alexander von Humboldt II“ angeführt. In den zurückliegenden Jahrzehnten hatte wiederholt das Segelschulschiff „Gorch Fock“ der Deutschen Marine diese Rolle übernommen. EHA