Hamburger Barkassen im Corona-Stillstand

Die Hamburger Barkassen-Betreiber sind durch den neuerlichen Teil-Lockdown zur Eindämmung der Corona-Pandemie erneut hart getroffen worden. „Die Corona-Krise mit dem jetzt schon zweiten Verbot von Gästefahrten hat der gesamten Branche große Einbußen beschert“, fasst Knut Heykena, Geschäftsführer des Hafenschifffahrtsverbands Hamburg, die Situation zusammen. „Nicht nur, dass wichtige Umsatzbringer wie Ostern oder der Hafengeburtstag ausgefallen sind, auch nach der schrittweisen Lockerung der Vorschriften im Sommer war die Nachfrage gering“, so Heykena. Und nun das erneute Fahrverbot.

„Zwei Wochen wäre das wohl nochmal gegangen, aber vier Wochen sind eine Katastrophe und sechs Wochen wären unvorstellbar“, sagt Barkassen-Unternehmer Gregor Mogi im Gespräch mit dem THB. Zwei Mitarbeiter musste er bereits entlassen. „Kurzarbeit kostet auch Geld und viele andere Kosten laufen ja auch weiter“, so Mogi. Er sorgt sich allerdings um den erhofften Effekt der Maßnahme, denn die Infektionszahlen sind derzeit nur gebremst, nicht erkennbar rückläufig. Mogi: „Wenn klar wäre, dass die Sache im Januar vorbei sein könnte, dann würde ich sagen, lass uns noch einmal komplett runterfahren. Aber das sehe ich nicht.“ Er würde sich wünschen, dass Tourismus und Barkassenfahrten trotz Corona unter der Beachtung von Verhaltensregeln möglich sein sollten.

„Die Sommersaison war schlecht“, bilanziert Jan Ehlers von der Barkassen-Centrale Ehlers. „Es konnte kaum Geld angespart werden für den Winter 2020/2021, der nun vor der Tür steht“, ergänzt er. „Corona hat für einen enormen Umsatzrückgang in 2020 gesorgt“, pflichtet ihm auch Hubert Neubacher, Inhaber von Barkassen-Meyer, bei. Er rechnet mit einen Umsatzverlust von bis zu 70 Prozent auf das Jahr gerechnet. Nach Angaben des Hafenschifffahrtsverbands sind rund 90 Barkassen im Einsatz. Die Politik müsse dafür sorgen, dass die überwiegend inhaber- und familiengeführten Traditionsbetriebe auch im kommenden Jahr die Stadt von ihrer schönsten Seite zeigen könnten.

„Wirtschaftlich ist die ganze Situation natürlich ein riesiges Desaster, da uns, außer der Hafenrundfahrten, auch ein erheblicher Teil der Charterfahrten weggefallen ist“, beschreibt Jan Bülow (Barkassenbetrieb Bülow) die Lage. Die wenigen Monate, die man im Sommer arbeiten konnte, hätten eher den Mitarbeitern als dem Geschäftskonto gutgetan. „Auch für die Mitarbeiter ist es nicht einfach, zu Hause zu sitzen und Däumchen zu drehen“, so Bülow. Im nächsten Jahr müsse der Betrieb wieder langsam anrollen, „sonst wird es eng“, sagt er. Für die jetzigen Maßnahmen hat er aber durchaus Verständnis, auch wenn er noch nicht gehört habe, dass sich jemand bei einer Barkassenfahrt angesteckt hätte.

Auch die Hadag und die Alstertouristik haben ihre Fahrten auf Elbe und Alster bereits eingestellt. „Insgesamt hatten wir 2020 einen großen Einbruch bei den Fahrgastzahlen“, berichtet Tobias Haack, Vorstand beider Unternehmen. Und auch in den vergangenen zwei Wochen sei nur eine geringe Nachfrage zu verzeichnen, denn einige Einheiten fahren im Rahmen des öffentlichen Personen-Nahverkehrs (ÖPNV) noch. Haack betont, dass man dabei sicher unterwegs sei – mit Maske und auf den Außendecks an frischer Luft. Dennoch: „Die Hadag hat Mittel aus dem ÖPNV-Rettungsschirm der Bundesregierung beantragt“, so Haack.

Er hofft, dass nicht nur die durch ihn repräsentierten Unternehmen, sondern alle Betreiber von Ausflugsschiffen „hoffentlich schnell und unbürokratisch“ Zugriff auf die angekündigten Hilfsprogramme bekommen. Haack: „Da der Tourismus in der Stadt so gut wie zum Erliegen gekommen ist, sind die Unternehmen darauf angewiesen.“ tja

Teilen
Drucken

Kundenservice

Sie haben Fragen? Kontaktieren Sie uns gerne.

Kundenservice

Sie haben Fragen? Kontaktieren Sie uns gerne.

Nach oben