Dieses Schiff brachte das Ammoniumnitrat nach Beirut

Der Hafen von Beirut (Libanon) liegt nach einem Großbrand mit einer im Anschluss erfolgten verheerenden Explosion in Trümmern. Die Behörden gehen von 100 Toten und Tausenden Verletzten aus. Schiffe sind zerstört, Büro-, Lager- und Wohnhäuser sowie Silos eingestürzt.

Ersten Erkenntnissen zufolge war Dienstagabend in einer Feuerwerkfabrik ein Brand ausgebrochen, der kurz darauf eine heftige Reaktion in einem benachbarten Lagerhaus mit darin eingelagerten 2750 Tonnen Ammoniumnitrat ausgelöst hatte. Es kam zu einer Explosion, deren Stärke das Deutsche Geoforschungszentrum mit einem Erdbeben der Stärke 3,5 vergleicht. Unter den Verletzten sind dem Vernehmen nach auch Blauhelmsoldaten der UN-Mission „Unifil“. Ihr Schiff soll im Hafen gelegen haben. Die Detonation mit ihrer Druckwelle sorgte noch in 15 Kilometern Entfernung für Verletzte und Schäden. Auch deutsche Soldaten, die mit der Korvette „Ludwigshafen am Rhein“ im mehr als 200 Kilometer entfernten Limassol auf Zypern sind, spürten sie.

Während offizielle libanesische Stellen zu den Ursachen des Brandes noch schwiegen, mutmaßte US-Präsident Donald Trump, es sei ein Bombenanschlag gewesen.

Unklar ist, warum diese große Menge an Ammoniumnitrat noch im Hafen lagerte. Die bei unsachgerechtem Umgang hochgefährliche Ladung stammte von der „Rhosus“ (IMO 8630344), die im September 2013 den Hafen von Beirut wegen technischer Probleme anlaufen musste. In den Laderäumen des 1986 gebauten und unter der Flagge von Moldawien fahrenden, 87 Meter langen Frachters befanden sich 2750 Tonnen Ammoniumnitrat, die für landwirtschaftliche Zwecke in Mosambik bestimmt waren. Der Frachter wurde nach THB-Recherchen einer Untersuchung im Rahmen der Hafenstaatenkontrolle unterzogen. Danach wurde die Weiterfahrt untersagt. Es kam in der Folge zu juristischen Auseinandersetzungen zwischen dem Reeder und dem Charterer. Schließlich wurde das Schiff auf Anordnung der libanesischen Behörden entladen. Die in dem Lagerhaus untergebrachte Bulk-Ladung geriet wohl in Vergessenheit.

Inzwischen wurde bekannt, dass sich zum Zeitpunkt der Explosion im Umfeld des völlig zerstörten Lagerkomplexes drei Handelsschiffe befunden haben sollen. Dabei handelt es sich angeblich um den 1983 gebauten Mehrzweckfrachter „Mero Star“ (IMO 8321682) mit 4110 tdw, den 1983 gebauten Mehrzweckfrachter „Raouf H“ (IMO 8325535) mit 6343 tdw sowie den 1999 gebauten Lebendvieh-Transporter „Jouri“ (IMO 9174775).

Der libanesische Ministerpräsident Hassan Diab nannte die Einlagerung des Ammoniumnitrat „unvertretbar“. Der Stoff wird aus dem Salz gewonnen, das sich aus Ammoniak und Salpetersäure bildet, er ist farblos und kristallin. Schon seit dem 19. Jahrhundert wird der Stoff für den Pflanzenwuchs eingesetzt. 1921 kamen bei einer Explosion von Ammoniumnitrat im BASF-Werk Ludwigshafen mehr als 500 Menschen ums Leben.

Dem Libanon haben zahlreiche Länder, darunter auch Deutschland, Hilfe angeboten. Das Land steckte schon vor der Explosion in einer Wirtschaftskrise, wobei 2018 zugesagte Milliarden-Hilfen bisher wegen ausbleibender Reformen nicht ausgezahlt wurden. EHA/tja

Teilen
Drucken

Kundenservice

Sie haben Fragen? Kontaktieren Sie uns gerne.

Kundenservice

Sie haben Fragen? Kontaktieren Sie uns gerne.

Nach oben