Corona kostet den Welthandel Milliarden
Erstmals liegt eine Einschätzung vor, was das neuartige Coronavirus für die Weltwirtschaft bedeutet. Pro Quartal kostet Sars-CoV-2 den Welthandel nach Berechnungen des weltweit führenden Kreditversicherers Euler Hermes 320 Milliarden US-Dollar.
„Das sind keine Peanuts“, sagt Ron van het Hof, CEO von Euler Hermes in Deutschland. Aber: „Trotzdem ist das kein Grund zur Panik. Die wirtschaftlichen Auswirkungen dürften sich global gesehen insgesamt in Grenzen halten.“ Die Weltwirtschaft wird nach der Einschätzung 2020 um 2,2 Prozent zulegen und verliert im Vergleich zur bisherigen Prognosen 0,2 Punkte. Voraussetzung sei, dass es zu keiner Panikreaktion kommt und sich die Geschäftstätigkeit in China nach drei Monaten normalisiert.
Die Entwicklung zeigt die wichtige Rolle von China als globalen Handelspartner. Corona gilt derzeit als größte Handelsbarriere. Zum vierten Mal in Folge war China 2019 der wichtigste Handelspartner für Deutschland. Waren im Wert von 205,7 Milliarden Euro wurden laut Statistischem Bundesamt zwischen beiden Staaten gehandelt. Jetzt sind Lieferketten unterbrochenen. „Unternehmen werden sich fragen, muss ich wirklich alles dort produzieren, wo es am billigsten ist? Vielleicht ist es aus Sicherheitsgründen doch besser, statt in China wieder mehr in Europa zu fertigen“, so Gabriel Felbermayr, der Präsident des Kieler Instituts für Weltwirtschaft.
Unterdessen profitiert der Lübecker Hersteller für Medizin- und Sicherheitsgeräte Dräger: „Wir haben global eine deutlich erhöhte Nachfrage nach leichtem Atemschutz“, sagt Sprecherin Melanie Kamann. Zusätzlich zu laufenden Geschäften mit Industriepartnern kämen aktuell Anfragen internationaler Sicherheitsorgane und Gesundheitsministerien hinzu. Eine Task Force trifft sich täglich, um die eingehenden Bestellungen zu priorisieren.
Derweil kündigte Japan an, zwecks Eindämmung des neuartigen Coronavirus 2,8 Millionen Visa für Chinesen und 17.000 für Südkoreaner ab Montag für ungültig zu erklären. Außerdem sollen alle Besucher aus China und Südkorea grundsätzlich zwei Wochen unter Quarantäne gestellt werden.
Die Cruise Lines International Association (CLIA) kündigt die sofort gültige Einführung zusätzlicher, verbesserter Screening-Maßnahmen als Reaktion auf den Virus an. Ziel ist es, mutmaßlich infizierten Passagieren oder Menschen aus Risikoregionen von vornherein den Zutritt zu verweigern, um eine Ausbreitung der Krankheit zu verhindern.
Zwischenzeitlich haben Soldaten der California National Guard (CalGuard) in einer spektakulären Aktion Schnelltests zur Erkennung möglicher Infektionen mit dem Corona-Virus an Bord des Kreuzfahrtschiffes „Grand Princess“ (IMO 9104005) gebracht. Drei Einsatzkräfte seilten sich mitsamt Ausrüstung von einem Hubschrauber aus auf das Pooldeck des 290 Meter langen Schiffes ab.
Behörden hatten es 100 Kilometer vor der Küste von San Francisco gestoppt, nachdem bekannt geworden war, dass vier ehemalige Passagiere auf Sars-CoV-2 positiv getestet wurden. 45 der 3500 Menschen an Bord wurden getestet und die Proben zur Analyse ins Labor geflogen. Die Betroffenen waren auch auf der vorherigen Reise an Bord und hatten möglicherweise Kontakt zu den Erkrankten. tja