Buss wird „kleiner, aber fokussierter“

Nichts ist so beständig wie der Wandel. Das gilt auch für Traditionsunternehmen wie die Hamburger Buss-Gruppe, deren Anfänge bis ins Jahr 1920 zurückreichen.

In den vergangenen 95 Jahren hat die heute auf den fünf Säulen Buss Port Logistics, Ixocon (Logistikimmobilien), Buss Shipping, Raffles Lease (Container-Vermietung) und Buss Capital ruhende, mittelständische Firmengruppe eine Vielzahl von Veränderungen durchlebt. Jetzt ist es wieder so weit: Das Unternehmen wird im Kernbereich „Port Logistics“ neu ausgerichtet, sagt Dr. Johann Killinger, geschäftsführender Gesellschafter der von Hamburg aus geführten Gruppe, im THB-Gespräch. Er formuliert es so: „Wir werden kleiner, aber fokussierter.“

Auch das ist Teil des umfassenden Veränderungsprozesses: Der international erfahrene Hafen- und Logistikexperte sowie ausgebildete Nautiker und CEO des Bereichs „Port Logistics“, Marco Neelsen, geht zum November von Bord. „Ich werde eine neue Aufgabe in der Seehafenverkehrswirtschaft übernehmen“, erklärt er, wobei er den neuen Ankerplatz „aus bestimmten Gründen“ noch nicht nennen darf. Last but not least: Die auf Seeverpackung spezialisierte Firma Securitas stellt ihre Aktivitäten ein. Sie stellte vor wenigen Tagen einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens.

Marco Neelsen trat erst im Oktober 2015 in die Buss Group ein, um gemeinsam mit Michael Bosch als CFO auf der Brücke der Sparte „Hafen, Services und Logistik“ zu stehen und so als Duo die Nachfolge des im Frühjahr in den Ruhestand getretenen Hafen-Urgesteins Heinrich Ahlers anzutreten. Bemerkenswert auch das: Die Entscheidung zur beruflichen Neuausrichtung des gebürtigen Dithmarschers Neelsen teilte der auslandserfahrene Logistikfachmann in direktem Beisein von Firmenchef Killinger mit. Für beide ein sichtbarer Beweis dafür, dass „wir auch hier in den zurückliegenden Monaten im gegenseitigen Einvernehmen klare Fronten geschaffen haben“.

Kein Routinejob

Neelsen habe den Prozess der Neuausrichtung der Hafenlogistiksparte „mit großem persönlichen Einsatz“ maßgeblich gestaltet, betont Killinger. Eine Arbeit, die alles andere als ein Routinejob war. Denn den mit Abstand dicksten Brocken in diesem Prozess stellt die Schließung und Abwicklung der Traditionsumschlageinrichtung Buss Hansa Terminal (BHT) im Bereich des Mittleren Freihafens zum Jahresende dar. Eine Maßnahme mit einer langen Ansage. Denn die Stadt Hamburg und die Hamburg Port Authority (HPA) haben bereits vor dem Ausbruch der Schifffahrtskrise 2008 beschlossen, diesen Teil des größten deutschen Seehafens völlig neu zu gestalten. Was auch bedeutet: Die Pachtverträge für die vor Ort ansässigen Unternehmen wurden über ihre vereinbarte Laufzeit hin aus nicht verlängert. Zudem wurden entsprechende Kompensationen vereinbart, in deren Genuss auch die Buss Group kam.

Erster sichtbarer Teil dieser großräumigen Neuausrichtung des Mittleren Freihafens – der Name hat sich trotz des Wegfalls des Freihafen-Status Ende 2012 bis heute gehalten – sind große Flächenräumungen im Bereich Kuhwerder Hafen und Kaiser-Wilhelm-Hafen. Hier hatte die Buss Group einen Großteil der inzwischen abgerissenen 70er-Schuppen-Strecke bewirtschaftet. Seit Sommer 2015 steht auf einem Teil dieser Fläche das Cruise Center Steinwerder (CCS oder auch CC 3). Direkte Nachbarflächen auf dieser Mini-Halbinsel sind aktuell für eine Ergänzungsnutzung im Boom-Segment Kreuzfahrt im Gespräch.

Die BHT-Fläche mit ihrer 80er-Schuppenstrecke, zugleich einer der bislang vier für den Umschlag von konventionellem Stückgut und Breakbulk in Hamburg genutzten Bereiche, soll in Zukunft anderweitig genutzt werden. Die BHT-Abwicklung ist für die Unternehmensgruppe vor allem auch eine Herausforderung im menschlich-sozialen Bereich, ergänzt um den Verlust von Kunden und damit auch Umsatz und Ertrag. 90 Mitarbeiter standen noch zu Jahresbeginn auf der Gehaltsliste des BHT. 70 sind es derzeit noch, von denen vielleicht zehn am Ende im Unternehmen bleiben können. Killinger und Neelsen betonen, dass die Auflösung der Arbeitsverhältnisse – zur Belegschaft gehörten Mitarbeiter mit zum Teil jahrzehntelanger Betriebszugehörigkeit – eine besondere Belastung darstelle. Doch man habe von den verschiedensten Seiten, von der Wirtschaftsbehörde über die Agentur für Arbeit bis hin zu „Kollegenfirmen“ aus der Hamburger Hafenwirtschaft, Unterstützung bekommen, um Mitarbeitern zu neuen Jobs zu verhelfen. Für einen Teil lautet die Lösung aber auch: Vorruhestand.

400 Beschäftigte bleiben

Noch ein Wort zur Entwicklung des Personalkörpers: Von den gut 600 Mitarbeitern allein bei Port Logistics werden bis Jahresende noch rund 400 im Unternehmen bleiben. Darauf legt Killinger Wert: Die Neuausrichtung beschränkt sich nur auf die Säule „Port Logistics“, während sich die anderen Geschäftsfelder im Rahmen ihrer individuellen Planung entwickeln werden.

Bereits vor der BHT-Abwicklung hatte sich die Gruppe am 7. Juni dieses Jahres aus ihrer 26-prozentigen Beteiligung am ElbePort Wittenberge zurückgezogen.

Port Logistics wird damit künftig noch in Stade, Sassnitz-Mukran an der Ostsee, dem niederländischen Eemshaven sowie im türkischen Mittelmeerhafen Iskenderun präsent sein. Eine wichtige Rolle werden innerhalb von Port Logistics die beiden Hafenstandorte Sassnitz-Mukran und Eemshaven spielen. Hier ist vor allem „Offshore“ das große Thema. Killinger: „Wir wollen unsere Offshore-Kompetenz weiter ausbauen, und zwar gemeinsam mit handverlesenen Partnern.“

Präsenz in Duisburg

Einen weiteren, aussichtsreichen Schwerpunkt für die Port-Säule sehen Killinger und Neelsen auf dem Gebiet der Werkslogistik. Vorzeigeprojekte gibt es zum Beispiel in Duisburg. Im Rahmen des 2012 gegründeten Gemeinschaftsunternehmens „Buss Imperial Logistics GmbH & Co. KG“ werden die Hafenanlagen der Hüttenwerke Krupp-Mannesmann (HKM) in Duisburg-Huckingen technisch und logistisch betreut.

Auch wenn in Hamburg das klassische Hafenumschlaggeschäft mit der BHT-Schließung endet: Buss bleibt trotzdem im Hamburger Hafen präsent. Killinger: „Wir kommen sozusagen auf unseren Firmenkern zurück, die Stauerei. Wir werden diese Kompetenz als neutraler Dienstleister im Hafen anbieten.“ Dazu gehört auch eine weitere Sparte: die „Hamburger Geschirrbude“. Das gemeinsam mit der Firma Carl Tiedemann bereits 2014 gegründete Unternehmen stellt Umschlaggeschirr bereit und handelt mit Laschmaterialien aller Art. EHA

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