Bananen-Pilz könnte auch Reeder betreffen

Sie gehört zu den Lieblingsfrüchten der Deutschen: die Banane. 2018 importierte Deutschland rund 1,3 Millionen Tonnen (brutto) des vielseitig verwendbaren und zudem sehr gesunden Nahrungsmittels. Ecuador, Kolumbien und Costa Rica sind dabei die Hauptlieferländer. Jetzt herrscht Alarmstimmung: Ein aggressiver Pilz verbreitet sich schnell und vernichtet gewaltige Bananenplantagen jenseits des Atlantiks.

Wegfallende Produktionsmengen bei der „Frucht der Freiheit“, wie die Banane auch im Zusammenhang mit der deutschen Wiedervereinigung gern umschrieben wurde, könnten damit am Ende auch negative Folgen für die Containerschifffahrt oder auch die Betreiber von konventionellen Kühlfrachtern treffen. Sich abzeichnende Mengeneinbußen der vitaminreichen Frucht könnten sich nach Meinung von Experten aber auch in einer Verknappung auf den wichtigen Verbrauchermärkten bemerkbar machen. Und das hieße dann auch: ein höherer Preis die Endverbraucher.

Das ist die Ausgangslage: Eine bisher vor allem in Asien und Afrika auftretende Bananenkrankheit hat zahlreiche Plantagen des fünftgrößten Bananenexporteurs, Kolumbien, befallen. Nach Angaben des kolumbianischen Landwirtschaftsinstituts (ICA) sind Bananenstauden auf insgesamt 175 Hektar befallen. Das besonders betroffene Department La Guajira befindet sich im Nordosten des lateinamerikanischen Landes. Inzwischen trat ein Aktionsplan in Kraft: Von der mit dem Pilz befallenen Fläche wurden inzwischen 168,5 Hektar gerodet.

Die Stauden sind nach Angaben des Deutschen Fruchthandelsverbands (DFHV) in Bonn mit der Krankheit Tropical Race 4 (TR4) infiziert. Die Wirkung: Der Pilz lässt die Pflanzen absterben. Betroffen sei im Besonderen die Sorte „Cavendish“. Sie wird auch in großen Mengen nach Deutschland exportiert.

Verheerend: Einmal mit dem Pilz befallen, stehen die Flächen für einen Folgeanbau nicht mehr zur Verfügung, da sich der Pilz noch über Jahre hinweg im Erdreich einlagert

„Cavendish“-Bananen hätten dem Deutschen Fruchthandelsverband zufolge aktuell einen Anteil von mehr als 90 Prozent auf dem deutschen Markt. Nach Deutschland würden schätzungsweise mehr als eine Million Tonnen Bananen jährlich importiert. Davon stammten 99 Prozent aus Mittel- und Südamerika. „TR4“ bedrohe das mit Abstand bedeutendste Herkunftsgebiet von Bananen für den europäischen und nordamerikanischen Markt, stellt der Verband fest.

Ein schwacher Trost: Bislang ist in Kolumbien zwar „nur“ ein recht kleines Gebiet von der Pilz-Plage betroffen. Zur Einordnung: Insgesamt werden in Kolumbien auf rund 49.000 Hektar Bananen angebaut. Zuletzt führte das südamerikanische Land rund 1,9 Millionen Tonnen Bananen aus. Hauptabnehmer waren in Europa Belgien – hier befinden sich in den Häfen die wichtigen Fruchtterminals, über die die Ware weiterverteilt wird – die USA und Italien.

Welche Folgen das Auftreten des Pilzes in Südamerika für die Bananenpreise in Deutschland hat, lässt sich derzeit noch nicht abschätzen. Der Fruchthandelsverband merkt dazu an: „Es gilt auch im Fruchthandel das Gesetz von Angebot und Nachfrage in Bezug auf die Preise.“ Indes zitiert die „Bild“-Zeitung den Chef von Chiquita Deutschland, Marc Seidel, mit diesen Worten: „Die Gefahr ist extrem hoch, dass es die Bananen, die wir kennen, in ein paar Jahren nicht mehr gibt.“

Um eine Ausbreitung des Pilzes auf andere Anbauregionen zu verhindern, erklärte die kolumbianische Regierung bereits den Notstand. „Es wurde ein Sicherheitssystem eingerichtet“, sagte Landwirtschaftsminister Andrés Valencia zuletzt im Radiosender Caracol. „Alle Container mit Bananen für den Export werden desinfiziert und ständig kontrolliert, bis sie im Hafen ankommen.“

Die Behörden und Bauern setzen nun alles daran, dass sich die Seuche nicht weiter ausbreitet. „Der Pilz steckt im Boden und kann an den Schuhen hängen bleiben“, sagte Landwirtschaftsminister Valencia. „Arbeiter, die die Anbauflächen betreten, werden deshalb vorher und nachher auch desinfiziert.“

Für die Konsumenten stelle der Pilz aber keine Gefahr dar, sagte der Minister. „Der Pilz befällt nicht die Frucht, sondern nur die Pflanze.“ Auch der Deutsche Fruchthandelsverband versichert: Der Pilz ist für den Menschen ungefährlich. Bananen von befallenen Stauden könnten bedenkenlos verzehrt werden. Die Bananenkrankheit beeinflusse ausschließlich das Wachstum der Stauden.

Die Bananensorte „Cavendish“ hatte die bis in die 1960er Jahre vertriebene Sorte „Gros Michel“ ersetzt, die von der Panamakrankheit dezimiert wurde. „Cavendish“ ist zwar resistent gegen den Pilzstamm TR1, der „Gros Michel“ heimgesucht hatte, kann sich aber des Stammes TR4 nicht erwehren.

Die UN-Welternährungsorganisation (FAO) hatte 2016 ein Papier zur Ausbreitung von TR4 veröffentlicht, in dem es heißt: „Das weltweite Problem mit TR4 besteht darin, dass es bisher keine wirksamen Möglichkeiten der Ausrottung gibt.“ Der gefährliche Pilz könnte demzufolge also Jahrzehnte in der Erde überleben. EHA/dpa

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