„Avontuur“ am Donnerstag in Hamburg erwartet

100 Jahre alt, aber für fairen Handel unterwegs: Das Frachtsegelschiff „Avontuur“ des Unternehmens Timbercoast, Foto: Timbercoast

Beim Entladen der „Avontuur“ wird auch diesmal viel Handarbeit nötig, Foto: Timbercoast
Fast 18.000 Seemeilen hat der 100 Jahre alte Gaffelschoner „Avontuur“ seit Januar zurückgelegt. Am Donnerstag (22. Juli) wird er im Hamburger Hafen zurückerwartet. Mit an Bord: 60 Tonnen Stückgut aus Nicaragua, Mexiko und von den Azoren, die am Lübecker Kai entladen werden sollen. Eigentlich wollte die Crew auf dem Heimweg zur Kieler Woche die schleswig-holsteinische Landeshauptstadt ansteuern – doch dann kam das Coronavirus dazwischen.
Sieben Monate war das Segelfrachtschiff des Unternehmens Timbercoast aus Elsfleth, geführt durch den Gründer Cornelius Bockermann, unterwegs. Bockermann hat sich zum Ziel gesetzt, die weltweite Seeschifffahrt nachhaltig zu verändern. So segelte die 15-köpfige Crew im Auftrag des Unternehmens nun zum fünften Mal mit dem 44 Meter langen Zweimaster, diesmal via Madeira, die Kanaren, die Karibikinsel Marie-Galante und Honduras nach Mexiko und von dort über die Azoren zurück nach Deutschland. „Mit der Tragfähigkeit von 114 Tonnen ist der Zweimaster zwar nur ein Zwerg gegenüber Containerriesen, doch David war ja auch nur ein Winzling gegenüber Goliath“, so Bockermann zu den Möglichkeiten des Seglers.
Die Corona-Pandemie hatte das Unterfangen, faire und ökologische Waren möglichst emissionsfrei per Segelschiff zu transportieren, auf eine harte Probe gestellt. Nach über 200 Tagen auf hoher See, ohne das Schiff wirklich verlassen zu können, und der ständigen Ungewissheit durch das Coronavirus, freut sich die Crew nun, endlich wieder anzukommen und Land unter den Füßen zu wissen, meldet Bockermann.
Bis unter den Lukendeckel ist der Laderaum mit Waren wie Kaffee, Rum, Kakao, Gewürzen und Salz für die Unternehmen El Puente, Mitka, Brigantes, echtöl, Choco Del Sol, Herufek, Café Chavalo, Timbercoast, Zotter Schokolade und Teikei Coffee gefüllt. Bockermann: „In den letzten Jahren wurde die Stückgutentladung mit der Hilfe vieler Freiwilligen geschafft. Dieses Jahr muss dies aufgrund der besonderen Situation in abgewandelter Variante und mit der Hilfe von Kränen und festen Teams an Land und in der Ladeluke gelöst werden.“ Begleiten kann man das Event per Livestream über den Instagramkanal @avontuur_offloading.
Das Unternehmen Timbercoast kommt seinem Ziel, das weltweite Transportwesen zu revolutionieren und eine große Flotte moderner, umweltfreundlicher Handelsschiffe zu entwickeln, langsam näher. Der Bedarf an klimafreundlichen Warentransporten wächst stark, sodass er allein mit der „Avontuur“ nicht mehr abgedeckt werden kann. Seit 2019 baut die Crew um Kapitän Bockermann den Dreimaster „Anny von Hamburg“ (Baujahr 1914) zu einem zweiten Frachtsegler um. tja