Taucher Knoth managt „Sassnitz“-Bergung

Das Heben der „Sassnitz“ am Kai erwies sich für das Team als schwieriges Unterfangen, Fotos: Taucher Knoth

Höchster Einsatz auch bei „Schietwetter“
Jahrzehnte lang gehörte die „Sassnitz“ zum Inventar des Harburger Binnenhafens und war an ihrem Liegeplatz direkt an der Lotsekanal-Klappbrücke ein gewohntes Bild.
Doch im März war der ausgemusterte Kutter plötzlich verschwunden – nur die Masten und das Brückendach ragten noch aus dem Wasser. Eine von der Feuerwehr ausgelegte Ölsperre dämmte zunächst das austretende Schmier- und Dieselöl ein und sorgte dafür, dass sich die aufschwimmenden Kleinteile nicht im gesamten Hafen verteilten. Für die Fachleute stand dann schnell fest: Hier ist nichts mehr zu retten. Deshalb wurde die Hamburger Bergungsfirma Taucher Knoth von der Stadt Hamburg beauftragt, das Wrack zu heben und einer fachgerechten Entsorgung zuzuführen.
Da der große Schwimmkran von Taucher Knoth jedoch nicht durch die Harburger Schleuse passte, musste das Unternehmen die Bergung in zwei Abschnitten durchführen. Zunächst wurde an Ort und Stelle mit dem Taucherschiff „TK 8“ und dem Arbeitsschiff „Lift 100 TK 9“ die Schwimmfähigkeit der „Sassnitz“ wieder hergestellt.
Doch bereits das Heben des Schiffes an der Kai erwies sich für das Bergungsteam als schwieriges Unterfangen. Denn der Laderaum war mit Gegenständen aller Art so vollgestopft, dass die Taucher erst einmal Platz schaffen mussten, um die Pumpen bis zum Schiffsboden einbringen zu können. Darüber hinaus galt es, die weitgehend vollgestellte Decksfläche frei zu räumen und die Zugänglichkeit zu den Luken herzustellen. Nach dem Anbringen der Hebetrossen konnte der Kran dann seine Arbeit beginnen und, begleitet vom Rauschen der Pumpen, hob sich das Wrack langsam aus dem Wasser. In der vorgesehenen Schwimmlage wurde die Ursache des Untergangs schnell sichtbar: Die Planken des Holzschiffes waren im Bereich über der Wasserlinie so stark in Mitleidenschaft gezogen, dass das Wasser, zuerst langsam, dann bei weiterem Tiefgang immer schneller, in die „Sassnitz“ eindringen konnte.
Danach brachte ein Schlepper den Kutter bis in den Vorhafen der Schleuse an der Süderelbe. Dort erfolgte der zweite Arbeitsschritt, bei dem das Wrack mit dem großen Schwimmkran „TK 10“ aus dem Wasser gehoben und in eine Schute gesetzt wurde. Da das Hebegeschirr bereits zuvor angelegt worden war, erwies sich das Heben und Umsetzen in den Transportleichter als Routineaufgabe. Lediglich die ungünstige Witterung mit Sturm und Regen sorgte in dieser Phase für etwas Verdruss beim Bergungsteam. „Nur durch diese zweigeteilte Arbeitsweise konnten wir ein erneutes Sinken, womöglich noch im Fahrwasser, und eine weitere Gefährdung der Umwelt ausschließen“, sagte Ralf Kröger, Geschäftsführer von Taucher Knoth nach der erfolgreichen Bergungsaktion. Im Anschluss trat die „Sassnitz“ ihre begleitete Reise zum Abwrackbetrieb in Moorburg an, wo das Zerlegen des Kutters im Leichter erfolgte. Von dort wiederum wurden alle Abfallstoffe den entsprechenden Fachentsorgungsbetrieben zugeführt.
„Leider ist mit der ‚Sassnitz‘ ein weiteres Stück Seefahrtsgeschichte verschwunden“, resümiert Kröger. Schuld dar an war seiner Ansicht nach die unzureichende Wartung und Pflege des Kutters durch den in allen Belangen völlig überforderten Besitzer. Gleichzeitig betonte Kröger, dass sich insbesondere bei Einsätzen mit vielen unvorhersehbaren Randbedingungen, wie eben im Fall der „Sassnitz“, „die Leistungsstärke, Improvisationsfähigkeit und die Gerätevielfalt eines Bergungsspezialisten deutlich zeigt.“