„Seute Deern“ vor dem Aus

Foto: Eckardt, Trauerspiel: Die „Seute Deern“ wird durch Pumpen schwimmfähig gehalten
Über dem mehr als 100 Jahre alten historischen Segelschiff „Seute Deern“, zugleich ein geschätztes Wahrzeichen des Deutschen Schiffahrtsmuseums (DSM) in Bremerhaven, verdunkelt sich der Himmel.
Nach dem Wassereinbruch und dem Versinken des weitgehend aus Holz gebauten Seglers, der inzwischen wieder geborgen wurde, beschäftigt jetzt die Beteiligten diese Frage: Wie geht es weiter mit dem stark in Mitleidenschaft gezogenen Schiff?
Eine Antwort darauf liefert der beauftragte Gutachter Hans-Joachim Möller: abwracken statt sanieren. Das Museum schweigt derweil und meint: „Wir hoffen, dass eine schnelle und gute Lösung gefunden werden kann“, so DSM-Sprecher Thomas Joppig. Die Diskussion rund um das sehr bekannte Schiff ist auch deshalb nicht einfach, da neben dem Museum auch die Stadt Bremerhaven, das Land Bremen und der Bund an den Kosten einer Sanierung beteiligt wären.
Schon in einem aus dem Jahr 2017 stammenden Gutachten wurden schwerste Schäden auf dem Segler festgestellt. Wie Radio Bremen jetzt mitteilte, dem das Gutachten vorliegt, heißt es dort, dass der Zustand der „Seute Deern“ deutlich schlechter als zunächst angenommen sei. So sei die Beplankung in einem „sehr schlechten Zustand“. Es sei wegen Pilzbefalls fraglich, ob die Spanten überhaupt noch neue Bolzen aufnehmen können. Der Kiel sei in einem „kritischen Zustand“, stählerne Bodenplatten hätten nur noch einen „Bruchteil der ursprünglichen Plattenstärke“. Teile der inneren Konstruktion, etwa der ehemaligen Restaurantküche, halten die Gutachter für „statisch bedenklich“.
Die 100 Jahre alte „Seute Deern“ war Ende August nach einem Wassereinbruch auf den Grund des Hafenbeckens gesunken. Am 22. September konnte der Segler dann wieder gehoben werden. Allerdings sind durch die Havarie die Schäden an der hölzernen Außenhaut des Schiffes eher größer geworden. Aktuell laufe nun achtmal so viel Wasser ein wie vor der Havarie, sagte jetzt ein DSM-Sprecher dem THB.
In der Vergangenheit waren es bis zu 25 Kubikmeter, derzeit sind es aber gut 200 Kubikmeter pro Stunde. Aktuell schwimmt der Segler nur dank des Einsatzes leistungsstarker Pumpen, die extra angemietet werden mussten. Jeder Tag, an dem der aktuelle Zustand anhält, kostet Geld, das dem DSM aber eigentlich nicht zur Verfügung steht.
Neben der Anmietung der Pumpen kommen die erhöhten Energiekosten und die Kosten durch die regelmäßige Überwachung durch die Techniker hinzu, erläuterte DSM-Sprecher Joppig weiter. „Da dadurch erhebliche Beiträge zusammenkommen, sind wir sehr daran interessiert, zu einer schnellen Entscheidungsfindung zu kommen.“
Bremens Hafenstaatsrat Tim Cordßen bestätigte das Ergebnis des Gutachtens von Möller. Jedoch fordert nun das Wissenschaftsressort vor einer endgültigen Entscheidung über den 100 Jahre alten Segler, eine zweite Expertise einzuholen.
Um eine fundierte Entscheidung zu treffen, ist aus unserer Sicht ein zweites Gutachten erforderlich“, erklärte der Pressesprecher des Ressorts Wissenschaft und Häfen, Sebastian Rösener. Dieses Gutachten wird nun beauftragt und soll zeitnah vorliegen. Anschließend soll dann kurzfristig eine Entscheidung getroffen werden, so Rösener.
Bei einem möglichen Abwracken des Seglers dürften die vom Bund in Aussicht gestellten 17 Millionen Euro Förderung aber verloren sein. Das zweckgebundene Geld hätte zudem vom Land Bremen und zu einem geringen Teil von der Stadt Bremerhaven gegenfinanziert werden müssen.
Der Bremerhavener Oberbürgermeister Melf Grantz (SPD) fordert indes schon jetzt eine schnelle Entscheidung über die Zukunft des maroden Museumsschiffes. Er könne sich eventuell auch einen Nachbau eines historischen Segelschiffs mit deutlichem Bezug zu Bremerhaven vorstellen, so Grantz. Wie solch ein Nachbau zu finanzieren sei, ließ der OB jedoch offen. CE/EHA