Öl-Rig vor Schottland droht zu zerbrechen

An der schottischen Küste droht eine große Bohrinsel zu zerbrechen.

Die „Transocean Winner“ war am Montag bei stürmischer See auf die felsige Küste der Isle of Lewis an den äußeren Hebriden getrieben worden. Seitdem hat der Koloss bereits Schlagseite bekommen. Umweltschützer machen sich Sorgen um die 280 Tonnen Öl, die sich in den Tanks der Bohrinsel befinden. Wenn die Bohrinsel zerbricht, könnte das Öl die Naturschutzgebiete in der Nähe empfindlich treffen.

Die britische Küstenwache warnte unterdessen Anwohner der Unglücksstelle. „Wir verstehen, dass so ein Unfall für die Anwohner von Inter esse ist. Aber wir fordern alle auf, von dem Ort fernzubleiben und den Zugang für Rettungskräfte und Bergungsexperten freizuhalten“, appellierte Mark Rodaway, Chef der britischen Küstenwache. Die UK Maritime & Coast Guard Agency hatte sofort nach der Meldung der Havarie die Koordination übernommen. Die Regierung in London schickte noch am Montag den Havarie-Beauftragten des Verkehrsministers nach Schottland.

Wie die Bohrinsel geborgen werden soll, steht noch nicht fest. Angesichts ihres Gewichts von 17.000 Tonnen wird es auf die größte Bergung an einer europäischen Küste seit der „Costa Concordia“ 2014 vor Giglio hinauslaufen. Der italienische Kreuzfahrer wog rund 45.000 Tonnen. Die Eigner der „Transocean Winner“ haben sofort nach der Meldung der Havarie ein Team der niederländischen Spezialfirma Smit Salvage aus Rotterdam angefordert. Problem: Die Unglückstelle liegt in einer völlig zerklüfteten und von Land aus nicht zugänglichen Region nahe der kleinen Ortschaft Carloway.

Die 1983 gebaute Bohrinsel war nach einem Einsatz vor Norwegen auf dem Weg nach Malta. Den Auftrag sollte der 2008 von der Mützelfeldtwerft in Cuxhaven abgelieferte Hochseeschlepper „Alp Forward“ absolvieren. Das in Rotterdam beheimatete Schiff schleppte die 93 Meter lange und 77 Meter breite Bohrinsel am Wochenende um die Nordspitze Schottlands herum, als ein Sturm aufzog. Wie die britische Küstenwache mitteilt, meldete der Kapitän des Hochseeschleppers in der Nacht zum Montag Probleme. Ein weiterer Schlepper wurde zur Unterstützung geschickt, hieß es weiter bei der Küstenwache.

Die „Alp Forward“ konnte die mehr als 100 Meter hohe Bohrinsel jedoch nicht mehr gegen den Wind auf Position halten. Zu dem Zeitpunkt war der Schleppzug noch weit von der Hebriden-Insel entfernt. Um 4.30 Uhr am Montag meldete der Kapitän dann, dass die Schlepptrosse im Sturm gebrochen sei. Da die Plattform keine Besatzung hatte, konnte auch keine neue Schleppverbindung hergestellt werden. Die „Transocean Winner“ driftete geradewegs auf die Felsen bei Carloway.

Als erste Maßnahme soll ein Team der Firma Smit mit Hubschraubern auf die Bohrinsel gebracht werden. „Ihre erste Aufgabe wird es sein, die Lage der Tanks mit dem Öl zu erkunden“, sagte Staatssekretär Hugh Shaw am Dienstagnachmittag. Er ist im britischen Verkehrsministerium zuständig für die maritime Sicherheit. Nachdem die Plattform am Dienstag Schlagseite bekommen hatte, war die Befürchtung bei den Experten stärker geworden, dass der Wassereinbruch in einem der vier gewaltigen Beine die Insel instabil machen könnte.

Die 1983 gebaute und auf den Marshall-Inseln registrierte Bohrplattform gehört zur Flotte von Trans ocean in der Schweiz. Das Unternehmen verfügt weltweit über 136 Bohrplattformen und Bohrschiffe. Zur Trans ocean-Flotte gehörte auch die 2010 im Golf von Mexiko versunkene Plattform „Deepwater Horizon“. FB/fab

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