Marine komplettiert U-Boot-Flotte

Ein italienisches U-Boot der Klasse 212a (Bild: Forza Navale)
Mit dem Befehl "Heiß Flagge und Wimpel" ist das neue hochmoderne U-Boot "U36" am Montag in Eckernförde in den Dienst gestellt worden. Mit der Übernahme des letzten Bootes der Baureihe "U212 A" komplettierte die Marine vorerst ihre U-Boot-Flotte.
Das Bundesverteidigungsministerium teilte jedoch mit, bis 2030 zwei weitere U-Boote beschaffen zu wollen. Sie sollen sich nach Fähigkeit und Größe an den sechs vorhandenen U-Booten der Klasse 212 A orientieren.
"Diese U-Boote sind State-of-the-Art, hightech pur", sagte der stellvertretende Inspekteur der Marine, Vizeadmiral Rainer Brinkmann, beim Festakt im Marinestützpunkt in Eckernförde. Wie seine fünf Schwesterboote ist die 57 Meter lange "U36" im 1. U-Boot-Geschwader in Eckernförde beheimatet. Das Kommando über die Marineeinheit übernimmt Korvettenkapitän Christoph Ploß (34).
Auch wenn die Modernisierung der Flotte mit der Indienststellung von "U36" zunächst komplett ist, gibt es Bedarf für weitere Boote. Bisher sei die Finanzierung von sechs Booten gesichert gewesen, sagte Vizeadmiral Brinkmann am Rande des Festaktes. Konzeptionell würden aber acht U-Boote gebraucht. In dem Zusammenhang würde geprüft, ob Kooperationen etwa mit Norwegen möglich seien.
Weitere Beschaffungen geplant
Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Berlin sagte, "mit sechs U-Booten der Deutschen Marine liegt die Anzahl unter dem Bedarf der Bundeswehr". Auch aus Gründen der operationellen Verfügbarkeit seien mehr U-Boote erforderlich. Daher sei geplant, Ende der nächsten Dekade zwei weitere U-Boote zu beschaffen.
Das erste neue U-Boot in Eckernförde war 2005 in Dienst gestellt worden. "'U36' hat rund 500 Millionen Euro gekostet", sagte der Ministeriumssprecher. Die sechs Boote hätten zusammen etwa 2,59 Milliarden Euro gekostet. Das 1. U-Boot-Geschwader in Eckernförde ist das einzige, das die Bundeswehr noch hat.
Die Unterseeboote der Klasse 212 A gelten als modernste nicht-nukleare U-Boote der Welt. Sie besitzen Marineangaben zufolge einen einmaligen Hybridantrieb. Das System ermöglicht Einsätze über mehrere Wochen hindurch weitgehend unabhängig von Außenluftzufuhr.
"Technisch raffiniert"
Schleswig-Holsteins Innenminister Stefan Studt (SPD) lobte "U36" als eines der technisch raffiniertesten Unterseeboote der Welt. Die fast geräuschlos arbeitenden und schwer zu ortenden Boote stünden an der Spitze eines fast dreißigjährigen Planungsprozesses.
"U36" werde in der internationalen Gemeinschaft eine wichtige Rolle spielen, sagte Brinkmann. Immer weniger Partner seien in der Lage, solche hochtechnologisierten Waffensysteme zu erhalten. Der Befehlshaber der Flotte und Unterstützungskräfte sprach auch die schwierige Personalsituation an, die auf das Gemüt drücke. Gerade bei den technischen Fachkräften mangle es. Die Marine hat daher zur Nachwuchsgewinnung unter anderem diverse Werbekampagnen aufgelegt.
Im Vergleich zu den ersten vier Booten sei das zweite Los mit den beiden letzten Booten weiterentwickelt worden. "U35" und "U36" hätten eine andere Elektronik, sie seien noch mehr für Einsätze in den Tropen geeignet und hätten andere Fähigkeiten etwa bei der Unterstützung von Spezialkräften. "Wenn U-Boote in engen, flachen Gewässern operieren und gedeckt Kräfte entlassen können, ist das ein unglaublich wertvoller Beitrag", sagte Johst. "Das neue Modell kann aufgrund baulicher Änderungen mehr Kampfschwimmer gleichzeitig transportieren und schneller abgeben. Und wir haben eine größere Reichweite durch mehr Bunkermöglichkeiten und mehr Kraftstoff."
Ob die U-Boote bereits bei Einsätzen Spezialkräfte abgesetzt haben, darüber machte Johst keine Angaben. Als Haupteinsatzgebiete nannte er die Ostsee, das Mittelmeer und die norwegische See. Grundsätzlich könnten die Boote weltweit agieren.
Eind Drittel im Einsatz
Einsatzbereit sind teils nur zwei U-Boote. Das entspreche dem alten Erfahrungswert der Marine, dass ein Drittel der Schiffe im Einsatz sei, ein Drittel in der Werft und ein Drittel für Ausbildungszwecke genutzt werde. Je komplexer ein Waffensystem sei, nehme in der Tendenz die Instandsetzung zu, sagte Johst.
Zum 1. U-Bootgeschwader gehören außer den sechs Unterseebooten noch drei Flottendienstboote - sie sind Aufklärer - und der speziell zur U-Boot-Unterstützung umgerüstete Tender "Main". Hinzu kommt das Ausbildungszentrum U-Boote. Außerdem bietet das Geschwader Auswertekapazitäten im Bereich der akustischen Aufklärung und es leistet die Sonarausbildung der Flotte.
Auf dem Papier hat das Geschwader rund 650 Stellen, aber nicht alle sind besetzt. "Wir haben schon Nachwuchssorgen", sagte Johst. "Das Personal ist knapp, wir haben nicht alle U-Boot-Besatzungen voll besetzt." Es fehle vor allem an Fachtechnikern, aber dies gehe ja der Industrie genauso. Konzeptionell sind sieben U-Bootbesatzungen - jeweils 29 Kräfte - und eine Werftgruppe vorgesehen. "Wir müssen jungen Menschen diesen Beruf irgendwie nahebringen", sagte Johst. "U-Boot-Fahren ist ein superspannender Job, aber wenn Sie einem 18-Jährigen sagen, dass er die nächsten drei Wochen kein Facebook und WhatsApp hat, weil er nämlich getaucht ist, ist das eine Hürde." (dpa)