Leinen los für „Sea-Watch 4“

Am Rumpf schimmert noch der alte Name durch: „Poseidon“. Jetzt rettet sie als „Sea-Watch 4“ Menschen in Seenot, Foto: Sea-Watch/Chris Grodotzki
Das neue Seenotrettungsschiff „Sea-Watch 4“ hat den Hafen von Burriana in Spanien verlassen, um erstmals im Mittelmeer schiffbrüchige Migranten zu retten. Das teilte die Organisation Sea-Watch am Wochenende mit.
Sea-Watch hatte das Schiff, vormals das deutsche Forschungsschiff „Poseidon“, im vergangenen Januar mit Unterstützung des gemeinnützigen Bündnisses United4Rescue gekauft. Nach den nötigen, jedoch in Folge der Covid-19-Pandemie erheblich verzögerten Umbauarbeiten, habe die „Sea-Watch 4“ Kurs auf internationale Gewässer vor Libyen genommen. „Die Lage vor der libyschen Küste ist nach wie vor dramatisch“, sagte Michael Schwickart von United4Rescue laut Mitteilung. „Deshalb sind wir froh, dass unser Schiff endlich auf dem Weg ins Einsatzgebiet ist um Menschen aus Seenot zu retten.“
Laut Sea-Watch sind seit mehr als sechs Wochen keine zivilen Rettungskräfte in der Such- und Rettungszone im Einsatz. „Fast alle aktiven Seenotrettungsschiffe sind wegen angeblicher Sicherheitsmängel in Italien festgesetzt oder werden mit nicht erfüllbaren Auflagen am Einsatz gehindert“, berichtet die Organisation. Doch in diesen sechs Wochen hätten die zivilen Aufklärungsflugzeuge von Sea-Watch im zentralen Mittelmeer mehr als 1500 Personen in Seenot dokumentiert. Laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM) begannen mehr als 3500 Menschen die Überfahrt nach Europa. In vielen Fällen seien sie durch die libysche Küstenwache in das Bürgerkriegsland zurückgebracht worden.
„Seit Wochen werden zivile Schiffe unter absurden Vorwürfen vom Retten abgehalten, während Menschen im Mittelmeer um ihr Leben kämpfen“, sagte Chris Grodotzki, Sprecher von Sea-Watch an Bord der „Sea-Watch 4“. Das Auslaufen des neuen Rettungsschiffes sei auch eine Ansage an die Europäische Union: „Wir hören nicht auf zu retten, solange ihr Menschen zur Abschreckung ertrinken lasst!“
Das Bündnis United4Rescue vereint nach eigenen Angaben mehr als 550 große und kleine Organisationen, die die zivile Seenotrettung im Mittelmeer unterstützen. Mit der „Sea-Watch 4“ werde laut Sea-Watch erstmalig eine Mission dieser Art von einem breiten zivilgesellschaftlichen Bündnis getragen. ger