Havarie in der Nordsee wird aufgearbeitet

Nachdem der Frachter „Glory Amsterdam“ Ende Oktober vor der Nordseeinsel Langeoog auf Grund lief, hat das Havariekommando am Freitag erneut über den Vorgang informiert.

Dazu hatte Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies (SPD) Vertreter der Küstenlandkreise und der Inseln eingeladen. An dem Termin in Aurich nahm auch ein Mitarbeiter des Bundesverkehrsministeriums teil.

Als Reaktion auf die Havarie des Frachters „Glory Amsterdam“ will Lies die Sicherheit für die Küstenregion verbessern. „Wir brauchen ein starkes Havariekommando, das personell und technisch bestens für den Notfall gerüstet ist“, sagte der Minister. Er forderte auch mehr Personal und eine bessere technische Ausstattung für das Havariekommando. Der Mitarbeiterbestand reiche nicht aus, um länger andauernde Einsätze ohne Qualitätsverlust abzuarbeiten. Lies betonte, hier sei der Bund in der Pflicht, zu handeln.

Das 2006 in Japan gebaute 225 Meter lange und 32,3 Meter breite Schiff mit 14,189 Metern Maximaltiefgang hatte sich am 29. Oktober 2017 im Sturm „Herwart“ von seinem Ankerplatz losgerissen und war rund zwei Kilometer vor Langeoog auf einer Sandbank gestrandet. Der Bulker konnte erst Tage später nach Wilhelmshaven und dann weiter zu German Dry Docks nach Bremerhaven geschleppt werden.

Der Landkreis Wittmund und Küstenkommunen sehen das Sicherheitskonzept bei Havarien kritisch. Sie fordern Verbesserungen von den Behörden, um eine Ölpest im Nationalpark Wattenmeer zu verhindern. Das Havariekommando in Cuxhaven habe keine Schleppverbindung zu dem Schiff herstellen können, als es steuerlos zwischen Helgoland und den ostfriesischen Inseln getrieben sei. Das sei aber ein Kernproblem angesichts des zunehmenden Schiffsverkehrs in der Nordsee, hieß es im Dezember in einer Resolution des Wittmunder Kreistags.

Nach Einschätzung von Experten sind alle Ursachen des Unglücks noch immer nicht lückenlos aufgeklärt. Dabei geht es vor allem um die Frage: Warum gelang es nicht, das bei keinesfalls extremen Wetterbedingungen stundenlang manövrierunfähig treibende Schiff vor der Strandung bei Langeoog zu bergen? Fachleute haben nach der Analyse von Fotos des Havariekommandos unter anderem festgestellt, dass an der hinteren Steuerbordseite die Reling des Frachters und ein Poller weggerissen war.

Nach Beurteilung von Spezialisten hätte ein Doppelpoller am Heck der „Glory Amsterdam“ mit der Rettungstrosse belegt werden müssen. Aber möglicherweise hat der 48 Jahre alte chinesische Kapitän die Anordnungen der Berger nicht verstanden. Eine Sprecherin des Havariekommandos in Cuxhaven hatte Kommunikationsprobleme mit der Crew eingeräumt (thb.info 6. und 2. November 2017). Die Wasserschutzpolizei hatte darüber hinaus gegen den Kapitän ermittelt. Es bestand der Verdacht, dass wegen der fehlenden Kooperationsbereitschaft der Schiffsführung die ersten Bergungsversuche gescheitert sind und das Schiff daher etwa zwei Kilometer vor Langeoog auf einer Sandbank gestrandet ist. FBi

Teilen
Drucken

Kundenservice

Sie haben Fragen? Kontaktieren Sie uns gerne.

Kundenservice

Sie haben Fragen? Kontaktieren Sie uns gerne.

Nach oben