Havarie blockierte Belgiens größten Hafen

Insgesamt elf Schlepper waren daran beteiligt, die „CSCL Jupiter“ wieder freizubekommen, Foto: THB
Vor Tausenden Schaulustigen haben elf Schlepper den in der Schelde auf Grund gelaufenen Mega frachter „CSCL Jupiter“ freigeschleppt und wieder nach Antwerpen gezogen.
Damit war der Schiffsverkehr auf dem Fluss wieder problemlos möglich. Die schwierige Bergungsoperation ging am späten Montagabend erfolgreich über die Bühne, allerdings erst im zweiten Versuch. Experten hatten zunächst damit gerechnet, dass der Carrier nicht so schnell freikommt.
Belgischen und niederländischen Medienberichten zufolge soll ein technisches Problem auf dem 366 Meter langen und 51 Meter breiten Box-Carrier von China Shipping Line (CSCL) dazu geführt haben, dass der 14.074-TEU-Frachter bei seiner Fahrt von Antwerpen nach Hamburg am Montagmorgen auf der Westerschelde manövrierunfähig wurde. Auf der Brücke des 2011 gebauten Schiffs waren zum Unfallzeitpunkt neben dem Kapitän auch zwei niederländische Lotsen. Der Vorfall ereignete sich dabei in einem von Nautikern als schwierig eingestuften Abschnitt der Schelde, und zwar in der Kurve von Bath. Der Frachter lief dabei mit einer Geschwindigkeit von 13 Knoten in die flache Uferzone, die zum niederländischen Staatsgebiet gehört. Als Folge der Havarie wurde der Schiffsverkehr auf der Schelde zunächst durch die Behörden untersagt, später dann für Schiffe mit einer Länge von maximal 200 Metern sowie Privatboote wieder frei gegeben.
Die Nachricht von der Havarie machte sehr schnell die Runde. Sensationstouristen strömten zu Hunderten zur Unfallstelle, die es sogar erlaubte, dass die Menschen während der Ebbe mit dem Stahlgiganten im Wortsinne direkt auf Tuchfühlung gehen konnten. In den Netzwerken wurden bereits nach kurzer Zeit zahlreiche Bilder und Filme platziert, darunter auch solche, die mit Hilfe von ferngesteuerten Drohnen entstanden. Zudem wurden in den elektronischen Medien viele Kommentare gepostet.
Aufgrund des gerade zum späten Montagnachmittag geradezu anschwellenden Besucherstroms sahen sich die niederländischen Behörden aus Sicherheitsgründen kurzfristig dazu veranlasst, umfangreiche Straßensperrungen zu verfügen. Nach dem erfolgreichen Freischleppen der in Hongkong registrierten „CSCL Jupiter“ wurde diese nach Antwerpen ins Hafenbecken Delwaidedok verholt. Hier sollte der Frachter durch Schiffbausachverständige begutachtet werden.
Für den Hafen Antwerpen dürfte der Vorfall nach Einschätzung von Fachleuten eine Diskussion über die Sicherheit von XXL-Frachtern auf der Schelde entfachen. Einen Vorgeschmack darauf lieferten bereits die zahlreichen Kommentare von Bürgern über Twitter und Facebook. Antwerpen hatte die letzte Vertiefung der Schelde im Dezember 2015 vollzogen. Seitdem nimmt die Anzahl der Großschiffanläufe, vor allem im Containersegment, zu. Diese Entwicklung trug unter anderem dazu bei, dass Antwerpen den Hamburger Hafen vom zweiten Platz unter den eurpäischen Container-Standorten verdrängte und nur noch vom Nachbarn Rotterdam übertroffen wird.
Die aktuelle Havarie auf der Westerschelde erinnert an den Unfall der 400 Meter langen „CSCL Indian Ocean“ auf der Unterelbe bei Stade Anfang Februar 2016. Erst nach fünf Tagen und zwei vergeblichen Freischleppversuchen gelang es, den Riesen in der Nacht zum 9. Februar wieder ins tiefe Fahrwasser zu bugsieren. Auch dieser Vorfall löste in Hamburg eine lebhafte Sicherheitsdiskussion aus.
Die „CSCL Jupiter“ (IMO 9467263) hatte Antwerpen erstmals am 6. Februar 2014 angelaufen. EHA/FBi