Große Schiffe, kurze Liegezeiten?

Während an der deutschen Nordseeküste weitere Ladungsanlandungen verzeichnet werden, gehen in Bremerhaven die umfangreichen Lösch- und Ladearbeiten an der havarierten „MSC Zoe“ weiter.

Zu dem massiven Containerverlust des Boxcarriers hat die THB-Redaktion am Donnerstag einen Leserbrief von Klaus Mewes erhalten. Der 62 Jahre alte Kapitän war bis vor kurzem auf 8000-TEU-Schiffen der französischen Reederei CMA CGM unterwegs und fuhr zuvor auch für Hamburg Süd und Hapag-Lloyd – „immer schadensfrei und ohne Ladungsverluste“, wie Mewes betont. Inzwischen versieht der Ahrensburger seinen Kapitänsdienst auf Kreuzfahrtschiffen. Er schreibt:

„Generell stimme ich der Analyse von Kapitän Klaus Schroh zu. Das Schiff war als solches sicher. Zu bedenken ist aber unbedingt, dass es sich bei Terschelling um ein kompliziertes Seegebiet handelt, wenn Sturmlagen mit Wind und See von Nord bis Nordwest anliegen.

In dem gleichnamigen Verkehrstrennungsgebiet, Zwangsweg für Schiffe, muss eine Kursänderung von bis zu 50 Grad nach Steuerbord berücksichtigt werden, um weiter auf der vorgeschriebenen Bahn zu fahren. Nun kommen Wind und See danach von Backbord, und das Schiff fängt an – je nach Stabilität – mehr oder weniger zu rollen, teilweise mit harten Stößen.

Die Beschleunigungskräfte in der Decksladung nehmen dabei zu und eventuelle Schwachstellen bei den Lashings lösen dann einen derartigen Containerverlust wie auf der ‚MSC Zoe‘ aus. Gerade in der kurzen Lösch- und Beladungsphase zwischen den Häfen kommt es leider vor, dass nicht alles seefest ist!

Das Seegebiet ist bekannt, Grundseen erschweren zusätzlich das Befahren. Ich stehe dort auch heute noch häufig selbst auf der Brücke, wenn ich Richtung Elbe muss.“ bek

Die Faktenlage rund um den in der Nacht vom 1. auf den 2. Januar 2019 im Seegebiet bei Borkum havarierten Großcontainerfrachter „MSC Zoe“ (IMO 9703318 ) verdichtet sich mit jedem weiteren Tag. Während bislang in allgemeinen Medienberichten davon die Rede war, dass der 19.200 TEU-Gigant vor dem Unfall, in dessen Folge rund 270 Container von Bord gerissen wurden, aus „Richtung Antwerpen“ kam, ist jetzt klar: Das knapp 400 Meter lange Schiff hatte am 28. Dezember 2018, aus Fernost kommend, den portugiesischen Atlantikhafen Sines als ersten europäischen Lade-/Löschhafen angesteuert. Am 30. Dezember nahm die „MSC Zoe“ dann Kurs auf den nächsten Zielhafen, Bremerhaven. Sines, rund 70 Kilometer südlich von Lissabon, ist als Tiefwasserhafen mit garantierten 17 Meter Wassertiefe klassifiziert und wurde 2004 in Betrieb genommen. Der Sines Container Terminal wird von „PSA Sines- Terminals de Contentores S.A.“ betrieben. Die Jahresumschlagkapazität liegt bei 2,1 Millionen TEU. Die Kaifront ist gut 1,2 Kilometer lang. EHA

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